Bahnhof bleibt trist

27.11.2011, 13:00 Uhr
Bahnhof bleibt trist

© Hans-Joachim Winckler

Was die Deutsche Bahn auf ihrer Homepage über ihre „Personenbahnhöfe“ schreibt, klingt fast poetisch. „Unsere Bahnhöfe“, steht da, „sind nicht nur das Zugangstor zum System Bahn, sondern auch Drehscheibe für die Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsträger, Marktplatz sowie Visitenkarte für die Städte und Regionen.“ Visitenkarte. Drehscheibe. Tor. In Fürth prallen die schönen Worte auf eine raue Wirklichkeit. Das historische, denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude fällt durch die verwitterte Sandsteinfassade auf und durch die Eiseskälte im Inneren, wo eine schäbige Bretterwand die ehemals ehrwürdige Empfangshalle vom neuen S-Bahn-Gleis trennt. Eine Sanierung wäre millionenschwer. Das ist das Problem.

Hoffnung für den Hauptbahnhof gab es im Juni 2010, als DB-Chef Rüdiger Grube erstmals als Staffelläufer beim Metropolmarathon antrat, Lobeshymnen auf die „wunderbare Stadt“ anstimmte und über deren und irgendwie ja auch seine abgehalfterte „Visitenkarte“ urteilte: „Da muss etwas gemacht werden.“ Ein Jahr verging. Heuer deuteten sich im Juni erneut Perspektiven an. Wieder nach dem Marathon lud der Fürther Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz (Grüne) zum Spitzengespräch. Dabei: Oberbürgermeister Thomas Jung, Bahnchef Grube und Grünen-Stadtrat Harald Riedel. Alle waren sich einig, dass die Bahnhofssanierung hohe Priorität habe. Es war die Rede von „aussichtsreichen Verhandlungen“ bezüglich der beiden Seitenflügel des langgestreckten Gebäudes mit namentlich nicht genannten Investoren und davon, dass die Bahn den Mitteltrakt behalten und herrichten werde. Ein Gespräch in drei Monaten wurde vereinbart, dann wollte man über Erfolge sprechen.

Zu einem weiteren Gespräch aber kam es (noch) nicht. Auf Anfrage der FN bei der Konzerntochter DB Station und Service AG, die bundesweit 5400 Bahnhöfe verwaltet, sagte ein Sprecher nun: „Wir wollen das Gebäude entwickeln, es gibt aber leider keinen neuen Stand.“ Neues gibt es aber doch. Die angedachte Verlegung des Kundenzentrums ins Verteilergeschoss ist offenbar vom Tisch: Davon könne keine Rede sein, sagte der Sprecher und bestätigte, die Bahn beanspruche einen Teil der Räumlichkeiten, nicht aber „all die Räume in den Flügeln“. Für die hätte man in der Stadt viele Ideen. Längst liegen Pläne für den Bahnhof als Kunst- und Kulturstandort vor, und davon abgesehen gibt es laut OB Jung nicht nur die bereits bekannten Überlegungen, diverse Dienstleister und die Tourist-Information im Bahnhof unterzubringen. Man ziehe diesen auch als Standort für eine Filiale der Volksbücherei in Betracht. Für Jung steht fest: Die finanziell klamme Stadt kann das Gebäude keinesfalls kaufen, sie käme allenfalls als „Mieter oder Teileigentümer“ infrage. Man wartet weiter auf potente Investoren. Die Bahn, meint Jung, könne das Gebäude auch selbst sanieren und dann vermieten. „Wenn Ramsauers Millionen da helfen würden, wäre das wunderbar.“ Unwahrscheinlich. Verfügbare Gelder fließen, so der Konzernsprecher, erfahrungsgemäß eher in Bahnsteige und -unterführungen als in die Gebäude.

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