Das Bäderhaus in Zirndorf weicht einer Sport-Kita

31.10.2014, 13:00 Uhr
Das Bäderhaus in Zirndorf weicht einer Sport-Kita

© Foto: Scherer

Frau Otto, warum bauen Sie mit Ihrem Partner den Zirndorfern einen Kindergarten?

Sylke Otto: 2009 hat das Kurbad mit Physiotherapie, Sauna und allem Drum und Dran geschlossen. Als die Vorbesitzerin ausgezogen war, hatte die Stadt ihr Vorkaufsrecht genutzt und das Gebäude erworben. Doch dass es leer stand, war in niemandes Interesse. Eine Nutzung als Kindergarten bot sich an: Der Kurpark davor, dahinter Wald und um die Ecke ein Spielplatz, das ist eine optimale Lage. So haben wir im April 2013 das Grundstück von der Stadt erworben, mit der Auflage, es für Kinderbetreuung zu nutzen. Zirndorf braucht Betreuungsplätze, wir waren auf der Suche nach einem Projekt, mit dem wir unseren Kindern etwas hinterlassen können. Also investieren wir jetzt hier.

Seitdem planen Sie hinter den Kulissen, nicht ganz ohne Hürden.

Otto: Wir sahen uns gezwungen, uns von unseren ursprünglichen Partnern zu verabschieden. Unabhängig davon war die Förderzusage der Regierung für uns entscheidend. Auf den Bescheid haben wir bis Juli dieses Jahres gewartet, weil die Fördertöpfe ausgeschöpft waren. Das Gute an Kitas ist: Die Baukosten werden bei Krippen zu 100, bei Kindergärten zu 70 Prozent gefördert. Ansonsten, das war uns von vornherein klar, hätten wir dieses Riesenprojekt nicht schultern können.

Gut 3,5 Millionen Euro kostet die Kita, Ihnen bleibt mit einer Million trotz öffentlicher Zuschüsse noch ein satter Eigenfinanzierungsanteil. Wie können Sie das stemmen?

Otto: Mein Lebensgefährte geht voll arbeiten, ich arbeite halbtags für ein Sportinternat. Dann wären da noch ein paar Ersparnisse aus meiner Sportlerkarriere, die allerdings überschaubar sind, ich war schließlich kein Fußballer. Wir stemmen das auch nicht aus der Hosentasche. Der Mietvertrag mit dem Betreiber läuft langfristig auf 30 Jahre. Wenn sich das über diese Zeit mit den Mieteinnahmen rechnet, wovon wir ausgehen, haben unsere Kinder mal etwas davon.

Sie könnten Ihr Geld genauso gut in Aktien, einen Fonds oder einen Windpark stecken?

Otto: Na, da find’ ich einen Kindergarten aber viel schöner.

Ein paar Hundert Meter entfernt ist der Rodelhang von Zirndorf, wollen Sie hier den Rodel-Nachwuchs heranziehen?

Otto: Nein, sicher nicht, da gibt es bessere Angebote. Meine zwei Töchter müssen auch nicht rodeln, Hauptsache, sie bewegen sich. Nur ist es generell doch so, dass Kinder heutzutage kaum mehr in Bewegung sind, was auch optisch nicht zu übersehen ist. Oft sind sie schon mit einem Purzelbaum überfordert. Mit der Kinderarche Fürth haben wir einen Betreiber gefunden, der viel Wert darauf legt, dass die Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben können. Das ist ganz in meinem Sinne. Damit das unabhängig vom Wetter geschehen kann, bauen wir eine Halle mit 90 Quadratmetern Fläche, die auch Vereine abends oder am Wochenende mieten können. Auch dafür gibt es Bedarf.

Wie wird die Kita selbst aussehen?

Otto: Auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück entsteht bis Ende 2015 ein Massivbau, der auf knapp 1200 Quadratmetern Nutzfläche drei Krippen- und zwei Kindergartengruppen beheimatet. 86 Kinder können hier betreut werden.

Und Ihre Kinder gehen dann in den Kindergarten von Mama?

Otto: Uns persönlich bringt das Haus sicher nichts mehr. Unsere siebenjährige Sina ist in der Schule, Nele ist drei und im Kindergarten.

Das größte Risiko Ihres Projekts dürfte die Entwicklung der Geburtenzahlen sein, oder?

Otto: Das sehe ich genauso, aber ich bin Optimistin. Wenn die Kita 30 Jahre läuft und ausgelastet ist, können wir sie unseren Kindern schuldenfrei hinterlassen. Was die dann daraus machen, ist ihr Sache. Vielleicht wird das Haus dann ein Altersheim.

Auf welche Reaktionen stoßen Sie in Ihrem Umfeld?

Otto: Es gibt immer ein paar Neider. Doch diejenigen, die etwas genauer hinsehen, zollen uns Respekt. „Hut ab, den Mut hätten wir nicht“: Das haben wir auch schon gehört.

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