Cadolzburgs Filetstück

17.9.2016, 06:00 Uhr
Cadolzburgs Filetstück

© Foto: Harald Ehm

Cadolzburgs neue Mitte ist schon zu bewundern. Vorerst zwar nur in Holz und im Miniaturformat, aber immerhin in siebenfacher, unterschiedlicher Ausfertigung. So viele sogenannte Einsatzmodelle stehen im Sitzungssaal des Rathauses. Auf die gleiche Art präsentiert sich der gesamte historische Ortskern vor einer Luftaufnahme des Firmenareals. In der Mitte des Modells klafft eine Aussparung, in die Betrachter die einzelnen Entwürfe einsetzen können. Angefertigt wurden sie von Studenten der Fachhochschule Nürnberg, betreut von Professorin Ingrid Burgstaller. Das über die Städtebauförderung unterstützte Vorhaben war ein Ausfluss aus der Projektwerkstatt zur Ortsumgehung.

Wohnen, Einzelhandel, Parken, Grünflächen — welches Potential wäre auf dem 20 000 Quadratmeter großen Gelände vorhanden? Das war die Aufgabenstellung. Was dabei herausgekommen ist, beschreibt Marktbaumeister Herbert Bloß als „realistische, aber auch utopische Ideen“.

Letzteres trifft insbesondere auf eine Arbeit dreier chinesischer Gaststudenten zu, die drei futuristisch anmutende Gebäude in das Areal platzierten. Fast könnte man meinen, Außerirdische hätten ihre Ufos mitten in Cadolzburg geparkt. „Die denken ganz anders“, sagt Bloß mit Blick auf die Entwürfe der jungen Leute. Umgesetzt wird davon freilich keiner, das wäre so auch nicht erlaubt.

Allerdings dienen die kreativen Planspiele — zeitgleich betrachteten Studenten der Fachhochschule Weihenstephan auch das Beziehungsfeld Bahnhof-Friedhof-Rathaus-Marktplatz-Burg — dem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (Isek), das auch Cadolzburg braucht, um künftig Geld aus der Städtebauförderung zu erhalten. Dabei wird mit Unterstützung der Bürger der Ort als Ganzes betrachtet und es werden gemeinsam Ziele beziehungsweise umsetzbare Projekte für die Zukunft festgelegt. Das Isek soll Antworten darauf finden, wo sich die einzelnen Kommunen in den nächsten 20 Jahren sehen.

Prägend für den Ort

Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst betrachtet die Causa Hofmann, die ihn bereits seit Jahren im Amt begleitet, „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Auf der einen Seite ist da ein Betrieb, der den Ort seit fast 100 Jahren mitgeprägt hat, ein Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler. Allerdings einer, der unter hohem logistischen Aufwand auf dem Gelände produziert.

Davon hat sich der Gemeinderat erst vor zwei Monaten bei einer Besichtigung ein Bild gemacht. Auf der anderen Seite gäbe es dieses „Filetstück im Herzen Cadolzburg mit seinen innerstädtischen Entwicklungsmöglichkeiten“. Neben dem auch in der Marktgemeinde großen Bedarf an Geschosswohnungsbau geht es unter anderem um Wegverbindungen zum Marktplatz und den beiden zukünftigen Museen.

Klar ist für den Bürgermeister: Alle müssen an einen Tisch, die Grundstücksbesitzer, wozu auch die Gemeinde zählt, der Sägewerksbetreiber, aber auch mögliche Investoren. Kontakte und Gespräche gibt es immer wieder, und das schon seit Jahren. Projektentwickler hätten dabei durchaus gute Ideen skizziert, meint Obst. Klar sei auch, es könne nur ein Gesamtkonzept sein, das freilich auch für alle Beteiligten wirtschaftlich darstellbar sein muss.

Doch wie geht es in der Sache weiter? Zunächst: Ständig miteinander im Austausch bleiben, denn von heute auf morgen wird ohnehin nichts passieren, auch wenn sich in Veitsbronn der Gemeinderat erst im Juli mit dem Cadolzburger Betrieb beschäftigt hatte. Dem Gremium lag ein Antrag des Sägewerks vor, ein Verfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für ein Gelände südlich von Siegelsdorf an der Stockäckerstraße einzuleiten. Mit 4:15 Stimmen wurde das Ansinnen jedoch abgelehnt. „Große Skepsis“, sagt Bürgermeister Marco Kistner auf FLN-Anfrage habe bei den Gemeinderäten geherrscht. In der Summe hätte es „zu viele Knackpunkte“ gegeben, etwa die Frage der Anbindung.

Cadolzburg würde das Sägewerk gerne am Ort halten, kann aber keine entsprechenden Flächen bieten. „Wir sind eigentlich voll“, sagt Bernd Obst. Im Süden der Marktgemeinde wolle niemand Gewerbe ansiedeln, im Norden gebe es neben der Norma-Filiale noch zwei kleinere Grundstücke. Weiteren Ausweisungen schieben ein Wasserschutzgebiet und die Regierung von Mittelfranken einen Riegel vor. Firmen abweisen zu müssen, mit diesem Problem steht Cadolzburg nicht alleine. Und überhaupt: Vier Hektar — wie vom Sägewerk benötigt — ein derartig großes Areal sei nicht nur im Landkreis, sondern generell im Großraum nur schwer verfügbar, sagt Walter Gieler von der Wirtschaftsförderung im Landratsamt. Aus den Städten landeten immer wieder Anfragen von aussiedlungswilligen Betrieben bei ihm auf dem Schreibtisch, denn auch Fürth und Nürnberg seien „dicht“.

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