Bürostuhl statt Sofa: Wenn WM-Fieber auf Arbeit trifft

27.6.2018, 10:03 Uhr
Bürostuhl statt Sofa: Wenn WM-Fieber auf Arbeit trifft

© Warnecke/dpa

Einige Männer der Fürther Berufsfeuerwehr werden sich heute Nachmittag ausgiebig dem Fußball widmen. Allerdings nicht, indem sie ab 16 Uhr das Spiel der Deutschen gegen Südkorea im Fernsehen verfolgen. Nein, sie werden am Schießanger selbst gegen den Ball treten. Am Mittwoch steht zwischen 15 und 17 Uhr nämlich Sport auf dem Dienstplan der Feuerwehrler; wahlweise Krafttraining oder eben Fußball.

Bürostuhl statt Sofa: Wenn WM-Fieber auf Arbeit trifft

© Archivfotos: Aslanidis

Daran ändert sich auch wegen des entscheidenden Vorrunden-Matches von Jogis Jungs nichts. An Christian Gußner liegt dies aber nicht. Der Leiter der Berufsfeuerwehr hätte durchaus mit sich reden lassen, wären seine Männer gekommen und hätten darum gebeten, die Partie gegen Südkorea sehen zu dürfen. "Dann hätten wir die Stunde Sport zwischen 16 und 17 Uhr ausfallen lassen und an einem anderen Tag wieder reingeholt", sagt Gußner. Doch weil diese Anfrage ausblieb, findet sie wie gehabt statt.

Ab 17 Uhr startet der Bereitschaftsdienst; dann ist Fernsehen sowieso erlaubt. Kein Problem hat Gußner damit, wenn jemand auf seinem Smartphone den Spielstand checkt.

Wettkampf ist wichtiger

Er selbst wird die erste Halbzeit wohl zuhause verfolgen — er hat heute dienstfrei. Ab 17 Uhr steht er auf dem Sportgelände des TSV 1893 Wendelstein. Dort trainiert er die Leichtathletikmannschaft im Hochsprung. Auch sie wollte das Training nicht verschieben — am Wochenende steht nämlich ein wichtiger Wettkampf an: die Bayerische Mehrkampf-Meisterschaft in Garmisch-Patenkirchen.

Wer bei Bruder Spielwaren in der Fertigung arbeitet, hat heute schlechte Karten. Denn: Der Ablauf dort ist so aufeinander abgestimmt, dass eine zweistündige Unterbrechung nicht möglich ist, sagt Annett Deweese. Wer das Spiel gucken möchte, muss dafür einen Tag frei nehmen, sagt die Sekretärin der Geschäftsleitung. Außergewöhnlich viele Urlaubsanträge habe es aber nicht gegeben. Besser ergeht es den Angestellten des Unternehmens, die flexible Arbeitszeiten haben. Sie können früher gehen und die Zeit später wieder einarbeiten. Wer am Arbeitsplatz ausharren muss, darf sich aber dennoch über den aktuellen Spielstand informieren. In den Pausen, so Deweese, steht es jedem frei, auf sein Handy zu schauen.

Ausstempeln bei Uvex

Das ist auch den rund 2400 Beschäftigten der Stadt Fürth erlaubt. Wer möchte, kann zudem von der Gleitzeit-Regelung Gebrauch machen und früher nach Hause gehen. "Die Vorgesetzten regeln das meistens großzügig", sagt Personalreferentin Stefanie Ammon. Nicht ganz so einfach sieht es auf Ämtern aus, die zu Zeiten des Spiels Publikumsverkehr empfangen — heute Nachmittag haben glücklicherweise aber alle sowieso geschlossen. Ist dies bei einem der nächsten Spiele nicht der Fall, müssen die jeweiligen Chefs entscheiden, wer freinehmen darf. Zum Glück, so Ammon mit einem Augenzwinkern, gibt es auch Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren.

Bei Uvex dagegen können die Mitarbeiter die Partie live vor dem Fernseher verfolgen — allerdings auch nur, wenn sie sich für diese Zeit ausstempeln. Dann aber haben sie sogar die Wahl zwischen mehreren TV-Geräten. Sie stehen unter anderem in Aufenthaltsräumen, der Kantine oder der Sports Bar. Nicht nur jetzt flimmern die Bildschirme dort, auch während der Winter-Olympiade, deren Teilnehmer das Unternehmen mit Schutzhelmen und -brillen ausstattet.

Immer wieder, so erzählt Dagmar Hugenroth, finden sich dort Zuschauer ein. Auch heute wird es einige der 900-köpfigen Belegschaft vor den Fernseher ziehen, ist sich die Pressesprecherin sicher. Etliche Abteilungsleiter hätten im Vorfeld schon um eine Regelung für die Spiele während der Arbeitszeit gebeten.

Keine Kommentare