Computerspiele: So gehen Eltern richtig damit um

16.11.2017, 14:45 Uhr
Computerspiele: So gehen Eltern richtig damit um

© F.: Marius Becker/dpa

Was Computerspiele so faszinierend macht? Das wurde an dem Abend ein ganzes Stück verständlicher. Wer nämlich dachte, dass Zocken eine sehr einsame Sache ist, sah sich getäuscht.

Dank des technischen Fortschritts werde das soziale Element immer wichtiger, erzählte Experte Michael Posset. Die Spieler können sich mit Menschen aus der ganzen Welt vernetzen, chatten und Spaß haben. Mehr als 50 neue Freunde aus verschiedenen Ländern habe er schon kennengelernt, berichtete ein 15-jähriger Schüler: "Wir lachen manchmal einfach eine halbe Stunde."

Etwa 170 Eltern saßen im Publikum, organisiert hatte den Infoabend das "Netzwerk Medienscouts". Dabei kooperieren die Medientutoren der Leopold-Ullstein-Realschule, des Hardenberg- und des Helene-Lange-Gymnasiums mit dem Jugendmedienzentrum Connect, dem Fürther Jugendamt, Polizei und Weißer Ring. Gemeinsam sensibilisieren sie Jugendliche und Eltern für Themen wie Cybermobbing, Urheber- und Persönlichkeitsrechte oder eben Computerspiele.

Die seien inzwischen auf dem Niveau von Hollywoodfilmen angekommen, sagte Posset. Und das nicht nur hinsichtlich der Kosten, die bei Top-Produktionen bis in dreistellige Millionenhöhen reichen, sondern auch bezüglich der Qualität. "Man kommt in eine ästhetische Welt, die einen magisch hineinzieht." In Spielen wie Minecraft finden die Jugendlichen Gestaltungsfreiräume. Und wie beim Sport könne man in einen Flow kommen, einen Zustand, der einen weder über- noch unterfordert.

Posset widmete sich auch den Sorgen, die viele Eltern umtreiben. Es sei nicht ratsam, ins Zimmer des Jugendlichen zu kommen und zu sagen, "das ist alles Müll, was du da machst": "Sie müssen schon ein bisschen mitgehen können. Wenn es Ihnen zu viel wird, sollten Sie aber ganz klar Grenzen setzen." Ein guter Ansatz sei, den Nachwuchs zu Aktivitäten anzuregen, die den Faszinationselementen der Spiele nahekommen, etwa, wenn es vom Alter passt, zu einem Ausflug zum Klettersteig, der Action verspricht.

Womit füllt sich der Lebenstank?

Allein aus der Spielzeit auf eine Sucht zu schließen, sei nicht klug. Aufschlussreicher sei das "Tankmodell", das man in der Suchtprävention verwende: Es geht davon aus, dass wir einen Lebenstank in uns tragen, in dem alle Bedürfnisse ruhen, wie Freundschaft, Anerkennung, Leidenschaft. . . Den Tank füllen Kinder und Jugendliche hauptsächlich über die Familie und Freunde. Kommt es jedoch zu Problemen zuhause oder in der Schule und anderen Widrigkeiten, kann sich der Tank nicht mehr aus mehreren Quellen speisen. Wenn die einzigen Quellen für positive Erfahrungen Video- und Computerspiele seien und alles andere nicht mehr wichtig scheint, sei ein großes Suchtpotenzial gegeben. Den Eltern riet Posset, mit den Kindern die Kommunikation aufrechtzuerhalten – und auch Interesse fürs Hobby Computerspiele zu zeigen.

Keine Kommentare