Bei My Girl schmilzt das Herz

30.9.2016, 14:00 Uhr
Bei My Girl schmilzt das Herz

© Foto: Bartmann

Also, die fünf originalen Musiker der Temptations hatten sich 1960 in Detroit zusammengefunden und für Motown tolle Hits fabriziert. Ihren Höhepunkt erreichten sie Anfang der siebziger Jahre mit „Papa was a Rolling Stone“. Dann wurde es langsam still um das Quintett.

Heute sind von den fünf Musikern bereits vier im Himmel. Was heute unter „The Temptations Review featuring Glenn Leonard“ firmiert, ist also nicht das Original, sondern der Sänger Glenn Leonard, der 1975 zu der Gruppe dazugekommen war, und der seinerseits altgediente Sänger um sich geschart hat, die den Sound der Originalgruppe fortführen.

Ein wenig ist das so wie bei Deep Purple. Da ist von der Originalbesetzung nur der Schlagzeuger übrig, und von der zweiten und einzig wahren Besetzung der Jahre 1970 bis 1973 immerhin noch der Bassist und der Sänger. Und trotzdem funktioniert die Chose bis heute. Warum also nicht auch bei The Temptations Review?

Also: ein Chor von vier erfahrenen Sängern, daneben ein Solosänger, immer in wechselnder Besetzung, so darf jeder mal ans Lead-Mikro. Dazu eine sechsköpfige Begleitung mit gleich zwei Keyboards, und neben dem Schlagzeug eine zusätzliche Perkussion. Bloß die Bläser bleiben unterrepräsentiert, gerade mal ein Saxophon und eine Trompete machen Dampf.

Beinhard gefunkt

Und ja, spätestens bei „Get ready“ geht die Post ab, aber ganz gewaltig. Den Klassiker „Old Man River“ zelebrieren die Reviewer als Mischung aus Spiritual und großer Oper. Spätestens ab „Papa was a Rolling Stone“ wird beinhart gefunkt und ab diesem Zeitpunkt haben Perkussion und Bass Schwerstarbeit zu verrichten, um den Rhythmus stets hart am Doppel-Espresso-Herzinfarkt-Limit durchzuhalten.

Endlich darf das Publikum bei „My Girl“ dahinschmelzen und sich an selige Tanzstunden erinnern. Und wie sich das für echte Kavaliere gehört, mischen sich die fünf Interpreten beim „Friendship Train“ unters Volk, schütteln Hände und erobern gereifte Herzen. War zwar nicht das Original, aber dafür der originale Stoff. Und eben ein ganz großes Konzert.

 

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