Augen zu, Glückskäppi auf und Daumen fest gedrückt

13.7.2014, 16:00 Uhr
Augen zu, Glückskäppi auf und Daumen fest gedrückt

© Hans-Joachim Winckler

Bei manchen gibt es vor jedem Spiel Kartoffelsalat mit Wienerle. Andere sind überzeugt, dass deutsche Tore fallen, sobald sie zum Rauchen auf den Balkon gehen. Das Wunderbare an solchen dezent abergläubischen Anwandlungen ist: bisweilen funktionieren sie tatsächlich. Oder auch nicht. Daniela Stilkerich weiß zum Beispiel genau, was bei ihr am Sonntag im Schrank bleibt: „Mein Nationaltrikot von der EM 2012.“ Das hatte die 26-Jährige nämlich beim Spiel der Deutschen gegen Ghana an. „Aber das ging ja dann ziemlich schief, weil nur ein Unentschieden herauskam.“

...Daniela Stilkerich und Manfred Fetcu...

...Daniela Stilkerich und Manfred Fetcu... © Hans-Joachim Winckler

Die Versandleiterin ist gemeinsam mit ihrem Verlobten Manfred Fetcu nach Fürth gekommen, weil für sie sechs Tage nach dem Finale alles auf Anfang steht: „Wir heiraten und haben gerade ein Probe-Shooting mit dem Fotografen gemacht.“ Fetcu, von Beruf Lagerleiter, ist selbst begeisterter Fußballer und steht bei der SpVgg Nürnberg im Tor. Der 30-Jährige hat sich schon darum gekümmert, dass am Sonntagabend etwas Gutes auf den Tisch kommt. „Wir grillen, Spareribs und Steaks kommen vorher in eine Marinade nach meinem Spezialrezept mit Olivenöl, Paprika, Himbeeressig, Senf und Ketchup.“

Nikolai Siebenhaar, Schüler am Schliemann-Gymnasium, ist der Versuch vertraut, den Spielverlauf ein ganz klein wenig in die gewünschte Richtung zu dirigieren: „Meine Mutter drückt vor jeder Ecke die Daumen. Ein süßes Ritual. Auch wenn es nicht wirklich viel bringt“, verrät der 18-Jährige. Mitschülerin Rose Wenzl (17) hat dennoch Verständnis: „Bei Elfmetern schaue ich immer weg. Wenn tatsächlich ein Tor fällt, höre ich das ja sofort am Geschrei der anderen.“

...Nikolai Siebenhaar, Rose Wenzl und Moritz König (v.l.)...

...Nikolai Siebenhaar, Rose Wenzl und Moritz König (v.l.)... © Hans-Joachim Winckler

Pläne fürs Finale hat auch Moritz König (17), der zuvor allerdings noch zum Bogen greift: „Wir spielen mit den Jungen Fürther Streichhölzern in einem Ort bei Gunzenhausen, anschließend schauen wir das Spiel gemeinsam an.“ Wird dann auf die Pauke gehauen? „Eigentlich eine gute Idee, aber die Instrumente kommen natürlich vorher weg, außerdem haben wir als Streicher gar nichts Passendes dafür“, sagt Moritz lachend.

Schwarz-Rot-Gold ist das mit Luft gefüllte, längliche Element, das Jean-Jacques und Patrick Yapi gerade erstanden haben. Wie nennt man das Ding am besten? „Deko“, schlägt der 16-jährige Patrick vor. „Das legen wir einfach fürs Finale ins Wohnzimmer.“ Geschaut wird auf dem neuen Fernseher. „Wir haben uns für die WM ein großes Gerät gekauft, Familie und Freunde gucken zusammen.“ Zur Vorbereitung, sagt Patrick, gehört aber noch etwas: „Mein Bruder zieht zum Spiel immer dasselbe Käppi an.“

...Patrick Yapi und sein Vater Jean-Jacques.

...Patrick Yapi und sein Vater Jean-Jacques. © Hans-Joachim Winckler

Ein ganz besonderes Finale liegt schon hinter ihnen: Tina Roth (17), Kathrin Kreimann (18) und Genriyeta Oliynyk (17) haben die Mittlere Reife in der Tasche und gerade gebührend mit einem Abschlussscherz in der Leopold-Ullstein-Realschule gefeiert. „Wir haben alles mit Luftschlangen und Toilettenpapier geschmückt und dann eine Polonaise durch alle Klassenzimmer gemacht.“ Einen ganz besonderen Kniff, damit die Nationalmannschaft tatsächlich zum glücklichen Abschluss kommt, haben Kathrin und Genriyeta: „Vorher sagen wir immer, dass wir bestimmt verlieren werden.“ Warum denn das? „Wir wollen das Glück nicht herausfordern.“

Tina setzt dagegen auf ein paar ganz bestimmte Ohrringe: „Die sind riesig und in Schwarz, Rot und Gold.“ Klingt perfekt. Fehlt jetzt noch etwas? „Eigentlich nicht“, sagt Tina, „die Deutschen müssten nur noch gewinnen.“

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