Befreite Pegnitz als neue Oase für Mensch und Natur

11.11.2003, 00:00 Uhr
Befreite Pegnitz als neue Oase für Mensch und Natur

© Günter B. Kögler

So viel Lob von Passanten hört Lothar Brehm nicht alle Tage. „Schön habt ihr das hingekriegt“, empfangen zwei Spaziergänger den Projektbetreuer vom Wasserwirtschaftsamt beim Ortstermin auf dem neuen Röllingersteg. Nicht nur die elegante neue Brücke findet Gefallen, auch der aus seinem Korsett befreite und wieder natürlich im breiten Flusstal gewundene Wasserlauf steht hoch im Kurs der Bürgermeinung.

Eine Oase für Erholungssuchende, die durch die Nachbarschaft zur Kleinen Mainau noch gewinnt. Auch der Abriss ehemaliger Lagerhallen und Produktionsgebäude auf dem früheren Grundig-Areal (heute: Uferstadt-Gelände) hat wesentlich zur Aufwertung des Geländes beigetragen. Am Abhang der Kleinen Mainau zum Fluss hin wurde eine große Fläche mit Sand überzogen: künftiger Lebensraum für bedrohte Pflanzen und Insekten und weiterer Mosaikstein der „Sandachse“ Mittelfranken.

Seit Anfang Juni haben Bagger und Planierraupen den einst begradigten Flussabschnitt umgekrempelt. 70 000 Kubikmeter Erdreich wurden bewegt, um der Pegnitz ein neues Bett zu geben. Zu gewaltigen Bergen häufte sich der Aushub. Nur ein Teil davon wurde verwendet, um das alte Flussbett aufzufüllen. Mehr als die Hälfte wurde abtransportiert.

Rund 3500 Lastwagenfuhren, täglich etwa 20, verließen über eine Behelfsbrücke beim Parkplatz des Uferstadt-Geländes an der Dr.-Mack-Straße das Flusstal. Neue Verwendung fand der Fürther Pegnitz-Aushub etwa bei Auffüll-Arbeiten im Bereich des Nürnberger Hafens. Vor bösen Überraschungen blieb man auf der Baustelle verschont.

Eigentlich hatte man an dem alten Industriestandort mit größeren Altlasten gerechnet, doch nur 800 Kubikmeter belastetes Erdreich mussten entsorgt werden. „Es ist wirklich alles optimal gelaufen“, freut sich Lothar Brehm. Kein Hochwasser behinderte die Arbeiten. Nur die Trockenheit erwies sich für die Anpflanzung als Problem. Weil die Grassamen in der Deckschicht aus Humus heuer nicht mehr austreiben können, wurden sie mit Matten aus Jutegewebe abgedeckt. So soll ein Abschwemmen bei den im Winter erwarteten höheren Wasserständen verhindert werden.

Natürlicher Bewuchs

Außer punktuellen Anpflanzungen sind in den weitläufigen Uferzonen keine größeren Pflanzaktionen mehr vorgesehen. Hier soll sich der Bewuchs auf natürliche Weise entwickeln. Hauptsächlich Erlen werden hier durch angeschwemmte Samen aufgehen. Mit dem Fürther Umweltausschuss plant das Wasserwirtschaftsamt allerdings noch einen Ortstermin, bei dem auch die endgültige Gestalt des Areals zur Sprache kommen soll.

Abwarten will man auch, wie das nächste Hochwasser das angelegte Gelände verändert. Zu den erfreulichen Aspekten des problemlosen Bauprojektes zählt Lothar Brehm auch die Kosten. 1,3 Millionen waren für die Umgestaltungsmaßnahmen vorgesehen. Tatsächlich wurden aber inklusive des neuen Röllingersteges nur 900 000 Euro verbraucht.

Auf Nürnberger Gebiet wurde die Pegnitz schon vorher wieder renaturiert. Das Flusstal ist jetzt ein beliebtes Naherholungsgebiet geworden. Im Bereich des Fürther Stadtparks sind die Flussufer vor Jahren bereits von ihren Bretterverschlägen befreit und mit natürlichen Flachwasserzonen versehen worden. An dem künstlich begradigten Flusslauf selbst hat man damals allerdings noch nichts verändert.