Bienen leiden unter dem Maisanbau

17.8.2012, 09:00 Uhr
Bienen leiden unter dem Maisanbau

© Hans-Joachim Winckler

Der massenhafte Maisanbau beunruhigt die Imker in Deutschland (wir berichteten im Hauptteil). Dass Fürth dabei keine Ausnahme bildet, konnten aufmerksame Beobachter schon beim Burgfarrnbacher Kärwa-Umzug Ende Juli erkennen: am Wagen der örtlichen Bienenzüchter.

„Wenn allmählich die Landschaft von Maisfeldern erdrückt wird, dann schlagen auch die Imker Alarm“, sagt Franz Stich, CSU-Stadtrat und Ehrenvorsitzender des Burgfarrnbacher Imkervereins. Stich ist mit Bienen aufgewachsen, er hat die Liebe zur Imkerei vom Vater geerbt. Die Völkerverluste der letzten Zeit seien „erschreckend“, sagt er. Bei der Suche nach den Ursachen haben die Imker neben der altbekannten Varroamilbe und der Faulbrut, die im vergangenen Jahr in Fürth großen Schaden anrichtete, eine neue Plage ausgemacht: den Mais, der in immer größeren Mengen angebaut wird, um den Bedarf der Biogasanlagen zu decken.

Nun ist Stich zugleich Aufsichtsrat der Fürther infra, die eine große Bioenergieanlage in Cadolzburg-Seckendorf betreibt. „Zwei Herzen schlagen in meiner Brust“, sagt er daher. Für die Energieerzeugung sei Mais nämlich „eine tolle Pflanze“. Im Bioenergiezentrum der infra macht Mais 85 Prozent der Silage aus, die vergärt wird. 40000 Tonnen Mais werden heuer geliefert. Als Imker schmerzt Stich die Entwicklung. Das Überangebot an Maispollen führe zu einer einseitigen, nährstoffarmen Ernährung der Jungbienen und verkürze die Lebensdauer.

Bei der infra sind die Sorgen der Imker bekannt. Noch aber habe man nicht den „optimalen Ersatz“ gefunden, sagt Manfred Zischler, Technischer Leiter. Der optimale Ersatz wäre eine Pflanze, die „einen einigermaßen ähnlichen Energieertrag liefert“. Bundesweit wird derzeit in Modellprojekten erforscht, ob Wildblumen eine Alternative sein könnten. Zischler ist überzeugt, dass der Mais bald Konkurrenz bekommt: „In den nächsten zehn Jahren wird sich viel tun.“ Auf einer Fläche von etwa einem halben Hektar teste die infra bereits selbst, ob Wildblumen in Frage kommen.

 

Maisanteil der Ackerflächen beträgt ein Viertel

Zischler weist aber auch daraufhin, dass man von einer „Vermaisung“ der Landwirtschaft, vor der auch Umweltschützer warnen, nicht sprechen könne: Lediglich von 19 auf 25 Prozent habe sich der Maisanteil an den Ackerflächen in Stadt und Landkreis Fürth erhöht. Zudem gebe es Verträge mit den Landwirten, die bestimmen, dass sie maximal 30 Prozent ihrer Flächen für den Mais verwenden dürfen, mit dem sie die infra beliefern.

Ein zweites Problem im Zusammenhang mit dem Maisanbau spricht Siegfried Tiefel, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, an: Der Boom der Biogasanlagen, ausgelöst durch eine „Überförderung“ durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, habe zu einem harten Wettbewerb um Pachtflächen geführt, auch in und um Fürth. „Die Preise sind deutlich gestiegen.“ Die lukrativen Angebote der Anlagenbetreiber bringen Futterbau- und Viehbetriebe in Bedrängnis, die die Flächen ebenfalls brauchen. Führt das zu Spannungen unter den Landwirten? Tiefel drückt es so aus: „Das gegenseitige Verständnis ist nicht mehr ganz so hoch.“ „Die Flächenkonkurrenz ist massiv“, bestätigt Peter Köninger. Als Milchbauer ist er selbst auf den Anbau von Mais als Futtermittel angewiesen — gleichzeitig hat er auf seinem Hof in Kreben selbst Bienen und versteht die Sorgen der Imker. Abhilfe könnten vielleicht „Blühstreifen“ schaffen, überlegt er. „Drei Meter breit, außen rum ums Maisfeld.“ Die Blühstreifen könnten Gemeinden als Ausgleichflächen bei Baumaßnahmen dienen. Wenn der Landwirt dann dafür etwas Geld bekäme, wäre allen geholfen, meint Köninger: den Bauern, den Imkern — und auch den Bürgern: „Für die Bevölkerung ist so ein Streifen Sonnenblumen doch eine Augenweide.“

6 Kommentare