Cadolzburg könnte sich profilieren

13.4.2014, 13:00 Uhr
Cadolzburg könnte sich profilieren

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Die Einrichtung gfi (Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration) will einen Beratungs- und Serviceknoten im Landkreis Fürth schaffen, dafür zahlt der Bezirk Mittelfranken die ersten drei Jahre. Doch der Gemeinderat zögert, weil er die Folgekosten fürchtet.

Jetzt wurde das Konzept dem Gemeinderat vorgestellt. Die gfi plant eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung jeden Alters. Dort will man mit Hilfebedürftigen ins Gespräch kommen, sie über Einrichtungen in der Nähe informieren und auf Wunsch vermitteln.

Da der Landkreis Fürth bisher ein relativ dünnes Versorgungsnetz aufweist, sollen gleichzeitig der Bedarf und die Lücken ermittelt werden. In Kooperation mit allen Akteuren soll die geplante Stelle helfen, ein flächendeckendes und wohnortnahes Hilfsnetz zu schaffen und bekannt zu machen.

Der Bezirk hat die Einrichtung in drei Kommunen angeregt und Fördergelder von insgesamt 300000 Euro im Jahr bereit gestellt. Die gfi will sich mit der Marktgemeinde als „Kleinstadt“ um die finanzielle Hilfe bewerben. In einer Modellphase von mindestens drei Jahren will der Bezirk Personal und Sachkosten finanzieren.

Vorerst zahlt der Bezirk

Die Kommune würde sich im Gegenzug dazu verpflichten, der angestellten Person ein Büro mit Telefon und Internetanschluss zur Verfügung zu stellen. Weitere Kosten kämen auf die Marktgemeinde erst nach Ende der Modellphase in drei oder sogar erst fünf Jahren zu.

An diesem Punkt äußerten einige Gemeinderäte Skepsis. Die Folgekosten seien schwer kalkulierbar, meinte etwa Bernd Löschner (Grüne). Grundsätzlicher wurde Roland Egerer (SPD): „Hier werden Aufgaben der Kommune zugeschoben, die eigentlich in der Zuständigkeit des Bezirks liegen.“

Diese Einwände konnte Amata Zahn von der gfi nicht ausräumen. Jedoch stehe es der Kommune frei, die Personalstelle nach dem Auslaufen der Modellphase nicht mehr weiter zu finanzieren, erklärte die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, die sich im Ort schon um Mittagsbetreuung kümmert.

Bürgermeister Bernd Obst hofft, mit den Fördergeldern des Bezirks zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Er will die neue Tätigkeit in die Umsetzung des seniorenpolitischen Gesamtkonzepts des Landkreises eingliedern. Zielgruppe der Beratungsstelle wären demnach nicht nur behinderte Menschen, sondern auch ältere Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen können.

Vertreterinnen und Vertreter des rührigen Cadolzburger Seniorenbeirats äußerten am Rande der Sitzung Zustimmung zu einer Bewerbung. Aufgrund der kurzen Vorlaufzeit konnte jedoch keine offizielle Stellungnahme des engagierten Gremiums mehr eingeholt werden.

Entscheidung vertagt

Auch aus diesem Grund hat der Gemeinderat nun mit großer Mehrheit beschlossen, die Entscheidung über die Bewerbung zum „Modellstandort Ambulantisierung von Eingliederungshilfen für behinderte Menschen“ — so der offizielle Name — in die Sitzung am 14. April zu verschieben. Zu diesem Zeitpunkt ist die Bewerbungsfrist zwar abgelaufen. Amata Zahn will aber schon vor dem Beschluss beim Bezirk den Antrag stellen und die immer noch mögliche Zustimmung des Gemeinderats nachliefern. Sollte das Gremium eine Teilnahme ablehnen, werde sich die gfi selbst gar nicht bewerben, sagte Zahn.

Cadolzburg steht im Fokus der Einrichtung, weil hier gute Erfahrungen mit der Mittagsbetreuung gemacht werden, sagte Zahn. Zudem fehlten bisher stationäre und ambulante Hilfen in der Kommune. Auch der Landkreis Fürth habe hier Nachholbedarf, meinte Zahn.

Hinter den Eingliederungshilfen steht die Idee der Inklusion, die die größtmögliche gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung vorsieht.

Ambulante Hilfe ist demnach der stationären Pflege vorzuziehen, je nach Wunsch der Betroffenen. Möglichst zuhause oder wohnortnah sollten die pflegebedürftigen Menschen unterstützt werden. Ihnen soll die Teilnahme am Leben in der Gemeinde ermöglicht werden.
 

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