Auf gutem Fuß

22.7.2014, 13:25 Uhr
Auf gutem Fuß

© Hans-Joachim Winckler

Für die sagenhaft vielen Attraktionen der Kleeblattstadt haben Tänzer demnächst endlich Zeit. Richtig viel Zeit. Ganz ohne Stress. Fünf Tage am Stück hält sie ab der Saison 2014/15 das Stadttheater fest, das ist bundesweit ohne Vergleich.

Neben Ludwigsburg ist Fürth die Stadt mit den längsten En-Suite-Serien im Bereich des zeitgenössischen Tanztheaters. Nachdem die seinerzeit neue, vierte Tanzmiete binnen kurzer Zeit heillos überbucht war, entschied Intendant Werner Müller nun auf Verlängerung. Mit der Einführung einer fünften Miete visiert das Haus, dem bislang 2150 Tanztheater-Abonnenten aus dem gesamten süddeutschen Raum zu Füßen liegen, die 2500erMarke an — und schon bei Niederschrift dieses Textes sind nur noch 150 freie Plätze zu kriegen.

Selbst der Tanzlaie ahnt ob dieser Zahlen: Das Haus scheint auf diesem Sektor nicht nur manches richtig, sondern alles goldrichtig zu machen. „Das Publikum ist verwöhnt“, sagt Müller, „es hat ein genaues Gespür für Produktionen, die nicht erstklassig sind“ — und da gelte es, nur bei den Champions der internationalen Szene frühzeitig anzuklopfen. Fünf Tage am Stück sind übrigens ein sehr gutes Argument, Profitänzer verabscheuen das Tourneeprinzip „Heute hier, morgen dort“ von Herzen.

Das Programm ist identisch in allen fünf Mieten. Den Auftakt macht Grupo Corpo aus Brasilien, eines der führenden Ensembles Südamerikas (3.-7. Dezember). Zuletzt 2010 in Fürth zu Gast, sind heuer zwei Choreografien des Compagniegründers Rodrigo Pederneiras zu sehen — sportiv, impulsiv und ausgesprochen körperbetont geht es zu bei den Tänzerinnen und Tänzern aus Belo Horizonte.

Im legendären Apollo Theatre in New York saß Müller höchstpersönlich und griff nach der Uraufführung als Erster zu. So kommt es, dass die Fürther vom 18. bis 22. Februar in den Genuss der Europäischen Erstaufführung von „James Brown — Get on the Good Foot“ kommen. Zu den Hits des „Godfathers of Soul“ tritt die Philadelphia Dance Company mit einer ekstatischen Show an. Gleich neun Choreografen haben sich ans Werk gemacht, Modern Dance, Rap und Charaktertänze fusionieren zu einem irrwitzigen Stilmix. Aber „Irrwitz“ war schließlich auch James Browns zweiter Vorname.

Die bedeutendste Compagnie Spaniens, die Compañia Nacional de Danza, stellt die Koffer ab zwischen 25. und 29. März. Die Choreografie „Nippon-Koku“, eine atmosphärische Betrachtung Japans, hatte im Februar dieses Jahres Premiere und ist die erste Zusammenarbeit des Ensembles mit dem Tanz-, Film-, Fotografie- und Literatur-Kollektiv La Veronal des Choreografen Marcos Morau. In Deutschland harrt Morau, der mit Vorliebe geografische Regionen, ihre Historie und Kultur in Bewegung umsetzt, noch seiner Entdeckung.

Einer der politisch scharfsinnigsten Choreografen des Nahen Ostens ist Rami Be’er. Dunkel, hart und poetisch zugleich ist sein Abend „If At All“, mit dem Be’ers Kibbutz Contemporary Dance Company vom 19. bis 23. Mai gastiert. Seit Jutta Czurdas „Mayim, Mayim“ 2007 ist die Compagnie dem Stadttheater eng verbunden.

Abo-Neubestellungen — das Tanztheater-Abonnement kostet zwischen 84 und 144 Euro — nimmt das Stadttheater Fürth (Königstraße 116) bis 2. Oktober entgegen. Infos und Bestellzettel befinden sich im knapp 200 Seiten starken Spielplanheft zur Saison 2014/15.

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