Barthelmess: "Wir sind jetzt klein, aber fein"

29.10.2017, 16:00 Uhr
Barthelmess:

© Foto: Leberzammer

Von den Spitzenzeiten in den 80er Jahren, als die Belegschaft über 400 Mitarbeiter zählte, war Barthelmess schon vor der Insolvenz weit entfernt. 55 von ehemals 110 Angestellten wurden im Juni dieses Jahres in die neue Barthelmess GmbH übernommen. Mittlerweile ist deren Zahl nach Firmenangaben wieder auf 65 gewachsen.

"Wir sind jetzt klein, aber fein und wir verdienen Geld", macht der neue Geschäftsführer Markus Xyländer die wohl wichtigsten Unterschiede deutlich. Für das aktuelle Geschäftsjahr rechnet er mit einem Umsatz von 13 Millionen Euro, im nächsten Jahr werden 20 Millionen angepeilt. Dass das alte, aus mehreren Einzelbetrieben bestehende Firmenkonstrukt der Vergangenheit angehört, ist für den 40-jährigen gebürtigen Nürnberger eines der entscheidenden Argumente dafür, dass der Neuanfang dieses Mal nachhaltig gelingen soll. Dass dabei von der Belegschaft nur die Hälfte weiter beschäftigt werden konnte, bedauert Xyländer, "aber anders wäre ein Fortbestand nicht möglich gewesen."

Die Barthelmess Gruppe, die sich als führender Anbieter für visuelles Marketing versteht und Schaufenster- sowie Innenraumgestaltungen für Modemarken und Kaufhäuser in ganz Europa konzipiert, musste vor 14 Jahren schon einmal Insolvenz anmelden. Dieses Mal hat die neue Geschäftsführung vor allem die eigenen Produktionskapazitäten deutlich zurückgefahren. Mit Ausnahme von Mustern und Kleinserien werde dies nun von Partnern in Europa und Ostasien übernommen. Ebenfalls drastisch reduziert wurde die Fläche am Standort in der Schwabacher Straße — von zuvor 17 000 auf nun 7700 Quadratmeter.

Treue Kunden

Xyländers großer Optimismus gründet allerdings in erster Linie auf der Treue der Kunden, darunter namhafte Handelskonzerne wie Marks & Spencer, C&A, Mango und Hugo Boss. "Das war auch ein gutes Zeichen an die Investoren", sagt Xyländer, der zuvor in der alten Firma sechs Jahre lang als Head of Design tätig war. Zugute kam beim Neuanfang sicherlich auch, dass Xyländer den Hauptaktionär von Fordahl Capital und jetzt Mit-Geschäftsführer von Barthelmess, den Niederländer Tom Bouman, bereits persönlich kannte.

Fordahl sei keine Heuschrecke, sondern als strategischer Investor an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert. Dass dieser schon den auf Beschallungsanlagen für den Einzelhandel spezialisierten Ecler im Portfolio hat, schaffe Synergien: "Beide Seiten haben gute Geschäftskontakte, von denen sie gegenseitig profitieren", glaubt Xyländer. Neben der Stärkung des Vertriebs, der neue Märkte unter anderem in Italien, Spanien, Portugal und den Benelux-Staaten erschließen soll, setzt die neue Geschäftsleitung auf innovative, digitale Werbeformen. Interaktive Schaufenster, die mit Kunden via Smartphone kommunizieren, sind ein weiterer Baustein der Neuausrichtung.

Gleichzeitig sollen Kompetenzen nicht verloren gehen; der Maschinenpark wurde übernommen. "Damit haben wir unseren Musterbau als eines unserer Alleinstellungsmerkmale gestärkt", erklärt Xyländer. Innerhalb von drei bis vier Tagen könnten so Muster für Dekoration oder Ausstattung gefertigt und potenziellen Kunden vorgelegt werden. Das könne in dieser Form kein Mitbewerber bieten.

Ebenfalls erhalten blieb die halbjährig erscheinende Kundenzeitschrift "VM-Magazine", in der das Unternehmen über Trends und Produkte informiert. Gerade kreative Einkäufer von Einzelhandelskonzernen seien mit dem hochwertigen Printprodukt leichter zu gewinnen. Am liebsten führt Markus Xyländer seine Kunden aber durch den 2000 Quadratmeter großen Showroom, in dem eine ganze Reihe von Schaufenstern stehen.

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