Auffanglager Zirndorf: Mehr Platz, mehr Möglichkeiten

25.10.2013, 16:00 Uhr
Not macht erfinderisch: Das Asylbewerberheim in Zirndorf kämpft gegen eingeschränkte Platzkapazitäten.

© dpa Not macht erfinderisch: Das Asylbewerberheim in Zirndorf kämpft gegen eingeschränkte Platzkapazitäten.

Darüber hinaus ist auf einem angrenzenden Grundstück im Besitz des Landkreises Fürth ein medizinisches Versorgungszentrum angedacht. Pikant an diesen Plänen ist, dass sie im Landratsamt gar nicht bekannt waren, wie Kreissprecher Bernd Kuch mitteilt. Erst aus einer Pressemitteilung, mit der die Regierung auf eine FN-Anfrage reagierte, erfuhr die Kreisbehörde davon, dass die Regierung Kaufinteresse an dem Grundstück an der Plauener Straße in Oberasbach hat und es bereits in Pläne zur Entspannung der Enge am bestehenden ZAE-Gelände einbezieht.

Zuvor hatten sich Anlieger an die FN gewandt. Von Arbeitern, die auf dem Kreisgrund Bäume und Gestrüpp rodeten, hatten sie erfahren, dass neben ihren Wohnungen Container platziert würden. Anlieger Herbert Walter zeigt sich nicht nur „entrüstet über diese Informationspolitik“. Er hält es mit anderen Anrainern „für unzumutbar, dass uns die ZAE noch weiter auf den Pelz rückt“. Bereits jetzt litten Anwohner unter der Überbelegung. „Lärm und orientalische Musik bis weit nach Mitternacht“, sei, so Walter, „nicht jedermanns Sache. Wir können kein Fenster öffnen, ohne daran teilzuhaben.“ Er sammelt Unterschriften gegen eine Erweiterung.

Wobei die Regierung nicht von einer Erweiterung spricht. Sie weist ausdrücklich darauf hin, dass mit den Maßnahmen „allein für die über die Kapazität von 650 Plätzen hinaus aufgenommenen Asylbewerber die Wohn- und Versorgungssituation verbessert werden soll“. Von dreistöckigen Containern für zusätzlich 600 Asylsuchende „kann keine Rede sein“, begegnet Pressesprecherin Ruth Kronau-Neef Gerüchten, die unter Anliegern die Runde machen.

Wie wiederholt berichtet, reicht der Platz in der ZAE seit längerem nicht mehr aus. Vorübergehend waren Menschen schon in Zelten einquartiert, aktuell sind erneut Garagen zu Notquartieren umfunktioniert. Allein auf dem Gelände in Zirndorf – ohne die beiden Dependancen in Ammerndorf und Nürnberg, wo weitere 130 Flüchtlinge untergebracht sind, – leben derzeit etwa 860 Menschen. Und der Strom der Asylsuchenden reißt nicht ab: Jede Woche kommen zwischen 150 bis 200 Menschen neu an.

Räume, um sie besser ärztlich versorgen zu können, sind im Erdgeschoss der „weiteren Module“ in zweigeschossiger Bauweise auf dem Areal in Kreisbesitz vorgesehen. Der erste Stock sei „für Verwaltungszwecke und gebenenfalls für die Unterbringung vorgesehen“, teilt die Regierung mit. Letzteres lässt für Anlieger Walter nur einen Schluss zu: Absehbar sei es, dass auch diese Ärztezimmer oder Büros bei Bedarf zu Schlafräumen umfunktioniert würden. „Wir sind bereit, ein gewisses Maß zu ertragen, aber das wird zu viel“, fordert er, über Bayerns zweite Aufnahmeeinrichtung in München hinaus, ein drittes Auffanglager einzurichten.

Eine Position, die bereits wiederholt laut wurde und die auch der Landkreis vertritt, wie Kreissprecher Kuch erklärt. So unglücklich die Kommunikation im Blick auf die jetzt publik gewordenen Pläne gelaufen sei, so unbestritten sei doch auch, „dass die derzeitige Situation in der ZAE menschenunwürdig ist“. Zirndorf allein könne die Flüchtlingsströme nicht auffangen. Die Regierung, sagt er, komme nicht umhin, Asylsuchende verstärkt auf andere Landkreise umzuverteilen. Dass sie bemüht ist, weitere Dependancen zu schaffen, wird in der Pressemitteilung aus Ansbach hervorgehoben.

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