Das Sozialkaufhaus regelrecht gestürmt

3.9.2009, 00:00 Uhr
Das Sozialkaufhaus regelrecht gestürmt

© Hans-Joachim Winckler

Noch bevor Geschäftsführerin Gisela Pribuss und Ehemann Norbert die Tür aufsperrten, standen bereits die ersten Kunden am Eingang. Dann wurde das mit seinen erwachsenen Kindern angetretene Ehepaar vom Ansturm überrollt. Vor der Kasse standen die Kunden Schlange.

Das Besondere an dem Second Hand-Unternehmen: Die Nürnberger Hartz IV-Arge hat das Startkapital zur Verfügung gestellt. Allerdings nach langem Vorlauf. Zunächst qualifizierten sich Gisela und Norbert Pribus im regionalen Netzwerk für ältere Arbeitslose, «Pakt 50». Dann wurde im beruflichen Förderzentrum der bayerischen Wirtschaft ein Businessplan ausgearbeitet und bei der Arge eingereicht. Mit 12 000 Euro Startkapital wurde die ehemalige Fabrikhalle angemietet und als Verkaufsraum hergerichtet. Die ganze Familie einschließlich der Freunde packte mit an.

Vier Jahre lang hatten Norbert und Gisela Pribuss von Hartz IV gelebt, bevor sie beschlossen, sich selbstständig zu machen. Ware im Überfluss fand sich auf Zeitungsannoncen bei Wohnungsauflösungen. Kostenlos entrümpelt Norbert Pribuss persönlich. Was noch brauchbar ist, wird anschließend aufgearbeitet und ausgestellt.

Von Möbeln über Elektrogeräte bis hin zu Kleidung und Büchern reicht das Sortiment. Bereits für zehn Cent gibt es etwa Geschirr. Hartz IV-Empfänger können im Sozialkaufhaus Bezugsscheine für Mobiliar und Hausrat einlösen. Zur Eröffnung hatte die Tucherland Spielfabrik eine Hüpfburg im Hof aufgestellt. Bratwürste und selbstgebackener Kuchen fanden reißenden Absatz.

Wenn das Geschäft weiterhin so gut läuft, wollen Norbert und Gisela Pribuss nächstes Jahr vier Langzeitarbeitslose einstellen. Im großen Stil wird das bereits im gemeinnützigen Werstoffzentrum Siegelsdorf mit Ablegern in Bislohe, Nürnberg und Heilsbronn praktiziert. Das Sozialkaufhaus ist montags bis freitags von 10 bis 20 Uhr geöffnet, samstags von 9 bis 15 Uhr, Telefon (0911) 2851201