Cadolzburger Weltlager feiert 25. Geburtstag

9.7.2016, 13:00 Uhr
Cadolzburger Weltlager feiert 25. Geburtstag

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Zirndorf, Roßtal und Langenzenn sind Fairtrade-Towns, auch der Landkreis will sich um das Siegel bemühen. In den Regalen von Discountern liegen Produkte aus fairem Handel – das müsste doch auch die Geschäfte des CaWeLa befördern. Fahren Sie das Geld schon mit der Schubkarre nach Hause?

Günter Schwarz (lacht): Um Gottes Willen, nein. Wenn ich mir die Entwicklung der letzten zehn Jahre anschaue, kommen wir vielleicht auf eine durchschnittliche Steigerung von drei Prozent per anno. Uns geht es nicht um Profitdenken. Wir sollen kostendeckend arbeiten und keine Rücklagen bilden. Gewinne werden reinvestiert. Beispielsweise unterstützen wir damit die Weltläden, wenn diese umziehen oder aber sich neues Mobiliar anschaffen wollen, um ihre Produkte besser zu präsentieren.

 

Man hat aber doch das Gefühl, „Fair Trade“ ist in aller Munde. Ist das eher ein Trend, der sich beim Kaufverhalten weniger auswirkt?

Günter Schwarz: Das würde ich nicht sagen. Aber viele Weltläden klagen, dass das Geschäft stagniert. Das hat beispielsweise auch mit dem Internet zu tun. Wir als CaWeLa, als Partner, bei dem sich die Weltläden mit Produkten eindecken, werben bewusst nicht. Zu uns kann zwar jeder kommen, aber über 90 Prozent unseres Umsatzes machen wir im Großhandel.

 

Fair-Trade-Produkte bei Discountern – für Sie eine erfreuliche Entwicklung oder eher unliebsame Konkurrenz?

Marion Schwarz: Also eigentlich sollte es überall fair gehandelte Waren geben. Und es ist sicher besser, im Discounter faire Produkte zu kaufen, als überhaupt nicht. Beachten muss man aber zwei Dinge: Zum einen brauchen Discounter riesige Mengen. Nehmen wir beispielsweise Orangensaft: Da ist es schwer, im verarbeitenden Betrieb die Chargen zu trennen. Das heißt, es kann sein, dass in der Packung nicht nur fair erzeugter Saft ist, vielleicht sogar nur konventionell erzeugter. Aber die Bauern bekommen wenigstens einen fairen Preis. Zum anderen ist da die Nachhaltigkeit. Es ist durchaus möglich, dass Produkte nach mehr oder minder kurzer Zeit wieder ausgelistet werden und nicht mehr verkauft werden.

 

Und wie handhabt das Gepa, der größte europäische Importeur für fair gehandelte Produkte?

Günter Schwarz: Bleiben wir beim Orangensaft: Gepa pflegt langfristige Partnerschaften, macht Verträge, dass beispielsweise Betriebe an einem Tag nur Orangen einer Kooperative pressen, deren Früchte unter fairen Bedingungen produziert wurden. Gepa hat sich auch längst vom Fair-Trade-Siegel, das nur aussagt, dass Mindestbedingungen erfüllt werden, verabschiedet. Kreiert wurde ein eigenes Zertifikat ,Fair plus‘. Gepa investiert vor Ort nämlich auch in andere Dinge, wie etwa Schulgebäude, und versucht so, die Lebensumstände der Bauern zu verbessern.

 

Und das hat seinen Preis – brauchen Kunden, die bei Ihnen oder in den Weltläden einkaufen, nicht doch den dickeren Geldbeutel?

Marion Schwarz: Wenn ich das mit Bio-Produkten vergleiche, dann nimmt sich das nichts. Bei Kaffee ist die Tasse zwischen drei und fünf Cent teurer, dafür ist er aber auch ergiebiger. Bei Kaffeekapseln sind die Leute bereit, umgerechnet über 50 Euro für das Kilo auszugeben.

Und Kaffee ist noch immer der Renner?

Marion Schwarz: Ja, und Schokolade. Da haben wir seit einiger Zeit eine Kooperation mit der Cadolzburger Firma Riegelein. Produziert wird Premium-Schokolade mit Rohrzucker und Kakao aus fairem Handel, also regional und fair.

 

Wie kam es vor 25 Jahren eigentlich zur Gründung des Fairhandelszentrums ausgerechnet in Cadolzburg?

Günter Schwarz: Damals mussten die Ehrenamtlichen der Weltläden alle zu Gepa nach Wuppertal fahren, um sich mit Produkten einzudecken. Cadolzburg liegt im Großraum zentral, ein Diakon vor Ort hat das Thema seinerzeit aufgegriffen. Angefangen haben wir am Kuhwasen in einem Kuhstall mit rund 160 Quadratmetern Fläche.

 

Und wie sind Sie dort gelandet?

Günter Schwarz: Ich wollte eigentlich in die Entwicklungshilfe gehen, doch dann kam die Bundeswehr dazwischen. CaWeLa war für mich eine besondere Herausforderung, um den fairen Handel zu unterstützen.

Marion Schwarz: Nach dem Tod einer Freundin wollte ich etwas Sinnvolles tun. Ich bin aus der Weltladen-Szene hierher gekommen. Wer einmal infiziert ist, bleibt meist auch dabei. Unser ganzes Team arbeitete ehrenamtlich, anders wäre das auch am Anfang nicht zu stemmen gewesen.

25 Jahre CaWeLa, Am Farrnbach 21, Sonntag, 10. Juli, ab 10 Uhr ökumenischer Gottesdienst, fröhliches Beisammensein mit Musik, ab 12 Uhr Mittagstisch, danach Kaffee und Kuchen, Besichtigung des Fairhandelszentrums.

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