Cadolzburg: Wie Ritter und Burgfräulein sich frisch machten

25.3.2018, 21:00 Uhr
Cadolzburg: Wie Ritter und Burgfräulein sich frisch machten

© Foto: Peter Budig

Die Herstellung von Seife gehört zu den sehr alten Kulturtechniken. Die ersten Seifen schreibt man den Sumerern zu, die im dritten Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien lebten.

Die Zeit der Hohenzollern, die ab Mitte des 13. Jahrhunderts die Cadolzburg bewohnten, ist allerdings eher jene, die das Ehepaar Brigitte und Robert List interessiert. Sie engagieren sich im Deberndorfer Kultur- und Heimatverein. Dessen Mitglieder nennen sich "Dillnberch Schlorcher"; sie lernen regionales Brauchtum, häufig aus dem späten Mittelalter, und geben es an Interessierte weiter.

Essbare Fette

"Für eine Seife", so erläutert Brigitte List, "braucht es essbare Fette und Öle. Mit Natriumhydroxid werden sie in eine Seifenlauge verwandelt. Dazu gibt man destilliertes Wasser, denn viel Kalk im Wasser stört beim Verseifen." Früher hat man vor allem Hirschtalg oder Pflanzenfette verwendet, Schweineschmalz, Enten- oder Gänsefett war zu wertvoll und wurde lieber gegessen. Beim Seifensieden, das dem Beruf den Namen gab, wurde über 100 Grad erhitzt. Dabei gehen wertvolle Substanzen kaputt, deshalb wird heute ein Kaltverfahren bevorzugt.

Warum macht uns Seife eigentlich sauber? Robert List erklärt das so: "Das umgewandelte Öl hat als Molekül eine Y-Form. An den Y-Armen können Fette und Wasser getrennt andocken – so wird man gereinigt." Zum Seifenmacherkurs sind auf die Cadolzburg etliche Neugierige mit Kindern gekommen. Die wollen natürlich selbst Hand anlegen. Die Lists haben Thermometer, Kochtopf aus Edelstahl, allerhand duftende und pflegende Zutaten sowie eine geheimnisvolle Tabelle mitgebracht. Sie erläutern, wie viel Gramm Fette mit wie viel Gramm Natron gemischt werden müssen.

Dabei können unterschiedliche Fette verwendet werden. "Grüne Seife" zum Beispiel besteht aus 800 g Olivenöl und 200 Gramm wertvollem, stark duftendem Lorbeeröl, das auch noch das "Grün" beisteuert. Dazu kann man je zehn Gramm Latschenkieferöl und Zedernholzöl hinzufügen – schon duftet die Seife sehr angenehm. Auch Kokosöl, Sonnenblumenöl, Pistazien- oder Haselnussöl, Kakaofett oder Rinderklauenöl sowie Bienenwachs sind Bestandteile von Seifenrezepten. Als Duftnoten eignen sich beispielsweise Rosenholz- und Melissenöl, Ringelblume oder Rosmarin. Eine Seife namens "Castillischer Traum" wird mit Ziegenmilch hergestellt.

Grundsätzlich wurden beim Cadolzburger Seifenkurs Öle und Fette in einem, Natriumhydroxid und Wasser im anderen Topf auf 60 Grad erhitzt. Dann gibt man beide unter stetem Rühren zusammen. Mit der Zeit wird die Substanz sämiger, fester. Dann kann man sie in Formen gießen, erkalten und fest werden lassen.

Mehrere Wochen ruhen

Einige Stunden später – "die Stücke müssen fest sein, wie Butter, die aus dem Kühlschrank kommt", erläutert Brigitte List – kann die Seife geschnitten werden. Anschließend sollte sie am besten einige Wochen ruhen. Das ist auch die besondere Qualität der selbstgemachten Seife – denn wer Geld damit verdienen muss und in großem Stil produziert, lässt das Ruhen weg und erledigt es durch Beigabe chemischer Substanzen.

Wenn man sich mit einer selbstgemachten Seife wäscht, dann merkt der erfahrene Seifensieder gleich, welches Öl verwendet wurde: "Kokosöl schäumt viel mehr als beispielsweise Olivenöl", so List. Wer mit einer duftigen, selbstgemachten Seife seine Liebste verführen möchte, der sollte sie mit Ylang-Ylang parfümieren, das aus den Blüten des in Indonesien beheimateten Ylang-Ylang-Baums gewonnen wird. Dem wird nämlich Brigitte List zufolge eine stark aphrodisierende Wirkung nachgesagt.

Weiterer Handwerker-Termin auf der Cadolzburg: 25. und 26. August: Handgemacht! Handwerkervorführungen mit dem Kulturverein Deberndorf (www.kulturverein-deberndorf.de). Eintritt frei, ohne Anmeldung.

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