Ausgehen mit Rollstuhl: Barrierearme Lokale gesucht

20.9.2018, 06:00 Uhr
Ausgehen mit Rollstuhl: Barrierearme Lokale gesucht

© Foto: Winckler

Der monatliche Stammtisch in wechselnden Lokalen stellt die Mitglieder des Fürther Behindertenrats regelmäßig vor Herausforderungen. Immer wieder müssen sie dabei feststellen, dass es irgendwo hakt. Etwa in Gaststätten, in die man zwar barrierefrei, also ohne eine Stufe überwinden zu müssen, hineinkommt, die dann aber Treppen im Gastraum haben. Oder eine Toilette im Untergeschoss, zu der kein Aufzug führt. Ein anderes Mal lässt sich die Eingangstür nicht weit genug öffnen, so dass es kein Durchkommen mit dem Rollstuhl gibt. Oder die Gänge zwischen den Tischen sind zu eng.

Damit Behinderte — in Fürth leben ungefähr 19 400 Menschen, die mit Einschränkungen im Leben kämpfen — künftig schneller geeignete Wirtschaften finden können, arbeitet der Behindertenrat seit einiger Zeit an einer Übersicht. Auf der Homepage des Rates sollen in naher Zukunft alle Lokalitäten aufgelistet sein, die entweder als barrierefrei gelten und bestimmte DIN-Normen erfüllen oder zumindest so barrierearm sind, dass Menschen mit Rollator oder Rollstuhl keine Probleme haben.

15 solcher Wirtshäuser in der Stadt und im Landkreis sind schon aufgenommen, darunter auch einige vorbildlich ausgestattete Bäckereiketten. Wer ein geeignetes Lokal kennt, kann es dem Rat mitteilen. Fabian Kittel, der auf einen Rollator angewiesen ist, macht dann den Praxistest. Denn manchmal stellt sich eine als barrierearm vorgestellte Räumlichkeit doch als tückisch heraus. In solchen Fällen sucht der stellvertretende Vorsitzende des Behindertenrats das Gespräch mit dem Inhaber und informiert darüber, wie man ohne größeren Aufwand, auch finanzieller Art, Abhilfe schaffen kann. "Es gibt zum Beispiel leichte und transportable Rampen, mit denen man Eingangsstufen überwinden kann", erklärt Kittel. Sie sind aus Aluminium gefertigt und bereits ab etwa 150 Euro zu kriegen.

Trennwand fällt weg

Auch eine Toilette ließe sich relativ einfach so umbauen, dass ein Rollstuhl hineinpasst — zumindest, wenn mehrere WC-Kabinen vorhanden sind. "Dann nimmt man eine Trennwand und eine Toilette raus und bringt noch einen Klappgriff zum Festhalten an", sagt Siegfried Reimann, Vorsitzender des Behindertenrats. Weniger als 300 Euro sind seiner Erfahrung nach für einen solchen Umbau fällig, der vielleicht sogar finanziell gefördert wird. Auch dazu gibt der Behindertenrat Auskunft.

Doch während diese Maßnahmen allein auf die Beseitigung von Barrieren für Gehbehinderte abzielen, gilt es, Menschen mit anderen Handicaps ebenfalls im Blick zu behalten. Auch für sie fallen Reimann und Kittel eine Menge Verbesserungsvorschläge ein. Der Gastraum sollte etwa gut ausgeleuchtet sein, damit Sehbehinderte die Speisekarte lesen können. Sie sollte auch in ausreichend großer Schrift gedruckt sein. "Gerade die Hinweise zu Inhaltsstoffen sind oft extrem winzig", bemängelt Kittel.

Für Hörgeschädigte wäre es gut, wenn sie ihre Pizza-Bestellung auch per Fax oder Mail übermitteln können und nicht nur via Telefon. Kleine Bildchen auf der Speisekarte dagegen würden Menschen mit kognitiven Einschränkungen enorm helfen. Das "Schnitzel Wiener Art" zum Beispiel könnte mit dem Piktogramm eines Schweines gekennzeichnet sein, das "Wiener Schnitzel" mit dem eines Kalbs. Der Behindertenrat hofft nun, dass die Liste mit barrierearmen Gaststätten schnell weiter wächst.

Wer ein geeignetes Lokal kennt, kann es per Mail an behindertenrat@fuerth.de melden, dann wird es geprüft und im besten Fall aufgenommen. Abrufen kann man die aktuelle Übersicht unter www.behindertenrat-fuerth.de

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