Cadolzburg hat Angst vor Rennstrecke

1.4.2017, 14:00 Uhr
Cadolzburg hat Angst vor Rennstrecke

© Foto: Thomas Scherer

Cadolzburgs Kommunalpolitiker hätten die Baumaßnahme gern verhindert, dem Gremium fehlen aber die Kompetenzen. Die bauliche Hoheit über die Strecke zwischen Ammerndorf und Cadolzburg liegt beim Staatlichen Bauamt.

"Warum will ein Gemeinderat nicht, dass wir hier investieren?", fragte sich dessen fachlicher Leiter Klaus Schwab in der jüngsten Sitzung des Cadolzburger Gremiums. Solche Einwände seien selten und kämen bei Kommunen "praktisch nie" vor.

Dennoch votierte der Gemeinderat mit klarer 16:7-Mehrheit gegen die Baumaßnahme. Einige Mitglieder des Gremiums äußerten ihre Bedenken: Die Straße würde breiter und dadurch schneller befahrbar gemacht, meinte Hermann Zempel (SPD). "Aber Fußgänger kommen nicht mehr drüber", sagte der Steinbacher. Seine Frau gehe mit den Enkelkindern regelmäßig zum Einkaufen zum Bauernladen Lindenhof, der zu Beginn der kurvigen Strecke auf der anderen Seite der Straße zu Steinbach liegt.

Querungshilfe nicht eingeplant

Eine Querungshilfe für Fußgänger zum Lindenhof ist nicht Teil der Planungen des Staatlichen Bauamts. Zwar sei der Einbau abgewogen worden, sagte Christoph Eichler von der Behörde, aber letztlich "nicht sinnvoll". Die Mitglieder des Gemeinderats wollen anstatt einer Baumaßnahme erreichen, dass auf der Strecke langsamer gefahren wird. "Warum stehen hier keine Dauerblitzer?", fragte Georg Hofmann (CSU/FWG). Der Grund für die vielen Unfälle sei ausnahmslos zu schnelles Fahren, meint der Fahrlehrer.

Die Überwachung der Geschwindigkeit sei Aufgabe der Polizei, antwortete Schwab. Das Staatliche Bauamt könne keine Radarfallen aufstellen, werde den Vorschlag aber in Gespräche mit der Polizei und dem Landratsamt einbringen. Das Landratsamt legt wiederum die erlaubte Höchstgeschwindigkeit fest und die liegt bei 80 Stundenkilometern.

Tempolimit half nichts

Die Geschwindigkeit wurde in den vergangenen Jahren bereits reduziert, sagte Christoph Eichler. Ebenso wurde ein Überholverbot eingerichtet sowie Leitplanken verbessert und Richtungsschilder aufgebaut. Die Zahl der Unfälle habe aber nicht nachgelassen. "Uns bleiben nur noch bauliche Maßnahmen", folgerte Eichler.

Das Staatliche Bauamt schaffte es nicht, den Gemeinderat zu überzeugen. Zwar votierten sieben Personen für die Baumaßnahme, darunter einige Mitglieder der CSU/FWG-Fraktion. Aus deren Mitte empfahl Barbara Krämer, der Expertenmeinung zu vertrauen: "Jeder Tote und Verletzte auf der Strecke ist einer zu viel."

Doch Bürgermeister Bernd Obst, alle Mitglieder von SPD, FWG und den Grünen sowie weitere Mitglieder der anderen beiden Fraktionen blieben bei der Haltung gegen den Ausbau. Mit einer entsprechenden Resolution hatte sich der Gemeinderat schon im Juni 2016 einstimmig an Innenminister Joachim Herrmann gewandt.

"Ich habe das Gefühl, dass die Gefahr noch erhöht wird, vor allem für Linksabbieger zum Lindenhof, für Fußgänger und für landwirtschaftliche Fahrzeuge", fasste Bernd Löschner (Die Grünen) die Stimmung im Gremium zusammen.

"Können Sie damit leben, dass wir die Maßnahme nicht wollen?", fragte Hermann Zempel an die Adresse des Staatlichen Bauamts. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Steinbach seien auch unzufrieden, weil erst vor wenigen Jahren die Grundstückgrenzen im Zuge einer Flurbereinigung neu ausgehandelt worden waren. Einige Eigentümer werden nun Grund an den Freistaat abgeben müssen — zur Not per Enteignung. Das wird auch die Gemeinde selbst betreffen, die mit dem erneuten Votum alle Grundstücksverhandlungen eingestellt hat. "Preisverhandlungen brauchen wir nicht mehr führen", sagte Bernd Obst.

Kein Teil der Ausbauplanungen ist die "Kraftsche Kurve", die näher am Ortsausgang Cadolzburgs liegt. Das bestätigte das Staatliche Bauamt dem Gemeinderat auf Nachfrage.

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