Blumen am Straßenrand

21.3.2011, 14:00 Uhr
Blumen am Straßenrand

© Matthias Kronau

Zu fett — zu lehmig und nährstoffreich also — sei der heimische Boden, erklärt Ralf Klein, der stellvertretende Leiter der Stadtgärtnerei, auf Anfrage. Das erschwere es, solche Flächen anzulegen. Damit der Schlemmertisch für Bienen ordentlich gedeiht, müsste vor einer Ansaat eigentlich der Boden ausgetauscht werden. Und auch mit dem geringeren Pflegeaufwand, von dem die Grünen ausgehen, sei es nicht getan, meint er.

Rasen-Bankette oder -Baumscheiben in Zirndorfs Stadtgebiet werden zweimal im Jahr gemulcht, das Schnittgut bleibe liegen, weil es als Natur-Dünger diene. Blumenwiesen müssten ebenfalls zweimal im Jahr gemäht werden, dazu müsse das Schnittgut entfernt und als Grüngut entsorgt werden, damit der Boden mager bleibt: Ergo: Mehr Aufwand und mehr Kosten. Trotzdem will die Stadtgärtnerei über einige Flächen im Pinderpark und am Linder Friedhof hinaus heuer noch ein paar Areale als Futtertisch für Insekten ansäen und beobachten, wie sie sich entwickeln.

Auch die Stadt Stein wird auf Anregung des Steiner Imkervereins ihr Glück mit blühenden Streifen an einer Straße zwischen Deutenbach und Bertelsdorf sowie an der B-14-

Abfahrt Richtung Unterweihersbuch versuchen. Der Steiner Imker Christian Seyfferth hatte, wie berichtet, vergangenes Jahr eine Fahrt nach Mössingen organisiert. Die 20000-Einwohner-Stadt im Landkreis Tübingen nutzt jeden Grünstreifen, jeden Kreisverkehr und jede Brachfläche für die Ansaat von Sommerblumen. Mit ihren bunten Straßenrändern voller Mohn, Kornblumen, Rittersporn oder Schmuckkörbchen hat sie sich längst als Blumenstadt einen Namen weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus gemacht.

Auch Konrad Müller, Vorsitzender des Imkervereins Cadolzburg, ist erklärter Fan der Stadt Mössingen und begrüßt ähnliche Ansätze im Fürther Land. Als Referent des Landesverbands für Obst- und Gartenbau wirbt er für Blühflächen selbst im Privatgarten. „In einem Rasen macht sich so eine Blumenwiesen-Insel prächtig“, sagt er. Im öffentlichen Raum, als Straßenbegleitgrün oder auf Verkehrsinseln, findet er sie ebenso gut platziert. Auch er vertritt die Ansicht, dass die Blühwiesen viel Arbeit sparten, ein Rückschnitt pro Jahr reiche. Diesen Aufwand rechtfertige der Effekt für die Artenvielfalt in jedem Fall.

Den Gemeinderäten von Cadolzburg hat er diese Überlegungen schon einmal erläutert. Und in dem Gremium seien auch alle hellauf begeistert gewesen, berichtet er. „Doch überzeugen müssen wir die Leute von den Bauhöfen oder in den Stadtgärtnereien, denn die mähen die Bankette lieber vier mal im Jahr, bevor sie sich von den Bürgern sagen lassen, wie schlampert schaut’s denn bei Euch aus“, so Müller. Er kann diese Gedankengänge nicht ganz nachvollziehen: „Einerseits geht’s jedem um den Schutz der Umwelt, aber so eine Blühwiese, die sommers den Insekten einen wertvollen Futtertisch bietet, nur im Winter eher vor sich hindorrt, soll’s dann doch nicht sein.“

Um dieses Problem weiß auch der Zirndorfer Stadtgärtner Klein, „die Akzeptanz der Bevölkerung für solche Flächen müssen wir noch gewinnen“. Zumal die Blühflächen in der Bibertstadt wegen ihres jungen Alters so deutlich noch nicht auszumachen seien. Die erkenne nur, wer weiß, wo genau sie zum Beispiel am Kreisel im Pinderpark angesät sind.

Allerdings hat Müller immer wieder auch Erfolgserlebnisse beim Werben um den satten Futtertisch für Biene & Co. Einige Grundstücksbesitzer im Baugebiet Egersdorf Nord, die ihre Parzelle nicht gleich bebauen wollen, hat er dafür gewonnen, auf ihrem Baugrund Blühwiesen anzusäen. Er wird sie beraten, denn es ist tatsächlich eine knifflige Sache: Das Erdreich sollte nicht nur mager, sondern auch frei von Unkraut sein. Das sprießt schneller als die Blumen und verdrängt sie.