Beim Equality Dancing führt jede einmal

13.8.2014, 18:09 Uhr
Beim Equality Dancing führt jede einmal

© Foto: privat

Heike Hämmerer (49) und Heidrun Kling (46) sind Mitglieder bei der Tanzsportgemeinschaft Fürth. Seit zehn Jahren legen sie gemeinsam eine flotte Sohle auf die nationalen und internationalen Tanzparkette und behaupten sich in der Klasse der Seniorinnen Standard beim Equality Dancing – dem gleichgeschlechtlichen Turniertanzen – stets auf den vorderen Rängen.

Im Juni dieses Jahres traten die amtierenden Deutschen Meisterinnen im englischen Blackpool unter 72 Paaren im legendären Empress-Ballroom, der als Mekka des Turniertanzsports gilt, zur Europameisterschaft an und kehrten als Vize-Europameisterinnen ins heimische Fürth zurück.

Überhaupt kann das Tanzpaar eine beachtliche Erfolgsliste vorweisen, obwohl beide erst im Erwachsenenalter mit dem Turniertanzen begannen. „Anfangs hatten wir einfach nur Spaß an den Standardtänzen, konnten uns dann aber schnell steigern und oben mithalten“, resümieren sie. „2012 wurden wir sogar Europameisterinnen – wir waren also auch schon noch besser“, scherzt Heike Hämmerer, die außerhalb des Tanzsaales Mitinhaberin einer chirurgischen Praxis ist.

„Ich war als Klinikärztin tätig und meine Dienste ließen sich manchmal nur schwer mit den Tanzveranstaltungen und den Trainingseinheiten vereinbaren“, erinnert sie sich. Deshalb sei sie froh, jetzt als niedergelassene Ärztin halbwegs feste Arbeitszeiten zu haben und regelmäßig trainieren zu können.

Seit 20 Jahren ein Paar

Auch Heidrun Kling hat eine eigene Praxis und ist als Psychologin tätig. Inzwischen trainieren sie vier oder fünf Mal pro Woche für jeweils mindestens zwei Stunden, denn bekanntlich haben die Götter vor den Erfolg erst einmal jede Menge Schweiß gesetzt. „Ohne Fleiß kein Preis und wir sehen im Tanzen auch den perfekten Ausgleich zu unseren Berufen“, erklären die beiden, die seit 20 Jahren ein Paar sind und in ihrer Freizeit gern Fahrrad fahren, schwimmen oder lesen.

Unterscheidet sich Equality-Dancing – außer dass Frauen oder Männer zusammen übers Parkett schweben und das klassische Bild des Turniertanzes verändern – von anderen Tanzsportveranstaltungen? „Viele Paare wechseln während der Tänze zwischen Führen und Folgen und brechen dadurch das altbewährte Rollenmuster auf“, erklärt Heidrun Kling.

„Auch die traditionellen Tanzfiguren können anders gezeigt und somit neue geschaffen werden.“ Und die Kleiderordnung sei beim Equality Dancing nicht so streng reglementiert, freut sich Heike Hämmerer, die auch als Turnierkleidung lieber Hosen als wallende Gewänder trägt.

Die Frage, ob sie schon einmal mit Ressentiments zu kämpfen hatten, verneinen beide. „Frauen, die zusammen tanzen, erregen nicht so viel Aufmerksam wie Männer und die Akzeptanz der Homosexualität ist in der Gesellschaft inzwischen sehr hoch.“

Im Tanzsport werde Gleichgeschlechtlichkeit ohnehin nicht thematisiert, nur beim ersten Tanzsportwochenende habe sich ein witziger Fehler eingeschlichen, erzählt Heike Hämmerer. Ihr Namensschild sei auf „Heiko“ ausgestellt gewesen, weil der Veranstalter einen Schreibfehler bei der Anmeldung vermutet hatte.

Nun trainieren die Damen ihren Lieblingstanz – den Tango, den sie ebenso fleißig üben, wie die anderen Standardtänze, mit denen sie weiterhin vorne mithalten wollen – auch beim 3. Fürther Kleeblatt-Tanzturnier in den Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen der Frauen- und Männerpaare am 21. März im kommenden Jahr auf Stadelner Tanzparkett. Sicher werden die Damen auch hier ganz vorne mit dabei sein.

Keine Kommentare