Auftakt mit entfesselten Emotionen

27.9.2016, 16:00 Uhr
Auftakt mit entfesselten Emotionen

© Foto: Markus Kohler

Auftakt mit entfesselten Emotionen

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Zu Beginn erklingt das Trio élégiaque von Sergej Rachmaninoff aus dem Jahr 1892. Ganz leise wallt das Cello auf und ab, ebenso leise kommt die Violine hinzu, Tempo und Lautstärke steigern sich, und dann stimmt das Piano mit einer schlicht wirkenden, melancholischen Melodie ein, die von den beiden Streichern übernommen wird.

Matthias Ranft, erster Solocellist, und Bart Vandenbogaerde, erster Konzertmeister der Bamberger Symphoniker, gestalten die immer wieder aufgenommenen Violin- und Cellopassagen als Zwiegespräch und Wettstreit zugleich, changierend zwischen träumerischer Elegie und stürmischer Emotion.

Das Piano, gespielt von der international tätigen Pianistin Tomoka Ogasawara, perlt und gleitet wie Wasser, schäumt über, grenzenlos, während die Linien der Streicher die Kontur hinzufügen. Am Ende erklingen wieder die Passagen vom Anfang, mit Dämpfern diesmal, traumartig, fern, bedroht, bis das Piano, das weit unten grollt wie sich entfernender Donner, ins Nichts verklingt.

Bedrohliche Vorzeichen

Kurz nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs beendet, kann man Maurice Ravels Trio in a-Moll durchaus auch unter den Vorzeichen des sich ankündigenden Desasters hören, wurden die Triller und Akkordkaskaden des Schlusssatzes auch verschiedentlich als Wiederhall des Glockenläutens bei der Mobilmachung interpretiert.

Auch der durch baskisches Liedgut inspirierte erste Satz mit seinem Schwanken zwischen tänzerischem Schwelgen, wildem Toben und dem Versinken ins Dunkel präsentiert eine Schönheit, die immer gefährdet erscheint, einen Tanz am Abgrund.

Den zweiten Teil des Konzerts bildet das wohl monumentalste Klaviertrio der Geschichte, Schuberts Trio in Es-Dur aus dem Jahr 1827. Nach Ravel erscheint das Werk beinahe leicht, gut gelaunt, heiter, affirmativ, verspielt sogar.

Der Eindruck täuscht freilich, täuscht über die schmerzlich schönen Passagen hinweg, die von Tumult und Verlust sprechen, „bis zur Herzensangst gesteigert“, wie Schumann es formulierte. Und doch ist dies ein vorwärtsdrängender Schubert, ein Werk, in dem - vielleicht trotzig und im Angesicht des Todes - das Leben ergriffen und bejaht wird.

Wenn im langen Schlusssatz Idee an Idee gereiht wird, schlagen einem die immer wieder neu aufgenommenen Passagen entgegen wie ein belebender Wind. Einer Zugabe hätte es nach diesem Werk wahrhaftig nicht bedurft.

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