Cluberer und Fürther: Sie haben sich so lieb

16.4.2012, 00:00 Uhr
Cluberer und Fürther: Sie haben sich so lieb

© Hans-Joachim Winckler

Das Verhältnis zwischen den weiß-grünen Fürthern und den rot-weißen „Clubberern“ war schon immer ein sehr spezielles. Die Rivalität zwischen den beiden Vereinen hat eine lange Geschichte. „Das existiert seit Gründung der Vereine, also seit mehr als hundert Jahren“, sagt Jürgen Bergmann, Fanbetreuer des 1. FC Nürnberg. Sollte Fürth aufsteigen, ist für ihn die Richtung klar. „Über 20 Jahre gab es gar keine Duelle, da war die Rivalität auch nicht so ausgeprägt. Wenn wir wieder öfter gegeneinander spielen, wird das wieder zunehmen.“ Davon geht auch sein Fürther Kollege Nicolas Heckel aus. „Wenn der Club drinbleibt und wir aufsteigen, wird es mehr Rivalität geben. Zwei fränkische Vereine in der Ersten Liga, da ist die Brisanz natürlich höher.“

Noch ist es aber nicht so weit. Noch ist die Spielvereinigung Greuther Fürth nicht aufgestiegen, auch wenn nach vielen Anläufen ein Kollege aus der Sportredaktion jüngst schon „das Ende der Unaufsteigbar-Tour“ verkündete. Doch allen Zweiflern zum Trotz treten in der kommenden Saison sehr wahrscheinlich zwei fränkische Vereine in der Ersten Bundesliga gegeneinander an. Schon am Wochenende könnte der Aufstieg Fürths perfekt sein.

Bis jetzt hält sich die Feindseligkeit jedoch noch in Grenzen. Nach dem Ausscheiden der Spielvereinigung im Halbfinale des DFB-Pokals sprachen erstaunlich viele Club-Fans den Fürthern im Internet ihren Respekt aus. Auf www.nordbayern.de kommentierte der Nutzer „Roland“: „Danke Färdd. War ein klasse Spiel, leider unglücklich verloren. Wär’ schön gewesen, wenn ihr die Bayern im Finale besiegt und die fränkische Seele gestreichelt hättet. Diesmal seid ihr fällig — für die Erste Liga. Freu’ mich auf die Revanchen fürs 0:1. Was gibt’s Besseres als zwei fränkische Fußballvereine in der Ersten? P.S. Bin ein Glubberer!“

 

Nürnberger loben Fürth

Nürnberg-Fans wie „Peter“ lobten die Fürther Leistung — nicht nur im Spiel, sondern die gesamte Arbeit des Vereins. „Kopf hoch, Kleeblättler. Auch als genetisch bedingter FCN-Anhänger sag ich: Ihr wart super. Auch wenn euch monetär mein Lob nichts bringt, aber dennoch: Macht einfach weiter so, dann macht ihr es richtig.“

Verkehrte Welt? Freilich gibt es auch andere Stimmen, der jeweils benachbarte Verein ist für viele ein rotes beziehungsweise grünes Tuch. „Manche Fans wünschen den Fürthern den Abstieg in die Fünfte Liga“, sagt Bergmann. „Aber andere honorieren auch die gute Arbeit, die dort geleistet wird. Insgesamt hält sich das wohl die Waage.“ Heckel erzählt von vielen Freunden und Bekannten, „alles durch und durch Clubberer“, die, auch wenn es ihnen schwerfällt, die gute Arbeit in Fürth loben. So wie nach dem Derbysieg im Dezember, als in Fürth viele Zuschriften eintrudelten, in denen Nürnberger den Weiß-Grünen zu ihrem tollen Fußball gratulierten.

Also alles Friede, Freude, Eierkuchen? Als einige Nürnberger Fans den Innenraum stürmten, sah das noch etwas anders aus. „Gesunde Rivalität ist für mich, wenn man sich gegenseitig aufzieht oder frozzelt. Bei den Ultras sieht das Ganze wieder anders aus“, sagt Heckel.

Vereint gegen Bayern

Ist schon ein Nürnberger übergelaufen? „Nein“, sagt Bergmann. „Das ist absolut undenkbar, dass uns unsere Fans wegen Fürth den Rücken zukehren.“ Die Spielvereinigung gewinnt hauptsächlich in der Region neue Fans, in Nürnberg gibt es bislang nur einen Fürther Fanclub. „Früher habe ich mein Trikot in der U-Bahn versteckt“, sagt der Nürnberger Fürth-Fan Michael Otto. „Heute ist das kein Problem. Man kabbelt sich natürlich, aber ich denke, insgesamt gönnen die Nürnberger den Fürthern den Aufstieg und freuen sich auf die Derbys.“

Auf die setzt auch Alfred „Der Präsident“ Nussfeld, ein Urgestein der Clubfan-Szene. „Man kann es nicht aufhalten, aber wenn sie aufsteigen, hat der Club sechs sichere Punkte.“ Sechs Punkte, das sind zwei Siege in den beiden Derbys. „Die Derbys sind eine Gelegenheit, sich zu revanchieren“, sagt Bergmann. „Je eher die kommt, umso besser.“ Heckel bleibt da vorsichtiger. „Wenn es ein Ergebnis wird wie im Dezember, wäre das fantastisch. Wichtiger ist aber, dass sich in der fußballbegeisterten Region etwas bewegt und die Leute das mitbekommen.“

Am Ende vereinen sich Club- und Kleeblatt-Fans einträchtig in ihrer Abneigung gegen den FC Bayern München. Oder wie es der Nutzer „David gegen Goliath“ ausdrückt: „Schade für Färdd. Hab’ auch als Clubfan dem Nachbarn die Daumen gedrückt. Was soll das ewige Geätze? Wenn’s gegeneinander geht, steh ich klar zum FCN. Aber heuer gönn’ ich der Spielvereinigung den Aufstieg und hätte mich auch über einen Pokalsieg gefreut. Besser als zum 100. Mal der FC BÄH! In der Tragik um unglaubliche Ab- beziehungsweise Nichtaufstiege stehen wir uns doch gegenseitig in nichts nach.“ Wo er recht hat...

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