Barrierefrei in den Bus

26.9.2017, 06:00 Uhr
Barrierefrei in den Bus

© Thomas Scherer

Nicht nur im Oberasbacher Rathaus ist bereits vor einiger Zeit Post aus dem Landratsamt eingetroffen. Dabei informierte die Behörde die Empfänger über die Notwendigkeit, Bushaltestellen barrierefrei zu gestalten. Weil das Feld weit ist, gab es auch gleich eine Liste mit an die Hand. Die Haltepunkte waren dabei in verschiedene Prioritäten unterteilt. Zugrunde gelegt bei der Beurteilung wurden sieben Kriterien. Beispielsweise, ob es sich um einen Umsteigepunkt handelt, ob er täglich bedient wird oder eine Mindestfrequenz an Einsteigern aufweist. Des Weiteren untersuchte der "Arbeitskreis Nahverkehrsplan" des Landratsamtes, ob wichtige Ziele wie Krankenhäuser, Heime, aber auch Einkaufsmöglichkeiten oder Behörden in der Nähe liegen.

Alle in Stufe eins eingeordneten Haltestellen, sie hatten mindestens fünf der sieben Kriterien erfüllt, sollten, so die ÖPNV-Experten, bis 1. Januar 2022 barrierefrei umgebaut werden. Zumindest sollten die Straßenbaulastträger, also hier die Kommunen, dieses Ziel verfolgen. Insgesamt müssten im ganzen Landkreis 500 Haltestellen ertüchtigt werden, bis in fünf Jahren auf jeden Fall rund 180.

Sportliche Vorgabe

Oberasbach hat bisher zwei barrierefreie Busstopps – in der Oberasbacher Straße vor dem ehemaligen Seniorenheim und am neugestalteten S-Bahnhaltepunkt Oberasbach. Umzubauen hätte die Stadt laut Vorgaben und Kategorisierung 25 Haltestellen. Das Bauamt spricht diesbezüglich von einer sehr sportlichen Vorgabe und wird in der Vorlage für die Stadträte im Bauausschuss noch deutlicher: Im Gesamten "voraussichtlich kaum umsetzbar", heißt es.

Und dabei geht es nicht nur um personelle Kapazitäten, übernehmen müssten die Planungen im Wesentlichen wohl ohnehin externe Büros, sondern auch ums Geld. Pro Haltepunkt werden Umbaukosten von maximal 25 000 Euro anerkannt. Von dieser Summe fördert der Freistaat höchstens 55 Prozent. Nach Einschätzung des Landratsamtes schwanken die Ausgaben pro Haltestelle zwischen 500 und 25 000 Euro. Doch in der Regel müssen die Kommunen mehr Geld ausgeben.

In Oberasbach hat Stadtbaumeister Peter Kleinlein mehrere Haltestellen herausgefiltert, die mit Blick auf Frequenz, Nutzerzahlen, Ein- und Ausstiegen einen Umbau sinnvoll erscheinen lassen: Gleich drei Stationen sind es am Albrecht-Dürer-Platz, die insgesamt mit rund 120 000 Euro zu Buche schlagen. Dazu kommt noch Altenberg-West, hier hat das Bauamt allein 145 000 Euro veranschlagt. In jedem Fall müssen Bordsteinkanten – auf 20 Zentimeter – angehoben und die Entwässerung angepasst werden. Dazu kommen im Pflaster für den Taktstock erfühlbare Markierungen, sie zeigen die Entfernung zum Bus an. Außerdem braucht es für Sehbehinderte akustische Einrichtungen, mit deren Hilfe sie über Abfahrtszeiten informiert werden.

Der Bauausschuss war sich nach kurzer Diskussion darüber einig, den Einstieg in den barrierefreien Umbau noch heuer einzuläuten. Kleinlein hatte zuvor erläutert, dass die Maßnahmen mit Blick auf Kapazitäten und zeitliche Vorgaben umzusetzen wären. Die Zuschussanträge sind auf den Weg zu bringen, das Ingenieurbüro, das bereits die Voruntersuchungen gemacht hat, könnte weitergehend planen und ausschreiben – Letzteres aber nicht vor November.

Stein hat 16 Haltepunkte in der Priorität eins. Das Bauamt hat daraus einen Zehner-Pool gebildet, den man im nächsten Jahr angehen will. Zunächst wird zum 1. Oktober der Zuschussantrag für die gesamte Maßnahme gestellt. Derzeit werden die Bushaltestellen erfasst, vermessen und überplant. 100 000 Euro stehen dafür im Haushalt parat. Ganz vorne in der Liste rangieren die Bus-Stopps Kirche, Albertus-Magnus-Straße, Goethering und Palm Beach. Ob diese auch als Erste angegangen werden und wie weit man im nächsten Jahr kommen wird, das vermag Wolfgang Schaffrien nicht zu sagen. Doch der Steiner Bauamtsleiter zeigt sich optimistisch, dass zumindest "das Gros" der Steiner Haltepunkte bis 2022 barrierefrei gestaltet ist.

Die Zirndorfer warten dagegen ab, und zwar die Ausschreibung der 150er-Buslinien. "Erst wenn wir wissen, welcher Anbieter mit welchen Fahrzeugen und welcher Technik zum Zuge kommt, können wir entscheiden, was wo zu tun ist", sagt Bürgermeister Thomas Zwingel. Im Frühjahr 2018 soll es so weit sein.

Außerdem hat für Zirndorfs Stadtoberhaupt ohnehin der Bahnhof oberste Priorität. Wie bereits mehrfach berichtet, haben es Mütter mit Kinderwagen, Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer mangels Aufzug schwer, zum Bahnsteig zu gelangen. In dieser Woche hatte der Rathauschef einen Ortstermin mit einem Manager von DB Regio.

Zwei "unorthodoxe Vorschläge", wie Zwingel sagt, hat er selbst gemacht. So könne man sowohl durch die frühere Schalterhalle als auch durch ein Tor an der Bus-Wendeschleife ebenerdig ans erste Gleis gelangen. Dann bräuchte es einen, entsprechend verkehrstechnisch gesicherten Übergang zum Bahnsteig.

Der Mann von DB-Regio präsentierte ebenfalls eine Lösung. Zwingel spricht von einem "interessanten Ergebnis und von einem "sehr positiven Gespräch". Mehr will der Bürgermeister aber noch nicht verraten, "um nicht Hoffnungen zu schüren, die dann vielleicht enttäuscht werden". Derzeit prüft das Zirndorfer Bauamt nämlich erst noch, ob die Variante technisch umsetzbar ist.

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