Blick hinter die Kulissen bedeutender Bauwerke in Fürth

12.9.2016, 16:00 Uhr
Blick hinter die Kulissen bedeutender Bauwerke in Fürth

© Foto: Edgar Pfrogner

Dass altes Gemäuer und neue Medien einander prima ergänzen können, erlebten Besucher des Jüdischen Museums Franken in Fürth, die der Einladung gefolgt waren, zur Führung am Sonntag ihre Smartphones mitzubringen. Dahinter steht das Bemühen, neues Publikum anzusprechen. Und die Resonanz gerade bei jüngeren Besuchern zeigte, dass diese Rechnung aufgegangen ist.

Blick hinter die Kulissen bedeutender Bauwerke in Fürth

© Foto: Claudia Wunder

Nach einer kurzen Einführung durch die stellvertretende Museumsleiterin Verena Erbersdobler ging es zu den interessantesten Fotomotiven kreuz und quer durch den Altbau. Während sie den Erklärungen der Museumsführerin lauschten, teilten etliche Besucher ihre Eindrücke in Text und Bild auf Twitter unter dem Hashtag #treasures den anderen Nutzern des sozialen Netzwerks mit. Externe Interessierte konnten sich zudem ins Gespräch einklinken.

Noch in diesem Jahr, so Erbersdobler, soll diese Einführungsveranstaltung wiederholt werden. Ziel sei es, ein Selbstläufer aus der Praxis zu machen, das Smartphone auch im Museum als Forum und Multiplikator von Eindrücken zu nutzen. In anderen europäischen Kulturbetrieben sei das längst gang und gäbe, sagt die stellvertretende Museumsleiterin. Die immer bessere Resonanz auf den Auftritt des Jüdischen Museums Franken in sozialen Netzwerken ermutige sie.

Während in Fürth Stadttheater, Logenhaus, die Altstadtkirche St. Michael und das historische Wirtshaus „Zum Silberfischla“ nach aufwändigen Sanierungen zu Erkundungen lockten, öffneten im Landkreis die historische Pfarrscheune in Kirchfarrnbach, das „Sporcher Nest“ in Cadolzburg und das Roßtaler Amtsrichterhaus ihre Pforten. An allen Schauplätzen erläuterten Experten die Raffinessen der Sanierungen.

Historisches Kleinod

Wie hat wohl ein Amtsrichter im 18. Jahrhundert residiert? Zahlreiche neugierige Geschichtsbegeisterte interessierte die Antwort auf diese Frage und pilgerten in die Roßtaler Schulstraße. Dort sanieren Stephan und Nadine Kleine seit vier Jahren das Amtsrichterhaus. Das Erdgeschoss schaut schon einzugsfertig aus: Die 3,50 Meter hohen Wände sind weiß gekalkt, Dachbalken und Fachwerk sind freigelegt und restauriert, neue Fenster sind eingebaut. Wie viele tausend Stunden mühevoller und schweißtreibender Arbeit die Kleins bereits in das historische Gebäude aus dem Jahr 1701 gesteckt haben, lassen Fotos erahnen, die sie auf Stellwände gepinnt haben.

Kaum zu glauben, dass die großen, hellen und lichtdurchfluteten Räume einmal so ausgesehen haben: das Dach undicht, das Holzfachwerk massiv angeschlagen und vom Holzwurm zerfressen. Die Statik war nach verschiedenen Umbauten wackelig, die Innenwände hatten Feuchte gezogen und die Ostfassade wölbte sich bedenklich nach außen. „Im Richtersaal war ein Loch in der Wand, durch das man rausschauen konnte“, erinnert sich Nadine Klein an ihre erste Besichtigung. Ein Jahr nach dem Kauf hätten die Kleins eigentlich das Erdgeschoss beziehen wollen.

„Ein Denkmal zu sanieren bedarf umfangreicher und schwieriger Absprachen und es gilt die ein oder andere Hürde zu überwinden“, formuliert der 47-Jährige vorsichtig, warum es zu solch gravierenden Verzögerungen kam. Doch im Frühjahr kommenden Jahres soll es nun endlich so weit sein. Aus dem ehemaligen Schandflecken an prominenter Stelle im Roßtaler Kernort hat das Lehrerehepaar ein Kleinod gemacht. Und sie bekamen von den zahlreichen Besuchern dafür nun viel Respekt und Lob.

 

 

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