Der Hauptbahnhof wird zur Chefsache

26.6.2012, 09:00 Uhr
Der Hauptbahnhof wird zur Chefsache

© Hans-Joachim Winckler

Es ist etwa viertel nach zwölf, als der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG Grube hurtig am Fürther Hauptbahnhof vorbeiläuft. Sein Blick fällt auf ein Häuflein Demonstranten und das Transparent, das sie in die Höhe halten: „Für eine erstklassige Stadt einen erstklassigen Hauptbahnhof! Jetzt!“, fordern sie. Rüdiger Grube lächelt, sein Daumen geht nach oben: „Das sehe ich genauso“, ruft er ihnen zu, dann eilt er weiter Richtung Ziel.

Das halbe Dutzend von den Fürther Grünen freut sich und rollt das Transparent ein. „Na, da können wir ihn ja jetzt beim Wort nehmen“, sagt einer augenzwinkernd. Wie der Oberbürgermeister höchstpersönlich setzen sich die Grünen für eine Wiederbelebung des maroden Bahnhofsgebäudes ein. Beim Bahnchef rennen sie damit offene Türen ein, so sieht es zumindest Rüdiger Grube selbst.

Nach seinem Lauf hatten die FN Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Der 60-Jährige wirkt nicht sonderlich erschöpft, er legt gleich los: „Ich sehe das doch genauso“, sagt er, „aus dem Fürther Bahnhof muss ein Schmuckstück werden.“ Ob er das Wort „Jetzt“ auf dem Transparent gesehen habe, wollen wir wissen. „Selbstverständlich!“, entgegnet Grube, „ich bin auch für jetzt.“ Bis zum Herbst laufe eine Machbarkeitsstudie, die klären soll, wie „sanierungsaufwendig“ das Gebäude ist. Ihm zufolge will die DB einen Teil des Bahnhofs behalten, für ein Reisezentrum etwa. Andere Teile würde man gerne abgeben.

Und dann gerät der Bahnchef regelrecht ins Schwärmen: vom in der Substanz „doch tollen“ Bahnhofsgebäude mit seinem schönen Vorplatz, von der „aufstrebenden Stadt Fürth“ mit über 1000 Neubürgern jedes Jahr, die jetzt auch Erstliga-Fußball zu bieten habe, und von seinem „fantastischen Verhältnis“ zum Fürther Oberbürgermeister, den er — neben Nürnbergs Ulrich Maly — so oft spreche wie keinen anderen Rathauschef in der Republik.

Zu Fürth, der Ankunftsstadt der ersten deutschen Eisenbahn, habe die Bahn ein besonderes Verhältnis. Deswegen könne er es „nicht mehr mitansehen“, dass mit dem Bahnhof nichts vorangeht. Grube ist jetzt kaum zu bremsen: „Ich werde mich persönlich darum kümmern“, „das Ding muss besser werden“ und: „Wenn ich nächstes Jahr hier wieder laufe, muss der Bahnhof fertig sein.“

Die Fürther Grünen hören’s gern – werden aber trotzdem nachlegen. Da Grube bereits vor einem Jahr am Rande des Metropolmarathons positive Signale ausgesandt hatte, bisher aber „alles nur zäh“ vorangegangen sei, wollen sie der Bahn mit einer Unterschriftenaktion Dampf machen. Gut zehn bis 15 Prozent der Fürther möchten sie in den kommenden Wochen dazu bewegen. Unterschriftenlisten soll es unter anderem auf der Website des Kreisverbands geben.

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