Auch in Fürth: Krätze ist noch längst nicht ausgerottet

27.11.2018, 15:58 Uhr
Auch in Fürth:  Krätze ist noch längst nicht ausgerottet

© Foto: CHAjAMP/shutterstock.com

Anfang September fing alles an. In einem hiesigen Seniorenheim klagten Mitarbeiter und Bewohner über heftigen Juckreiz. Ärztliche Untersuchungen zeigten bald darauf, dass es sich um Fälle von Krätze oder Skabies handelte, wie Mediziner die eher harmlose, wenn auch höchst unangenehme Art von Milben-Befall nennen, die durch intensiven Hautkontakt übertragen wird.

In der Einrichtung ging es daraufhin rund: Mitarbeiter wurden krank geschrieben, zugleich stemmte das Personal zusätzlich zum normalen Betriebsablauf eine aufwändige Grundreinigung: Bettwäsche wurde täglich gewechselt, Polster und Matratzen abgesaugt, Kleidungsstücke außer der Reihe gewaschen . . . Mehrere Tage mussten die Senioren ihre Mahlzeiten im Zimmer einnehmen — nicht aus Gründen der Quarantäne, sondern damit die Gemeinschaftsräume gereinigt werden konnten.

Insgesamt hatten 26 Personen Krätze-Symptome, hieß es jetzt auf FN-Nachfrage beim Träger der Einrichtung. Tatsächlich diagnostiziert wurde die Erkrankung demnach zwar nur bei zwei Betroffenen. Um der Erreger Herr zu werden, wurden aber alle 150 Bewohner und Beschäftigten mit einer ärztlich verordneten Creme behandelt. Offenbar mit Erfolg: Auch angesichts der langen Inkubationszeit von zwei bis fünf Wochen, die zwischen Ansteckung und erkennbarem Auftreten der Erkrankung verstreichen, betrachten die Verantwortlichen das Problem seit Anfang November als gelöst.

Seit 2016 unverändert

Dass die Krätze im Bewusstsein mancher Menschen als ausgerottet gilt, spiegelt nicht die Fakten wider. Es zeigt lediglich, dass Ausbrüche selten publik werden. Im staatlichen Gesundheitsamt dagegen, das bei Skabies-Verdacht immer dann informiert werden muss, wenn Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser oder Seniorenheime betroffen sind, wird nach den Worten von Behördenleiter Dr. Werner Hähnlein im Schnitt einmal wöchentlich ein Fall von Krätze(verdacht) aktenkundig. Hähnlein spricht von etwa 50 bis 60 Meldungen pro Jahr in der Stadt und im Landkreis Fürth. Eine Größenordnung, an der sich seit 2016 nichts verändert habe.

Ein Ausbruch mit gleich zwei Dutzend Betroffenen sei eher selten, sagt Hähnlein. Seine Behörde informiert in solchen Fällen die behandelnden Ärzte und mahnt in der Einrichtung zusätzliche Hygienemaßnahmen wie das Tragen von Handschuhen bei der Pflege an. Hähnlein betont in diesem Zusammenhang ausdrücklich, das Auftreten von Skabies sei "grundsätzlich kein Hinweis auf mangelnde Hygiene".

Winzige Spinnentierchen

Nur: Die Erreger, winzige Spinnentierchen, die sich in die Haut bohren und dort Eier und Kot ablegen, "lieben Körperwärme", so Hähnlein. "Sie wären also dumm, wenn sie den Menschen verlassen", deshalb seien Pflegeeinrichtungen, wo es zu sehr viel Körperkontakt kommt, "prädestiniert" für die Übertragung.

Die Übertragung durch Kleidung, Polster, Bettwäsche ist nach einem Merkblatt des Gesundheitsamts weniger wahrscheinlich, trotzdem rät die Behörde in ihren Behandlungsempfehlungen zur flächendeckenden Reinigung von Stoffen, mit denen die Erkrankten viel Kontakt haben.

Letzte Woche erfuhren Hähnlein und sein Team von zwei neuen Krätze-Fällen. Betroffen sind zwei Fürther Schulkinder. Einen Zusammenhang mit dem Seniorenheim sieht der Gesundheitsamtschef eher nicht.

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