Berufswelt lockt mit neuen Perspektiven

3.9.2014, 06:00 Uhr
Berufswelt lockt mit neuen Perspektiven

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Im Seminarraum des Burgfarrnbacher Fritz-Rupprecht-Seniorenheims der Awo ist kein Platz mehr frei. Elf junge Frauen und ein einziger Mann lauschen gebannt, was Heimleiter Stefan Siemens über seine Einrichtung berichtet, in der sie als neue Auszubildenden jetzt den Einstand ins Berufsleben feiern. Mulmig ist den wenigsten zumute. Viele wissen genau, was auf sie zukommt, und freuen sich auf die Begegnung mit betagten Menschen.

„Es ist ja nicht nur stressig, man bekommt auch viel zurück“, berichtet die Fürtherin Katrin Cranz. Sie hat bereits als Arzthelferin gearbeitet. Das war ihr auf Dauer zu eintönig. Der Pflegebereich sei abwechslungsreicher und ihr bereits erworbenes Wissen könne sie hier gut anwenden. Nicht lange überlegen musste auch Willruth Kanoukkarn aus Thailand bei ihrer Entscheidung. Sie helfe nun mal gerne anderen Menschen. Und sicherer als bei einer Firma sei der Arbeitsplatz bei einem Wohlfahrtsunternehmen obendrein.

„Senioren können richtig goldig sein, die wachsen einem ans Herz“, sagt Michelle Gengembre. Bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) im Demenzzentrum des Fritz-Rupprecht- Heims – dem größten in Mittelfranken – hat die Fürtherin mit französischen Wurzeln erste Erfahrungen gesammelt und den früheren Berufswunsch Gerichtsmedizin verworfen.

In ihre Fußstapfen als FSJler tritt nun Stephan Bauer aus Kulmbach. Er hat bereits im Altenheim ein Praktikum absolviert und braucht noch Zeit für die Entscheidung zwischen Psychologiestudium oder Pflegeberuf. Abstand vom Elternhaus und gutes Taschengeld waren seine Beweggründe für die Stelle in Burgfarrnbach.

Aus Niedersachsen ist Raika Renken ebenfalls für ein FSJ nach Burgfarrnbach gekommen. Bei der häuslichen Pflege ihres Großvaters durch die Familie ist sie bereits mit der Seniorenarbeit vertraut geworden. Die Herausforderungen in einem großen Heim bereiten ihr keine Angst, sagt sie. Neben dem Fritz-RupprechtHeim mit 211 Bewohnern gehört auch das benachbarte Käthe-LöwenthalWohnstifts der Awo mit 190 Plätzen zu den Einsatzorten des neuen AzubiJahrgangs.

In der Schule schon hat sich Michelle Rupprecht ehrenamtlich für Demenzkranke engagiert. „Ich habe mich gut verstanden mit ihnen und möchte in einem Sozialbetrieb arbeiten“, sagt sie zur Begründung ihrer Berufswahl. Allerdings spezialisiert sie sich auf den Verwaltungsbereich. Das hat vor ihr auch Heimleiter Stefan Siemens getan, der 2006 als Azubi in Burgfarrnbach angefangen hatte. Er will seine neuen Zöglinge ebenfalls motivieren, sich weiterzubilden, damit ihnen zusätzliche Karrierechancen offen stehen.

Dass die Nachfrage bei Berufsanfängern wieder steigende Tendenz aufweist, freut ihn, auch wenn die goldenen Zeiten längst vorbei sind, als sich noch 70 Interessenten um die zehn Lehrstellen der Arbeiterwohlfahrt in Burgfarrnbach beworben hatten. Inzwischen seien es nur noch rund 15 Bewerber. Großen Wert legen Siemens und Anja Breton, die Leiterin des Käthe-Löwenthal-Wohnstifts, auf ein verbindliches Auftreten und ein gepflegtes Äußeres.

Was der Ausbildung sehr zugute kommt, ist nach den Worten von Stefan Siemens der hauseigene Blockunterricht an der Hans-Weinberger-Akademie der Awo in der Hirschenstraße. So verlieren die Berufseinsteiger nicht den Bezug zur Praxis. Eine Woche im Monat müssen sie die Schulbank drücken, um die Theorie zu lernen, die ihnen in der täglichen Arbeit in den Heimen wertvolle Dienste leisten kann.

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