Burgmuseum Cadolzburg: Virtuelle Reise zum Ritterturnier

13.6.2017, 06:00 Uhr
Burgmuseum Cadolzburg: Virtuelle Reise zum Ritterturnier

© Foto: BSV

Turniere waren im späten Mittelalter eine hochrepräsentative Veranstaltung des Adels. Mittels modernster Technik lässt sich nun ein solches Kolbenturnier hautnah in der Cadolzburg erleben.

Was machen die renommierten Ausstellungsgestalter des Büros Würth & Winderoll, Professor Michael Orthwein von der Hochschule Mainz und zwei Kuratoren der Bayerischen Schlösserverwaltung an einem heißen Sommertag in Thüringen? Die Antwort überrascht: Sie sind dabei, ein ganz besonderes Ausstellungsmedium für die Cadolzburg herzustellen.

Der letzte Ritter

Sie befinden sich auch nicht irgendwo in Thüringen, sondern auf dem Rittergut von Arne Koets, einem der größten lebenden Turnierreiter unserer Zeit. Koets ist tatsächlich vollberuflich Ritter mit einer Spezialisierung auf das Spätmittelalter.

In der Living-History-Szene, also bei all jenen, die intensiv versuchen, den Alltag und das Leben in vergangenen Zeiten nachzuvollziehen, ist Koets bekannt wie ein bunter Hund. Bei den großen Turnieren in St. Wendel und in Schaffhausen, die in der Szene inzwischen fast schon legendär geworden sind, war Koets selbstverständlich hochaktiver Teilnehmer. Was wird man davon also in der Cadolzburg sehen? In Thüringen trafen sich eigentlich die besten Reiter der Szene, um neue Reittechniken zu erproben. Kurzerhand wurde allerdings ein Filmdreh mit einer 360- Grad-Kamera vorgeschaltet.

Die Idee: Die Besucher der Cadolzburg sollten im Museum hautnah bei einem spätmittelalterlichen Adelsturnier dabei sein können. Solche Turniere liefen meist nach einem streng geregelten Schema ab. Feste Bestandteile waren beispielsweise die Helmschau, bei der die Helme der Reiter miteinander ausgestellt wurden, das Kolbenturnier und das Nachturnier.

Im Kolbenturnier, einem Massenturnier, versuchten die Reiter, den Gegner mit einem Kolben am Körper zu treffen. Und genau diese Form des Turniers, die als besonders vornehm galt, wollten die Kuratoren den Besuchern nahebringen.

Michael Orthwein, der für die Generaldirektion Kulturelles Erbe in Rheinland-Pfalz bereits ähnliche Projekte realisiert hatte, war sofort Feuer und Flamme für die Idee, ein solches Turnier auf einer Virtual-Reality-Brille zu zeigen.

Die Besucher können dann selbst wählen, ob sie sich mutig ins Getümmel stürzen, oder aber als Zuschauer abseits der Turnierfläche Platz nehmen. In jedem Fall stehen ihnen aber volle 360 Grad zum Schauen und Staunen zur Verfügung.

Damit aber gerade Kinder diese Form der sportlichen Betätigung in früheren Zeiten nicht nur medial entdecken können, wird die VR-Brillen-Installation im Museum von einer ganz realen Spielstation flankiert, die vor allem die Reaktionsschnelligkeit und Geschicklichkeit der jungen Besucher auf die Probe stellt.

Wie die Ausrüstung eines Turnierreiters genau ausgesehen hat, lässt sich unter anderem anhand eines aufwändig reproduzierten Kolbenturnierhelms nachvollziehen.

In der nächste Woche erwartet alle, die sich auf die Öffnung der Burg freuen, zum Abschluss unserer Serie ein Gewinnspiel.

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