Bei der Obermichelbacher Wehr brennt es

18.3.2017, 14:00 Uhr
Bei der Obermichelbacher Wehr brennt es

© Fotos: Daebel/Ehm

Die Mängelliste ist lang: Es gibt nur eine Toilette für die 57 Aktiven und die 12 Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Die einzige Dusche ist zugleich Putz- und Kistenlager. Das Faxgerät steht neben der Stiefelputzanlage, es fehlen Lagerflächen, das Gefahrengutlager hat man in eine der hintersten Ecken verbannt. Nach Geschlechtern getrennte Umkleidekabinen sind Fehlanzeige. Man zieht sich gemeinsam in der Enge hinter den Fahrzeugen um.

Bei der Obermichelbacher Wehr brennt es

© Harald Ehm

Und damit nicht genug: Wer von einem Einsatz zurückkommt, kann seine mit Schmutz- bzw. Schadstoffen kontaminierte Kleidung nicht separieren. Eine sogenannte "Schwarz-Weiß-Trennung" ist nicht möglich. Der Boden ist nicht rutschfest, außerdem gibt es zahlreiche Stolperfallen. Ein Erste-Hilfe-Raum fehlt, genauso wie ein Aufenthaltsraum für die Jugendlichen und ein ausreichend großes Büro für Besprechungen.

"Wir arbeiten mit Notlösungen und Kompromissen", erklärte Tobias Schenke, Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr, die durch rund 30 Mitglieder bei der Sondersitzung vertreten war.

Es geht um die Sicherheit

Schenke und Gruppenführer Toni Ulsperger machten noch einmal deutlich, wo ihre Prioritäten liegen: An oberster Stelle stehe der Gesundheitsschutz der Aktiven, erklärte Ulsperger. Getrennte Sozialräume seien ein Muss, genauso wie eine Unterbringung aller Gerätschaften.

"Wir brauchen eine zukunftsfähige Lösung. Und dazu muss eine zeitnahe Entscheidung her", so der Gruppenführer. Schließlich gehe es um die Sicherheit der Frauen und Männer, die wiederum die Sicherheit der Bürger in Obermichelbach garantieren würden.

Dass Handlungsbedarf bestehe, betonte Bürgermeister Herbert Jäger (Freie Wähler) ausdrücklich. Einen Neubau des Feuerwehrgerätehauses und, damit verbunden, auch einen Neubau des Bauhofes, lehnt er allerdings ab. "Wir können uns das als Gemeinde nicht leisten. Wir haben viele andere Pflichtaufgaben und in den kommenden Jahren stehen weitere Investitionen an", betonte er und plädierte für eine "optimierte Erweiterungsplanung".

Pläne dieser Art gibt es bereits, doch diese haben großen Unmut geweckt. Jäger bezeichnete sie als "Frechheit" des dafür verantwortlichen Architekturbüros. Weil hier unter anderem geplant worden sei, ohne den tatsächlichen Bedarf der Feuerwehrler zu berücksichtigen. Das wird jetzt anders: Denn in einem zweiten Anlauf sollen die Aktiven von Anfang an mitreden dürfen. Der Bürgermeister ist sich sicher, dass auf diesem Wege eine Erweiterung möglich wird, die sämtliche Mängel beseitigt und kostengünstiger bleibt als ein Neubau.

Die Feuerwehrler sind allerdings skeptisch. Sie gehen davon aus, dass sich die Kosten für eine Erweiterung, wie sie aus ihrer Sicht nötig wäre, denen eines Neubaus annähern werden. Belastbare Zahlen gibt es bislang keine. Nur grobe Richtwerte geisterten durchs Gremium: So könnte eine Erweiterung rund 1,3 Millionen Euro kosten, während die Neubauten mit rund drei Millionen Euro zu veranschlagen wären.

Kämmerin Silke Morjan erklärte den Räten, dass ein Neubau für die Gemeinde nicht zu stemmen sei. "Das Problem bei Investitionen in solchen Dimensionen sind die dadurch entstehenden Folgekosten. Die würden der Kommune das Genick brechen", sagte sie.

Dass es durchaus eine Frage des Geldes sei, aber vor allem eine Frage des Wollens, betonte Harald Deininger (CSU). Er warnte davor, viel Geld in eine Sanierung und Erweiterung zu stecken, die sich später als nicht zukunftsfähig erweise. "Dann hätten wir einen Riesenfehler gemacht."

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Bernd Zimmermann sieht das ähnlich: "Wir sollten die zur Diskussion stehenden Varianten noch einmal sauber durchplanen lassen und dann die nehmen, die zukunftsorientiert ist und nicht, was am billigsten wird", sagte er. Nichts wäre schlimmer, "als dass wir den Spaten in einigen Jahren wieder rauskramen und von vorne anfangen müssten".

Außerdem sei in den vergangenen Jahren so viel investiert worden, da könne man jetzt bei der Feuerwehr nicht sagen, es würde kein Geld mehr geben. "Wir haben schon anderes gestemmt."

Mit Bauchschmerzen

Die Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzende Ulla Schwarte erklärte, bei der derzeit vorliegenden Neubau-Zahl "absolut Bauchschmerzen" zu haben. "Ich bin ein Fan der Freiwilligen Feuerwehr und ich wünschte, wir hätten das Geld. Aber wir müssen kostenreduziert denken und planen. Auf keinen Fall soll aber der Eindruck entstehen, man wolle an der Feuerwehr sparen."

Ob Erweiterung oder Neubau — für die Brandschützer ist jetzt vor allem eines wichtig: Dass zeitnah eine Entscheidung fällt, die "wirtschaftlich sinnvoll und zukunftsfähig" ist, wie sie betonten. Denn auf die warten sie mittlerweile seit zehn Jahren.

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