Besseres Umfeld für Jugendliche als Ziel

20.4.2015, 06:00 Uhr
Besseres Umfeld für Jugendliche als Ziel

© Foto: © karwa - Fotolia.com

Es war ein breit angelegter Prozess, an dem sich über den Zeitraum von eineinhalb Jahren 90 Menschen aus 40 verschiedenen Institutionen in 19 Fachgruppen zu unterschiedlichsten Themenkomplexen beteiligt haben. Am Ende stand im Sommer vergangenen Jahres ein 116 Seiten umfassender Entwurf, nachzulesen auf der Internetseite des Landkreises Fürth. Etwas verspätet hat der Jugendhilfe-Ausschuss ihn jetzt verabschiedet.

Das hätte bereits vergangenes Jahr geschehen sollen, doch da war Landrat Matthias Dießl bekanntlich vorübergehend sein Kreistag abhanden gekommen. In Kraft tritt das Update für den ersten Jugendhilfeplan, der 1998 verabschiedet wurde, sobald ihn auch der Kreistag im Juni beschlossen hat. Dessen Zustimmung dürfte nur noch eine Formalie sein, haben sich doch über den Unterausschuss „Runder Tisch Familie“ auch Vertreter aller Fraktionen am Vorbereitungsprozess maßgeblich beteiligt. Mit Jugendhilfeplanerin Tabea Höppner führte der Unterausschuss Regie bei der Bestandsaufnahme, wie es sich für junge Menschen im Alter von 10 bis 25 Jahren im Landkreis lebt und wie ihr Umfeld verbessert werden kann.

Leitbild für zehn Jahre

Am Ende standen 128 Maßnahmenempfehlungen, die für die nächsten fünf bis zehn Jahre nicht nur dem Landkreis, sondern auch Städten und Gemeinden und generell allen Trägern der Jugendhilfe „eine gute Orientierungslinie“ bieten, wie der Landrat im Jugendhilfeausschuss befand. Zielpublikum sind letztlich alle Akteure, die mit Kindern, Jugendlichen und Familien arbeiten.

Jetzt gelte es, den Jugendhilfeplan mit Leben zu füllen, hieß es von verschiedener Seite im Ausschuss. Inhaltlich diskutiert wurde der Plan nicht, die Wortmeldungen beschränkten sich fast ausschließlich auf Dankesworte an alle Mitverfasser.

Entwickelt wurde die Ursprungsfassung ab 1995. Seitdem sind 20 Jahre vergangen, in der sich sowohl in der Gesetzgebung zur Jugendhilfe als auch in der Lebenswelt junger Menschen einiges geändert hat. Schule etwa ist ein Ganztagsjob geworden, der Leistungsdruck enorm gestiegen. Neue Medien, digitale Vernetzung oder Cyber-Mobbing kannte der erste Jugendhilfeplan nicht. Und nicht zuletzt belegen ständig steigende Fallzahlen der behördlichen Jugendhilfe im Landratsamt, dass das Umfeld für Familien und Erziehungsarbeit alles andere als einfacher geworden ist.

Impulse, hilfreich einzugreifen, soll der Jugendhilfeplan liefern. Und damit das Strategiepapier kein Papiertiger bleibt, hat sich der Runde Tisch Familie bereiterklärt, Steuerung und Umsetzung, abhängig von aktuellen Erfordernissen und der Finanzierbarkeit, zu übernehmen. Er wird Einzelmaßnahmen sukzessive in den Fachausschuss einbringen.

Für Tabea Höppner ist Jugendhilfeplanung ein fortlaufender Kommunikations- und Aushandlungsprozess mit allen Akteuren der Jugendhilfe. Der Plan diene gewissermaßen als Controlling-Werkzeug zur kontinuierlichen Überprüfung, Steuerung und Umsetzung des Zielekatalogs.

Und dessen Empfehlungen reichen vom Ausbau präventiver Angebote, etwa bei der Beratung von jungen Paaren, Familien oder in Trennung Lebender über Erziehungstraining oder die Vermittlung von Medienkompetenz bis zur Einrichtung von Gruppenangeboten für Scheidungskinder. Auf der Agenda steht die Stärkung der Teilhabe Jugendlicher, die weitere Verbesserung der Mobilität, gleich ob in der Schülerbeförderung oder im öffentlichen Personennahverkehr. Darunter fällt auch die angestrebte Einführung eines Semestertickets, die Attraktivitätssteigerung des Anruf-Sammeltaxis und nicht zuletzt der weitere Ausbau der Radwege.

Mehr Personal für kommunale Jugendarbeit und Kreisjugendring empfiehlt das Werk ebenfalls. Angeregt ist die intensivere Förderung der Jugendbeauftragten in den Kommunen vor Ort. Als erstrebenswert erachtet der Plan einen zumindest teils professionell betreuten Jugendtreff in jeder Gemeinde. Unter dem Motto „Betreten erlaubt“ soll Jugendlichen, die allzu oft nur noch als Störfaktor wahrgenommen werden, zudem wieder mehr Platz im öffentlichen Raum zugestanden werden.

Keine Kommentare