Der gute Ruf der Kleeblatt-Fans leidet

1.2.2013, 11:00 Uhr
Der gute Ruf der Kleeblatt-Fans leidet

© Rödel

Ein offener Brief an Innenminister Joachim Herrmann sorgt momentan deutschlandweit für Zündstoff: Darin übt der Präsident des FC Augsburg heftige Kritik am Auftreten bayerischer Spezialkräfte des Unterstützungskommandos (USK). Auslöser waren Handgreiflichkeiten nach einem Bundesligaspiel — im Fürther Ronhof.

Rund 50 Fürther Anhänger hatten sich an jenem Samstag im Dezember 2012 nach einem erneut enttäuschenden Heimspiel (1:1) danebenbenommen. Gegen 17.30 Uhr bedrohten sie Augsburger Fans in der Nähe des Parkplatzes für Shuttlebusse. Knapp eine Stunde später erschienen erneut Dutzende Fürther am Gästeparkplatz, auf dem noch einige Augsburger auf die Abfahrt warteten. In beiden Fällen griff das USK mit Schlagstöcken ein — nach Darstellung der Augsburger jedoch ausschließlich gegen die Gästefans.

FCA-Präsident Walther Seinsch hat deshalb in dieser Woche einen vielbeachteten offenen Brief an Innenminister Herrmann verfasst. Darin verurteilt er das generelle Verhalten des USK als „nicht selten extrem aggressiv, provozierend und damit kontraproduktiv“. Als langjähriger Stadiongänger und Kenner der Szene kommt er zu der Erkenntnis, dass Fußball-Fans und auch normale Zuschauer „als Ausbildungsobjekte (Stichwort Terrorbekämpfung) für das USK herhalten müssen und dass die Konfrontationen provoziert werden, um einen Ausbildungseffekt zu erzielen“.

Ganz anders, nämlich vorbildlich, so die Darstellung des FCA, habe sich dagegen die Fürther Polizei verhalten, allen voran Einsatzleiter Roland Gradl. Dieser hatte sich im Januar zur Klärung der Vorfälle mit Vertretern beider Vereine getroffen, laut FCA-Fanbeauftragtem soll er sich dabei für die übertriebene Einsatztaktik des USK entschuldigt haben. Sein Nürnberger Kollege, Polizeisprecher Peter Schnellinger, bestätigt den Einsatz der Schlagstöcke, betont aber, dass nach Sichtung von Filmmaterial bislang kein „unverhältnismäßiges Eingreifen“ festzustellen sei. „Falls sich aber herausstellen sollte, dass die Vorwürfe zutreffen, wird dem nachgegangen“, versichert Schnellinger.

Auch Nicolas Heckel, Fanbeaufragter der SpVgg, ist an einer Klärung der Vorfälle gelegen. Er räumt die Vorwürfe in Richtung des Kleeblatts ein: „Ja, es sind Fürther Fans dort aufgetaucht, wo sie nichts verloren hatten.“ Als Konsequenz aus den Vorkommnissen haben sich Vertreter der SpVgg und die Polizei am Mittwoch zu einem längeren Gespräch getroffen — dabei rückte auch der jüngste Zwischenfall in einer Gaststätte in der Hirschenstraße auf die Agenda. Hier hatten zahlreiche Fürther die Gästefans aus Mainz noch vor dem Spiel in der Wirtsstube attackiert, es flogen Bierflaschen und Stühle, zwei Gästefans und ein Passant wurden verletzt, eine Fensterscheibe ging zu Bruch, ein geparktes Auto wurde beschädigt. Die Polizei nahm sieben Personen fest.

Sind die Fürther Fans also seit dem Aufstieg aggressiver geworden? „Bis zum Augsburg-Spiel hätte ich das klar verneint“, sagt Nicolas Heckel. „Mit den beiden letzten Spielen hat sich das leider etwas geändert.“ Dass der Frust gestiegen ist, sei klar: „19 Spiele, nur ein Sieg: Die Fans haben sich die Saison ganz anders vorgestellt“, so Heckel, der die traurige sportliche Bilanz aber nicht als Entschuldigung für Handgreiflichkeiten verstanden wissen will.

Klar ist: Der gute Ruf der Fürther Fans hat mit den letzten beiden Vorkommnissen gelitten. Verglichen mit anderen Bundesligavereinen sind derartige Zwischenfälle bei der SpVgg aber immer noch äußerst selten. Ein Fanproblem sieht anders aus.

Das bestätigt auch Peter Schnellinger: „Der normale Fan kann mit seinem Sohn ohne Sorge ins Stadion gehen. In der Gesamtbetrachtung ist sicherlich festzustellen: Es gibt kein großes Sicherheitsproblem in Fürth.“ 

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