Der Fürther VdK feiert 70. Geburtstag

30.5.2017, 12:00 Uhr
Der Fürther VdK feiert 70. Geburtstag

© Foto: Blind

Fürth nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Wohnungsnot, florierende Schwarzmärkte und schutzlose Flüchtende zeugen von einer Gesellschaft, die in Trümmern liegt. Am meisten betroffen von den zurückliegenden Schrecken sind Kriegsversehrte, Waisen und Witwen, denen das zerrüttete System keine helfende Hand reicht. Der Wunsch nach einer Selbsthilfeorganisation ist groß.

Hier nimmt der Verband der Kriegsgeschädigten VdK seinen Anfang: Aus ersten Beratungsstellen in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz wird aus dem VdK 1946 ein unabhängiger Landesverband. Von München aus schließen sich in kurzer Zeit deutschlandweit Ortsverbände zusammen. Am 2. Mai 1947 öffnet auch in Fürth die erste offizielle Stelle.

1985, 40 Jahre nach Kriegsende, gehen die Mitgliederzahlen dann zurück. Das neue Motto "Zukunft braucht Menschlichkeit" bezeugt, dass der VdK sich der veränderten Gesellschaft anpassen will und muss. Mit der Umbenennung des Vereins zum Sozialverband gelingt im Jahr 1990 der Imagewechsel: Nicht allein der Kriegsbeschädigte, sondern, wie die Kreisvorsitzende Petra Guttenberger zusammenfasst, "der Mensch steht im Mittelpunkt".

Mittlerweile ist der VdK der größte Sozialverband Deutschlands. Vom Kriegsopfer über Menschen mit Behinderung und Rentner bis hin zu sozial Benachteiligten und Engagierten: der VdK kämpft als selbsternannte "soziale Macht" für soziale und rechtliche Gleichberechtigung.

Solidarität und Respekt

Rund 650 000 Mitglieder zählt der gemeinnützige Verein in Bayern, davon 10 000 allein in Fürth. Nicht nur diese Menge, auch die Treue der Mitglieder bietet Grund zum Feiern: Zehn Frauen und Männer aus dem Landkreis sind bereits seit fast oder sogar über 70 Jahren dabei.

Elisabeth Reichert, Sozialreferentin der Stadt Fürth, betont, dass man sich trotz der Erfolge nach wie vor auf die VdK-Werte "Solidarität, Respekt und Weltoffenheit" besinnen muss. Besonders mit Blick auf die Flüchtlingshilfe und die Förderung von sozial benachteiligten Kindern bleibe "auch heute noch viel zu tun, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken".

Um diese und andere Ziele zu erreichen, ist es laut Karin Wirsching wichtig, sich auf demokratische Werte zurückzubesinnen. Und das gerade heute, "in einer Zeit, in der man mit stärkerer Stimme zum Ziel gelangt", sagt die Leiterin der Regionalstelle Mittelfranken des Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS).

Der VdK erfülle eine Vorbildfunktion, findet Wirsching, denn an ihm lasse sich "Demokratie erklären". In den Wirren der Nachkriegszeit leisteten die Gründungsmitglieder nicht nur akute Hilfestellung, auch rechtliche Regelungen mussten in der neuen Demokratie mit aufgebaut werden. Um Demokratie auch heute noch zu schaffen, so die Amtsleiterin, müssen Gesetzgeber und VdK eng zusammenarbeiten.

Meilensteine, wie etwa das Versorgungsgesetz 1950, das Benachteiligungsverbot von Menschen mit Behinderung 1994 oder das aktuelle Bundesteilhabegesetz (BTHG) zeigen, dass der VdK sich nicht nur von der Gesellschaft beeinflussen lässt, sondern den Wandel selbst vorantreibt.

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