Auch ohne „Stalins Rache“ ein Erfolg

4.10.2014, 13:00 Uhr
Auch ohne „Stalins Rache“ ein Erfolg

© Foto: Thomas Scherer

Wer sich jetzt verwundert an den Kopf fasst, der ist in bester Gesellschaft, denn nur wenigen Kennern der Materie ist sofort klar, dass besagter Name für eine relativ seltene Apfelsorte mit tiefrotem Fruchtfleisch steht und momentan einem gewissen Modetrend unterliegt. „Der Apfel hat aber eine sehr harte Schale und überaus hohe Gerbstoffwerte – ich würde ihn nicht mit Genuss verzehren“, erklärte Apfelkundler und Obstbaumwart Joachim Gärtner im lauschigen evangelischen Pfarrgarten gleich unterhalb der St.-Laurentius-Kirche.

Schon zum siebten Mal luden der evangelische Jugendförderverein sowie der Roßtaler Gartenbauverein zum viel besuchten Apfelfest in den mehrere Jahrhunderte alten, weitläufigen Garten. Pfarrer Jörn Künne freute sich sehr über die über 500 Gäste – spenden die Veranstalter doch den kompletten Erlös für die Teilfinanzierung der Stelle eines Jugenddiakons.

„Das ganze Fest ist eine riesige logistische Herausforderung“, erklärten Peter Bauer vom Gartenbauverein sowie sein Kollege Peter Schmitt vom Jugendförderverein.

Bereits am Vorabend wird das knappe Dutzend Stände aufgebaut, gleich morgens die Gäste begrüßen zu können. Am Abend des Veranstaltungstages sind indes sämtliche Spuren wieder beseitigt. Ohne die tatkräftige Mithilfe von Dutzenden ehrenamtlichen Helfern wäre das Fest überhaupt nicht zu schultern, so aber ziehen Jung und Alt an einem Strang.

Schmitt erzählte auch von einem ganz besonderen Service der evangelischen Jugend. Sollte ein Apfelbaumbesitzer, aus welchen Gründen auch immer, nicht im Stande sein, die Obsternte einzufahren, so pflücken fleißige Helfer kostenlos die schmackhaften Früchte. „Wir machen daraus köstlichen Most, den wir am Fest zu Gunsten des Vereins verkaufen“, berichtete Schmitt weiter. Die Absatzzahlen bestätigen seine Qualitäts-Einschätzung.

Überhaupt scheint es, als ob die uralte Kulturpflanze mehr denn je im Fokus steht. Pomologe Gärtner bestimmte an diesem Tage weit über 50 mitgebrachte Apfelsorten, von denen die Baumbesitzer gerne mehr über Herkunft und Pflege wissen wollten.

Ein paar Pflegetipps

„Rund berostete Stielgrube – eindeutig ein Kaiser-Wilhelm“ lautete das fachlich fundierte Urteil. Der Besitzer war glücklich und bekam gleich noch ein paar Pflegetipps mit auf den Weg. Lang war die Schlange vor Gärtners Zelt. Mitgebracht hatte er etwa 80 verschiedene Äpfel, „bei mir im Garten wachsen derzeit 138 Apfelvarianten“, erklärte er.

Gleich nebenan zeigte die Roßtaler Künstlerin Alexandra Schwarz ihre Werke. Für das Apfelfest hatte sie extra eine Windwiege mit stilisiertem Apfelmotiv erdacht. Ihr gegenüber wiesen die lokalen Imker darauf hin, dass ohne Bienen  so gut wie keine Apfelernte möglich ist. Im weitläufigen Garten ließ sich an diesem Tag viel Wissenswertes zum Thema Apfel entdecken. Dazu ein Schluck frisch gemosteter Saft oder ein Gläschen moussierender Apfelsekt.

Kinder konnten im imposanten Heuhaufen herumtollen oder Lustiges zum Thema Apfel basteln. Für Kurzweil sorgten auch die Schauspieler der Cadolzburger Burgfestspiele, die Auszüge ihres erst 2015 zur Aufführung kommenden neuen Stückes „Mademoiselle Marie“ aus der Feder von Fritz Stiegler und Matthias Lange zeigten. Im Pfarrhaus indes lud das Salonmusiktrio „Tritett“ zum Mitsummen ein.

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