BH im Beet: Für die Riesentomate gab's Unterstützung

21.8.2015, 21:00 Uhr
BH im Beet: Für die Riesentomate gab's Unterstützung

© Horst Linke

Die rote Frucht ist beim Ehepaar Feder allgegenwärtig. Sie ziert in der Küche Schneidbrettchen, Schalen und Vasen, es gibt einen Stapel Bücher über Aufzucht und Verarbeitung, und auf Johann Feders Laptop dokumentieren Fotos das Tomaten-Wachstum von der Aussaat bis zur Ernte. Auch im Garten stößt der Besucher auf 40 mannshohe Pflanzen unter einem eigens angefertigten Dach, sie ranken in Kübeln, und in einem kleinen Gewächshaus findet sich alles, was man für die Aufzucht benötigt.

Doch obwohl Johann und Ingrid Feder seit über 30 Jahren Tomaten kultivieren, werden sie sich an den Sommer 2015 wohl lange erinnern. Er bescherte den beiden nämlich ein besonders prachtvolles Exemplar einer sogenannten Lehrertomate. Stolze 1670 Gramm zeigte die Küchenwaage an, als Johann Feder die gerippte Fleischtomate drauflegte. „Wir haben zwei Mal von ihr gegessen“, erzählt Ingrid Feder. Einmal hat sie Salat davon gemacht, am nächsten Tag reichten die Reste noch für eine Salsasauce zu Zucchinipuffern.

Doch nicht nur die Größe hat Eindruck hinterlassen: Kaum Kerne habe die Frucht gehabt und leicht süßlich geschmeckt. Ein guter Lohn also für den Aufwand, den Johann Feder mit der riesigen Frucht betrieben hat. Sie drohte zwischenzeitlich nämlich abzubrechen.

BH im Beet: Für die Riesentomate gab's Unterstützung

© privat

Da erinnerte sich Feder an einen, zugegeben, etwas ungewöhnlichen Tipp aus einer Fernsehsendung. Ein Experte empfahl darin, die Tomate mit einem Büstenhalter zu stützen. Johann Feder griff beherzt in den Wäschekorb seiner Frau, die gerade auf Kur war. An der Ostsee erreichte sie wenig später per Handy ein Bild ihres BHs im Tomatenbeet hängend. Was das denn soll, habe sie sich im ersten Moment gedacht, dann aber das Foto genutzt, um mit ihren drei bislang eher schweigsamen Tischgenossinnen in Kontakt zu kommen. Mit Erfolg. Die Frucht aber wuchs und wuchs, weshalb sie zusätzliche Unterstützung in Form von aufgetürmten Blumentöpfen bekommen musste.

Der pensionierte Gymnasiallehrer Johann Feder hat seine Leidenschaft für Tomaten übrigens in Frankreich entdeckt. „Die Vielfalt, die es dort gibt, hat mich fasziniert“, sagt der 68-Jährige, der von Freunden und Bekannten immer ganz besondere Sorten geschenkt bekommt, etwa aus China oder Myanmar.

Tricks und Kniffe

Inzwischen hat er durch seine jahrelange Erfahrung eine Menge Kniffe und Tricks auf Lager. Wenn die Erntezeit in vollem Gange ist, denkt Feder schon an die nächste Saison — und daran, welche Sorten ihm so gut geschmeckt haben, dass er sie im kommenden Sommer wieder anbauen möchte. Um Saatgut zu gewinnen, streicht er einfach das Fruchtfleisch mit den Kernchen auf einen Bogen Küchenrolle. Dieser wird dann beschriftet und zum Trocknen an den Wäscheständer gehängt. Im März setzt Feder den Bogen oder Teile davon in Aussaaterde ein. Wenn die Pflänzchen etwa 20 Zentimeter groß sind, topft er sie in nummerierte Blumentöpfe, die er dann nach den Eisheiligen in den Garten pflanzt. Übrigens stehen seine Pflanzen, entgegen manch anderen Ratschlägen, dicht an dicht nebeneinander. „Die lieben sich gegenseitig“, lacht Feder.

Zum Start im Beet bekommen die Tomaten einen eigens gemischten Düngercocktail aus Hornspänen, Gesteinsmehl, Blaukorn und Patentkali. Danach besteht die Arbeit bis zur Ernte beinahe ausschließlich darin, ausgiebig zu wässern, Triebe auszugeizen und die Pflanzen immer wieder auf Krankheiten wie die Braunfäule zu untersuchen. Damit die sich nicht ausbreiten kann, entfernt Feder jedes braune Blatt umgehend. Viel schief gehen kann seiner Meinung nach dann nicht mehr. „Eigentlich“, sagt er, „wuchern die Pflanzen schlimmer als Unkraut.“

Ab Ende Juli kommen bei Familie Feder fast ausschließlich Tomatengerichte auf den Tisch; darunter auch immer wieder neue Rezepte. Und Tomaten aus dem Supermarkt? „Kaufen wir so gut wie nie“, verrät Ingrid Feder.

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