Der gute Onkel Karl — war bei der SS

8.11.2010, 13:00 Uhr
Der gute Onkel Karl — war bei der SS

© APD

Das Stück Papier, das Norbert Boehnki, Geschäftsführer der KEB, vor einiger Zeit in die Hände fiel, hatte den harmlosen Titel „Soziales Fürth“, doch unter diesem Deckmäntelchen verbargen sich eindeutig rechtsradikale Thesen. „Und das“, sagt Boehnki, „wollten wir so nicht stehen lassen.“

Also stellte die KEB unter dem Namen „Demokratie stärken, Rechtsradikalismus bekämpfen“ ein Programm auf die Beine, das gleich mehrere Ziele hat: Mit Vorträgen, Ausstellungen und Gesprächsabenden will man über rechtsradikale Umtriebe in Fürth und Umgebung aufklären, die Integration fördern, sich mit Geschichte auseinandersetzen sowie das Thema Rechtsradikalismus und Rassismus auch dann in die Öffentlichkeit bringen, „wenn gerade einmal nichts passiert“, wie Boehnki sagt.

Einige Veranstaltungen seien bereits erfolgreich verlaufen, etwa die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“, die im Oktober in der Volksbücherei zu sehen war, sowie ein interreligiöses Treffen mit dem Namen „Kleine Kinder, große Kinder, Gottes Kinder“, bei dem es um die Vermittlung von Werten ging. Jetzt rührt die KEB für drei Vorträge im November die Werbetrommel.

Am Montag, 15. November, wird der Theologe Michael Albrecht ab 19.30 Uhr im Schliemann-Gymnasium den Zuhörern seinen „guten Onkel Karl“ näher bringen. Für Albrecht war er wie ein Opa, doch inzwischen weiß er, dass sein Großonkel bei der SS war. Albrecht will versuchen zu erklären, wie normale Menschen zu Kriegsverbrechern werden und was Vorurteile und Rassismus damit zu tun haben.

Eckart Dietzfelbinger vom Dokumentationszentrum in Nürnberg ist am Donnerstag, 18. November, im Pfarrzentrum Unsere Liebe Frau zu Gast. Ab 19.30 Uhr wird er zum Thema „Der Nationalsozialismus in Fürth“ sprechen. Anhand von Kurzbiografien lokaler NS-Aktivisten will Dietzfelbinger die Entwicklung der NS-Bewegung in Fürth zwischen 1919 und 1945 nachzeichnen.

Der gute Onkel Karl — war bei der SS

© Bernd Böhner

Am Dienstag, 23. November, wird Prof. Heiner Bielefeld vom Erlanger Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik im Gemeindehaus von Sankt Nikolaus (19.30 Uhr) erklären, wo Rassismus anfängt, wie er befördert wird und warum er unsere „demokratischen Grundsätze des Zusammenlebens“ gefährdet.

Das komplette Programm der KEB finden Sie im Internet auf der Seite www.keb-fuerth.de, außerdem liegt es an vielen Orten aus, unter anderem in den Kirchengemeinden, dem Integrationsbüro und der Volksbücherei.