Der Biber eckt im Landkreis an

20.1.2017, 13:00 Uhr
Der Biber ist auch im Landkreis Fürth heimisch geworden.

© dpa Der Biber ist auch im Landkreis Fürth heimisch geworden.

Direkt an der Dorfwirtschaft von Kirchfembach zweigt ein kleiner Wirtschaftsweg in den Wiesengrund ab. Der Fembach folgt hier seinem natürlichen Lauf, und das scheint einer Biberfamilie zu gefallen. Äste und Zweige türmen sich in der Bachschleife gut einen Meter hoch auf. Daran vorbei strömt flott das Wasser in einer künstlich angelegten Rinne.

Der Biber eckt im Landkreis an

© Foto: Fiedler

Für Rainer Hornung, einen der drei Biberbeauftragten im Landkreis, ist sie eine jener Kompromisse, die gefunden werden müssen, wenn die Bedürfnisse sowohl von Biber als auch Mensch befriedigt sein sollen.

Der Biber eckt im Landkreis an

© Archivfoto: Thomas Scherer

„Hätten wir hier nicht Hand angelegt“, berichtet der 60-jährige Langenzenner, „dann stünden die Wiesen unter Wasser und die Anwohner bekämen in ihren Kellern nasse Füße.“ Trotz dieser Abhilfe ist der Biber nicht gern gesehen. Ein Plakat fordert eine „Biberfreie Zone“, ein anderes verbietet das Füttern und erklärt einen Holzverschlag zum „Biber-Beobachtungsposten“.

Schlechter Läufer

Hornung registriert das und erzählt doch gerne von seiner Arbeit für die Biber. Vor acht Jahren ist er zu diesem Job gekommen. Naturschutzbeauftragter für das Landratsamt war er zu diesem Zeitpunkt schon. Als Jäger und Angler hält er sich ohnehin gern in der freien Natur auf.

Biber seien schlechte Läufer, aber gute Taucher. Am liebsten aus tiefen Wasserständen heraus würden sie ihren Bau besuchen und ihre Schlafkammern aufsuchen. Rainer Hornung kann viel über Castor fiber erzählen und von dem Ärger, den er auslösen kann.

„Der Biber hat halt wenige natürliche Feinde“, erklärt Hornung. Eine Familie bringt es gut und gerne auf zwei, drei Jungtiere, die ab einem gewissen Alter von den Eltern verbissen würden und ein neues Revier suchten. „Unsere größeren Gewässer Zenn und Bibert sind besetzt“, beschreibt er die Situation. Was folge, sei die Abwanderung in kleinere Gewässer, die der sogenannten dritten Kategorie.

Der Fembach, der Asbach oder der Banderbach gehören dazu. Doch derart kleine Bachläufe, die sich oft unmittelbar an Siedlungen vorbeischlängeln, bieten wenig Platz für den Wasserarchitekten. Hornung spricht von Vergrämungsarbeiten, bewertet Umsiedlungen als problematisch und denkt, dass der Biber in Zukunft jagdrechtlich anders behandelt werden sollte. Damit meint Hornung die Möglichkeit des Abschusses. Aber er betont: „Das dürfte nur mit sehr viel Umsicht und Augenmaß geschehen.“

Der strenge Schutz, unter dem der Biber steht, ist EU-Sache. Auch Martin Sommer von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt kennt die Probleme. „Wir müssen vor dem Schadensfall alles tun: Rohre in den Biberdamm einbauen, Umlaufgräben anlegen, die Dammhöhe kappen oder den Damm ganz abtragen“, beschreibt er die Lösungsstrategien. Eine Umsiedlung gestalte sich schwierig, weil für die Biber oft keine freien Reviere gefunden werden könnten.

Der Abschuss sei derzeit die absolute ultima Ratio. Das betont der Naturschützer im Landratsamt und lässt vorsichtig anklingen, dass sich die Biberprobleme im Landkreis Fürth relativ übersichtlich darstellten. „In den Erstansiedlungen wie um Neuburg/Donau ist der strenge Schutz mittlerweile ein Riesenproblem.“

Zwischen Zenn und Bibert, der Name dieses Gewässers weist ja schon darauf hin, dass die Biber hier auch in früheren Zeiten eine Bleibe hatten, leben heute rund 90 Tiere, berichtet Martin Sommer und spricht von Arbeiten an einer genauen Kartierung, die die Biberbehausungen aufzeigen sollen. Sommer weiß auch, wo der Biber am meisten auffällt. Es seien weniger die Schäden an landwirtschaftlichen Grundstücken, die Sorge bereiteten: „Sicherheitsrelevant ist, wenn der Biber Straßen- oder Teichdämme unterhöhlt oder sich in Richtung Kläranlage vorarbeitet. Dieses Szenario wollen wir im Landkreis erst gar nicht aufkommen lassen.“

Der Mann im Biber-Außendienst, Rainer Hornung, sieht in Sachen Biber Handlungsbedarf seitens der Politik: „Fragen der Entschädigung sind nicht zufriedenstellend geklärt“, sagt er und verweist darauf, dass Biberschäden Land-, Teich- und Forstwirten ersetzt würden, während Privatleute und Kommunen darauf sitzen blieben. „Das muss doch böses Blut machen“, meint Hornung.

Nicht befriedigend

Welche Probleme die Biber den Bauern bereiten, hat Siegfried Tiefel, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, auf den Versammlungen der Ortsverbände erfahren. „Der Biber ist ein großes Thema“, bekundet Tiefel und berichtet über eine mehr oder weniger unbefriedigende Vorgehensweise bei der Entschädigung. „Das müssen wir bei den entsprechenden Stellen im Landratsamt vorbringen.“

Fakt allerdings ist, dass in den Jahren 2014, 2015 und bis Sommer 2016 keine erstattungsfähigen Schäden gemeldet wurden. Martin Sommer hat sich die Anträge vorlegen lassen. Er ist ohnehin der Meinung, dass man großzügig Abhilfe schaffen sollte: „Wir haben schon Apfelbäume in Privatgärten ersetzt“, berichtet er. Letztendlich aber entscheide die Bezirksregierung darüber, ab wann ein Biberschaden ausgeglichen werden muss. Doch mit dem Biber, meint Hornung, wird man in Zukunft vielerorts leben müssen. Er sei schließlich „kein Exot, sondern ein Urbayer und Urfranke“.

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