Bräute in Nöten, Töchter in Tränen

14.8.2014, 11:00 Uhr
Bräute in Nöten, Töchter in Tränen

© Foto: Christian Zach

„Jahrhundert Frauen“ lautet das Motto, mit dem VierteljahrhundertIntendant Werner Müller — 2015 steht er dem Haus im 25. Jahr vor — die kommende Saison gedanklich-thematisch auspolstert. Prompt, vielleicht aber auch nur zufällig, bekommen es die Operngänger im Herbst mit einem so ur-tschechischen wie ur-komischen Frauen-Stoff zu tun, BedÝich Smetanas unverwüstlichem Wurf „Die verkaufte Braut“.

Gehen Fürths Tanztheater-Abonnenten, manche Schauspiel-Mieter und wenige Konzertgänger gern auch über experimentellere Pfade, so gilt für die Musiktheater-Fans des Hauses das genaue Gegenteil. Es hat seine Gründe, warum das Stadttheater ein stark frequentierter Zufluchtsort ist für Nürnberger, denen der ästhetische Zuschnitt des Staatstheaters in der Nachbarstadt zuweilen gegen den Strich geht. „Eine eher klassische Inszenierung“ kündigt denn auch Dramaturg Matthias Heilmann mit jener „Verkauften Braut“ (8. November) an, die als Koproduktion der Tschechischen Oper Prag und der Oper Liberec nach Fürth kommt.

Die tschechische Nationaloper, in Prag 1868 uraufgeführt, erklingt in der Originalsprache mit deutschen Übertiteln. Eine wiederentdeckte, vom Komponisten 1869 sanktionierte deutsche Fassung, mit der Nikolaus Harnoncourt 2011 bei der Grazer Styriarte Furore machte und die — ganz im Gegensatz zur sattsam bekannten, biederen Übersetzung durch Max Kalbeck — hinter der simpel-heiteren Fassade eine ordentliche Schicht Tragik und Tiefe birgt, wäre sicher nicht nur für Kenner eine interessante Alternative; doch gespielt wird sie aktuell leider nirgends. Es bleibt also auch in Fürth bei einer „Verkauften Braut“ nach alter Väter Sitte.

Komödiantisch auch der zweite Abend: In ihre Inszenierung des Donizetti-Klassikers „Don Pasquale“ für das Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz hat Brigitte Fassbaender alles hineingepackt, was sie selbst in ihrer 30-jährigen Opernkarriere erlebt hat. Eine Flut von Bildern und Gags ergießt sich über die Zuschauer, und über die Premiere im Herbst 2012 im Cuvilíestheater urteilte der Münchner Merkur: „Angesagt ist ein delikater, lebensweiser Humor, der die Solisten nicht zur Karikatur nötigt und dem Stück sehr, sehr gut steht“. Schade nur, dass die aktuelle Besetzung nicht ganz der der Premiere gleicht; sonstehätten die Fürther nämlich das Vergnügen gehabt mit dem Bayreuth- und Met-gestählten Bass von Franz Hawlata, der seinerzeit die Titelrolle sang. Ausstatterin Bettina Munzer aber ist am Haus bekannt, sie stattete 2010 Jean Renshaws „Love me Gershwin“ aus und 2008 „Des Kaisers neue Kleider“, ebenfalls in Diensten Renshaws.

Am 14. Juni dann die Hausproduktion: „Baruchs Schweigen“ komponierte die 60-jährige Ella Milch-Sheriff aus Israel. Fürth ist das zweite Haus nach Braunschweig, wo man das Werk 2010 uraufführte. MilchSheriff verarbeitet Details aus der Vergangenheit ihrer Eltern. Nach dem Tod des Vaters, des Gynäkologen Baruch Milch, entdeckte sie Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht: Seine erste Familie war im Zweiten Weltkrieg in Polen ermordet worden. All dem nähert sich die Komponistin mit einer eingängig-melodiösen Klangsprache. Sein Fürther RegieDebüt gibt der international gefragte Bruno Berger-Gorski.

Junge Regisseure, die klassischen Stoffen frische Seiten abgewinnen ohne den konservativeren Teil des Publikum zu verschrecken: ein Markenzeichen des Theaters Freiburg, seit Barbara Mundel ihr Intendantenamt 2006 antrat. Seitdem gibt es gute Drähte nach Fürth und am 3. Juli ein „Troubadour“-Gastspiel im italienischen Original mit deutschen Übertiteln. Giuseppe Verdis heillos verwirrendes Ränkespiel, aktuell in Salzburg gefeiert dank Anna Netrebko als Leonora, wird für die Breisgauer der Münchner Theater- und Filmregisseur Rudi Gaul („Wader Wecker Vater Land“) inszenieren, Premiere ist im Februar 2015. Gerhard Markson, Erster ständiger Gastdirigent am Freiburger Haus, dirigiert.

Abo-Neubestellungen — der Opernring kostet zwischen 88 und 142 Euro — nimmt das Stadttheater Fürth (Königstraße 116, 90762 Fürth) schriftlich bis 2. Oktober entgegen. Infos und Bestellzettel im Spielplanheft zur Saison 2014/15.

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