Das Bibertbad leckt

14.9.2014, 13:00 Uhr
Das Bibertbad leckt

© Foto: Mark Johnston

Hartgesottene können möglicherweise ab Montag noch im Freien ihre Bahnen ziehen. Werkleiter Helmut Oswald und Bäderleiter Frank Hatzel überlegen, das Freibad eine Woche länger unbeheizt zugänglich zu machen, wollen das aber kurzfristig und abhängig vom Wetter entscheiden.

Im Hallenbad liegen derweil die Fliesenscherben zu Haufen zusammengekehrt rund um die Becken. Den ganzen August über hat das Badpersonal die Keramikplatten vom Boden gestemmt und die Schwimmhalle ihrem Rohbauzustand angenähert. Jetzt warten Oswald und Hatzel auf die erste Baufirma, mit der sie Ende nächster Woche rechnen. Sie wird die restlichen Fliesen an Wänden sowie in der gesamten Sauna entfernen. Auch der Estrich muss im ganzen Gebäude raus.

Chlor nagt am Beton

„Als das Hallenbad vor elf Jahren gebaut wurde, ist offensichtlich versäumt worden, zwischen Betondecken und Bodenbelag eine Abdichtung einzubauen. Da wurden einfachste Regeln missachtet und das im gesamten Gebäude“, schüttelt Oswald den Kopf. Mit dem Effekt, dass das chlorhaltige Wasser in die Betondecken eindrang. Auf Dauer erträgt das selbst Rohbeton nicht. Sobald er freigelegt ist, wird er getrocknet und saniert. Dann kann der Bodenbelag wieder aufgebaut werden — auf einer ordentlichen Abdichtung.

Die Dichtigkeits-Problematik plagt das Bibertbad auch von oben. Abgesehen von der Tragwerkskonstruktion, die das Bad nach innen abschließt, muss das Dach von außen komplett abgetragen und, ebenfalls sauber abgedichtet, wieder aufgebaut werden. Noch läuft die Ausschreibung, Oswald und Hatzel hoffen, dass sich eine Fachfirma findet, „die diese komplexe Aufgabe bewältigen kann und das noch bevor der Winter einbricht“.

Denn eine Dachsanierung und nasskalte Witterung verträgt sich bekanntlich nicht. Gleiches gilt für die Arbeiten an der Außenfassade, wo hauptsächlich an den Verbindungen zwischen Dach und Fassadendämmung Nachbesserungsbedarf besteht. Parallel wird das neue Brandschutzkonzept umgesetzt. Das verlangt Rauchabzüge im Dach. Fluchtwege müssen ausgebaut werden. Auch die komplette Lüftungstechnik wird überholt.

„Sportlicher“ Zeitplan

Mit diesem Bauprogramm im Rücken spricht Hatzel von einer „sehr sportlichen Terminplanung“, die das Nürnberger Ingenieurbüro Pfaller, das das Projekt „Generalsanierung Bibertbad“ steuert, aufgestellt hat. „Läuft nur ein bisserl was schief, kann das wochenlange Verzögerungen nach sich ziehen“, formuliert Hatzel seine Zweifel, dass der Zeitplan einzuhalten ist.

Schließlich ist die Maßnahme schon mit Verzug gestartet: Weil sich die Grundlagen-Ermittlung nach der Entscheidung des Stadtrates, die Generalsanierung selbst anzupacken, unerwartet hinzog, wurde aus dem Baustart Mitte Juni nichts. Von dieser Annahme ausgehend aber war das Hallenbad zu diesem Termin und damit früher als üblich geschlossen worden. Verärgerung bei den Badegästen über die frühe Schließung bei offensichtlicher Untätigkeit blieben nicht aus. Nachdem das Badpersonal im August erledigte, was machbar war, stockt die Baustelle dieser Tage wieder. Prompt werden diese Beschwerden erneut laut. Doch, wie gesagt, die erste Baufirma ist für Ende nächster Woche bestellt.

Sicher nicht bis Mai fertig wird die Sauna, doch angesichts der Pläne, die bei Oswald auf dem Schreibtisch liegen, gibt sich der Werkleiter begeistert: „Die Sauna wird richtig klasse, von ihr erhoffen wir uns einen kräftigen Schub“: Sie wird komplett entkernt, neu zugeschnitten und um eine „Eventsauna“ mit Panoramablick auf die Bibert ergänzt. Angesiedelt wird diese große, halbrunde Schwitzkammer auf einem vergrößerten Balkon, der den jetzigen Ruhebereich im Freien mit der bestehenden Außensauna über der Gastromie verbindet.

Nur hat Oswalds „Wunschvariante“ einen Haken: Die Summe, die Zirndorf ins Bad steckt, hat der Stadtrat auf vier Millionen Euro gedeckelt, 800 000 Euro davon sind für eine attraktivere Sauna — vorausgesetzt, die Rechnungen für die Generalsanierung bleiben im Kostenrahmen. Wird‘s teurer, muss an der schöneren Sauna gespart werden. Dabei ist sie der Besuchermagnet.

Obwohl sie heuer nur von Januar bis Mitte Juni geöffnet war, zählte sie knapp 10 000 Gäste. Vor 2013, als das Hallenbad und damit auch die Sauna wegen der Baumängel überwiegend geschlossen war, lagen die Besucherzahlen im Schnitt bei 20 000. Nach der Neueröffnung im nächsten Jahr ist die Marke von 30 000 Besuchern angepeilt. Die Sauna soll bleiben, was sie bisher war: Der Bereich im hochdefizitären Bibertbad, der sich noch am ehesten trägt. Die Freibad-Bilanz spiegelt den durchwachsenem Sommer. Gerade 55 600 Besucher kamen, 90 000 waren es im Vorjahr.

Was die gut 30 Festangestellten des Bibertbades bis zur Wiedereröffnung machen, ist noch offen. Gekündigt wird ihnen nicht, so Oswald. Er setzt auf Einsatzmöglichkeiten in anderen städtischen Dienststellen. Die neun Bademeister werden sich intensiv um Reparaturen an der Technik und ums Außengelände kümmern. Anfragen in umliegenden Bädern, sie vorübergehend dort zu beschäftigen, blieben weitgehend erfolglos.

Allerdings hat Hatzel auf jeden Fall eine neue Aufgabe. Mit Oswald will er die Arbeiten genau verfolgen – den Fotoapparat immer griffbereit. Baumängel werden die beiden akribisch dokumentieren. Ob es im Beweissicherungsverfahren, über das die Stadt seit 2008 gegen den Generalplaner vorgeht, viel bringt? Hatzel mag kaum mehr daran glauben. Er verfolgt die Gerichtstermine: „Das zieht sich von einem Termin zum nächsten und geht man raus, weiß man nur eines: Es ist kein Ende in Sicht.“

Keine Kommentare