Cadolzburgs Nepalhilfe lässt Beton anrühren

23.7.2017, 13:00 Uhr
Cadolzburgs Nepalhilfe lässt Beton anrühren

© Foto: Manfred Losert

Wie ist in den Schulen der Nepalhilfe der Stand der Dinge?

Manfred Losert: Nach einem Jahr Kampf konnten wir im November vergangenen Jahres endlich mit dem Wiederaufbau beginnen. Noch heuer wollen wir die Schulen einweihen.

 

Was waren die größten Hürden?

Losert: Die Bürokratie. Am Bau unserer vier Schulen war erst ein Ministerium beteiligt, am Ende waren es dann vier. Außerdem hatten wir Probleme, einen Architekten zu finden. In Kathmandu wurde sehr viel gebaut, da ist ein Job in einem entlegenen Bergdorf, in das man nur über die vom Monsun ausgewaschenen Straßen gelangt, nicht sehr attraktiv. Außerdem mussten wir erst einmal den Schutt der zusammengestürzten Gebäude beseitigen.

 

Stichwort Korruption – wurden Sie damit konfrontiert?

Werner Schwab: Dem war nicht so. Unsere Baugenehmigungen haben jeweils 100 Euro gekostet. Unser Vorteil ist, dass wir in Nepal nicht selbst mit den Behörden zu tun haben. Das machen einheimische Mitarbeiter in unserem vor rund fünf Jahren gegründeten Verein "Parcel of Peace". Ich traue mich zu behaupten, der Prozentsatz, der in dunkle Kanäle fließt, ist verschwindend gering.
 

Wie stellt sich die Situation in den Bergdörfern dar, in denen Ihre Schulen stehen?

Losert: Man könnte meinen, das Erdbeben sei vor zwei Tagen gewesen. Überall finden sich zusammengestürzte Häuser. Die Menschen haben sich notdürftig eingerichtet, im Improvisieren sind sie ja geübt. Die 1300 Kinder, die unsere Schulen besuchen, werden seitdem in Behelfsquartieren aus Bambusstangen und Wellblechdächern unterrichtet.

 

Gibt es keine Hilfe des Staates?

Losert: Die Regierung hat 3,6 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern bekommen. Wer sein Haus wieder aufbaut und nachweisen kann, dass es erdbebensicher ist, bekommt 3000 Euro.

Schwab: Aber erst hinterher. Und da die meisten Menschen kein Einkommen haben, können sie nicht einmal einen Sack Zement kaufen, geschweige denn einen Nachweis erbringen, dass das Gebäude erdbebensicher ist.

 

Bei Ihren Schulen ist das anders. Wie sollen diese künftig den Naturkatastrophen trotzen?

Schwab: Wir halten uns an die Vorgaben der Regierung. Die Schulen stehen auf einer Betonplatte, darin sind Eisenträger mit Platten eingelassen. Diese werden miteinander verbunden, also verschweißt. So entsteht ein Stahlgerippe, das mit Lehmziegeln ausgefacht wird. Pro Schule investieren wir rund 100 000 Euro. Dafür entsteht kein Luxus-Hotel, sondern ein Gebäude mit Klassenzimmern, PC-Räumen, Toiletten und einer Küche – für unsere Verhältnisse alles sehr einfach gehalten.

 

Die Nepalhilfe hatte aber mehr Schulgebäude gebaut. Fokussieren Sie Ihre Hilfe jetzt stärker?

Losert: Wir haben Schulen an zehn Standorten. Nicht alle wurden zerstört. Zwei haben wir an eine japanische Hilfsorganisation beziehungsweise an die Regierung übergeben, die den Wiederaufbau übernehmen. Wir versorgen aber immer noch überall Kinder mit einem warmen Mittagessen, insgesamt sind das 1300 Mädchen und Jungen.

 

Wie sieht es mit den Finanzen der Nepalhilfe aus?

Losert: In den zwei Jahren seit dem Erdbeben war die Spendenbereitschaft sehr hoch, wir haben fast 500 000 Euro erhalten. Jetzt hat es etwas nachgelassen. Unser Verein besteht seit 17 Jahren, in dieser Zeit haben wir die Menschen in Nepal mit rund 1,6 Millionen Euro unterstützt.

 

Gibt es neue Projekte?

Losert: Wir haben jetzt 300 Obstbäume gekauft – Granatapfel, Litschi, Guave. Pro Stück kosten die zwischen 42 und 75 Cent. Wir pflanzen sie an den Schulen, geben sie den Kindern aber auch mit nach Hause. Das bereichert nicht nur das Nahrungsangebot, sondern wirkt auch der Bodenerosion entgegen.

Schwab: Außerdem würden wir gerne für die Ärmsten Häuser bauen. In Nepal kostet so etwas rund 10 000 Euro. Wir könnten dabei auch die 3000 Euro des Staates in Anspruch nehmen. Aber wie das laufen soll, müssen wir noch überlegen.

Infos im Internet: www.nepalhilfe-im-kleinen-rahmen.de

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