"Auf der Schiene stauen sich die Investitionen"

24.9.2018, 21:00 Uhr

© Foto: Winckler

Eigentlich ist das Thema Bahn brandaktuell, speziell im öffentlichen Nahverkehr. Landtagsmitglied Harry Scheuenstuhl fasst den allseits bekannten Grund für "mehr Bahn" so zusammen: "Wir müssen den Binnenverkehr zurückfahren, Straßenverkehr abschöpfen." Gerade wenn Baustellen wie momentan auf der Südwesttangente bei Langenzenn, "unserer Hauptschlagader", Riesenstaus produzieren, werde der mögliche Infarkt absehbar.

Eine Verkehrswende ist also dringend nötig, da ist sich der Landtagsabgeordnete mit seinen SPD-Bundestagskollegen Martin Burkert aus Nürnberg und Carsten Träger aus Fürth einig. Der eine — Burkert — ist als Bahngewerkschafter Verkehrsfachmann, Träger vertritt die SPD in Umweltfragen. "Die Menschen sind bereit, aber der politische Wille noch nicht überall vorhanden", so Burkert. Womit er vor allem auf den vom Koalitionspartner CSU gestellten Verkehrsminister anspielt. Aber die Besucher erfahren auch: "Wir haben im Koalitionsvertrag eine Menge vereinbart und sind bei der Umsetzung mittendrin."

Wobei natürlich jene 5,5 Milliarden Euro jährliches Bundesgeld für Schieneninfrastruktur gerade einmal die Hälfte dessen sind, was Berlin für Straßen bereithält. Und angesichts eines Investitionsstaus von 32 Milliarden Euro auf der Schiene werde eher der Mangel verwaltet. Burkert setzt deshalb auf ein Beschleunigungsgesetz für schnellere Strecken-Planung und –Bau, das in wenigen Tagen beschlossen werde. Einen "Quantensprung" erhofft er sich davon.

Allein acht Bahnprojekte in Bayern würden "sofort profitieren", darunter die regional wichtige Achse Nürnberg-Würzburg. Die Strecke, auf der auch die S-Bahn-Linie 6 bis Neustadt an der Aisch liegen wird, sei Teil der "Herkulesaufgabe Deutschlandpakt". Ob die dafür nötigen sieben Milliarden freigegeben werden, entscheide sich dieser Tage, so Burkert. Den Optimismus scheint Träger zu teilen: "Ich bin für Schienenausbau. Man muss den Sprung wagen. Das ist nötig, wenn wir den Klimaschutzplan einhalten wollen. Der fordere 50 Millionen Tonnen CO2 weniger im Verkehr."

Für Stadt und Landkreis Fürth kündigen die beiden Bundestagsabgeordneten konkrete Fortschritte an: ein drittes Gleis auf der Würzburger Hauptstrecke, wenn auch nur ab Fürth bis Siegelsdorf und Barrierefreiheit für die Bahnhöfe "Alte Veste" Zirndorf, Fürth-Klinikum und Steinach. Dass die Bahn konkret Fürth-Stadeln "neu, barrierefrei" plant, davon ist auch Burkert überrascht: Immerhin liegt Stadeln an jenem S-Bahn-Verschwenk Richtung Erlangen, der in der gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen der Stadt Fürth und der Bahn vorerst gestoppt wurde.

Der Bahnhof Fürth jedoch steht weiter nicht auf der Barrierefrei-Planungsliste — für Burkert "ein Skandal", sollen doch 2021 dort wieder ICE halten. Und Fürth Bayern-Hbf taucht auch nicht im "Sonderprogramm" für den Umbau von 1000 Bahnhofsgebäuden auf – obwohl der "für mich an erster Stelle steht", wie der Nürnberger betont.

Für Träger ist das alles "eine Rachestrategie der Bahn gegen die Stadt Fürth" – wegen der Verschwenk-Klagen, wie er argwöhnt. Ebeno wolle die Bahn keinen Güterverkehrstunnel unter Fürth hindurch. Aber hier setzt Burkert auf die Politik und erwartet "eine positive Verkündung in den nächsten 14 Tagen". Und wenn die S-Bahn-Linie 6 Nürnberg-Neustadt komme, profitierten davon alle Haltestellen an der Hauptstrecke – also auch Fürths Hauptbahnhof. Ausbau-Zeitplan: zwischen 2021 und 2031.

Doch zur immer wieder angekündigten Elektrifizierung der Zenngrundbahn zwischen Siegelsdorf und Markt Erlbach kann auch Burkert nichts Konkretes sagen. Stattdessen prangert er Mängel im laufenden Bahnbetrieb überall an – von Verspätungen über Tür- und Toilettenprobleme bis hin zu fehlenden Triebwagen.

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