Der Landkreis Fürth fährt Bus

21.6.2016, 06:00 Uhr
Der Landkreis Fürth fährt Bus

© Foto: Ralf Rödel

25 Buslinien sind im Landkreis unterwegs, im vergangenen Jahr fuhr die Flotte rund 2,2 Millionen Kilometer. Von „einer insgesamt erfreulichen Tendenz“ sprach Landrat Matthias Dießl mit Blick auf die Zahlen. Dabei zeigt sich: Die Menschen lassen ihr Auto dann in der Garage stehen, wenn das Angebot passt. Das gilt insbesondere da, wo Busse die Verknüpfung zu Bahn und S-Bahn herstellen und so die schnelle Verbindung in die Städte schaffen. Die „Umsteigebeziehung“ muss funktionieren, beschreibt das Wolfgang Hufnagel, ÖPNV-Experte im Landratsamt. „Das zieht Fahrgäste an.“ Das heißt, rollt der Bus zum Bahnhof, muss genügend Zeit bleiben, um den Zug zu erwischen und umgekehrt.

Bestes Beispiel: Die 120er Linien im Landkreis-Norden, die alle den Bahnhof Siegelsdorf ansteuern. Die Umsetzung des neuen Verkehrskonzepts im Jahr 2014 hat den positiven Trend verstärkt. Den Vogel schießt dabei der 126er Bus (Fürth–Siegelsdorf–Tuchenbach/Obermichelbach–Cadolzburg) ab, der innerhalb eines Jahres ein Plus von knapp 12 000 Fahrgästen verbucht. Für Dießl nicht nur „ein gutes Linienkonzept“, sondern zugleich der Beleg dafür, dass ein Angebot, wenn es erst einmal vorhanden ist, auch Wirkung entfaltet.

Nach oben ging es ebenso bei drei der vier 150er-Linien, die den städtisch verdichteten Bereich Zirndorf, Oberasbach und Stein bedienen. Insbesondere der 154er (Zirndorf–Stein) und der 151er (Zirndorf–Anwanden) verzeichnen eine höhere Nachfrage. Einzige Ausnahme: Die Linie 150, die mit der schwächeren Schüler-Auslastung zu kämpfen hat.

Pendler sind allerdings sensibel. Bremsen etwa Baustellen die Busse aus, sinkt auch die Nachfrage. So litt die Linie 113, die über die Rothenburger Straße zwischen Nürnberg und Großhabersdorf verkehrt, unter dem Neubau der Fernabrücke in Oberasbach und der Sanierung der Bibertbrücke Weinzierlein. Mit rund 350 000 Fahrgästen im vergangenen Jahr zählt sie jedoch noch immer zu den Top-Linien im Landkreis. Man müsse aber beobachten, ob der Trend anhalte, sagte Tim Alter, Sachgebietsleiter für den ÖPNV im Landratsamt. Dass eine Umkehr möglich ist, zeigt sich bei den Linien 63/64 (Nürnberg/Röthenbach–Stein). Im Jahr 2014 zehrten diverse Baustellen auf der Steiner Hauptstraße an den Nerven der Pendler, die dem Bus prompt die kalte Schulter zeigten. Im vergangenen Jahr wurde dieser Rückgang aber wieder ausgeglichen.

Neues Nightliner-Konzept

Abwärts ging es insgesamt bei drei der vier Nightliner-Linien, vom positiven Ausreißer N 7 abgesehen, der nach Roßtal verlängert wurde. Große Hoffnung setzt der Landkreis allerdings in das neue Nightliner-Konzept, das zum Fahrplanwechsel im Dezember kommen soll. Wie bereits berichtet, konnten die Kommunen ihre Wünsche anmelden. Diese Option haben, das weiß Tim Alter zu berichten, alle wahrgenommen. Nun muss an den Details gefeilt werden.

Über ein neues Controlling-System, das bisher nur als Entwurf besteht, spätestens im nächsten Jahr aber eingeführt werden soll, will der Landkreis exaktere Informationen zu den einzelnen Buslinien gewinnen. Dabei im Fokus: die Wirtschaftlichkeit. Immerhin investierte der Landkreis in den vergangenen Jahren regelmäßig über 4 Millionen Euro in den ÖPNV. Vergleichswerte sollen dann Aufschluss darüber geben, welche Verbindungen auf den Prüfstand kommen und wo eventuell Veränderungen vorgenommen werden. Die beiden wichtigen Kennzahlen sind dabei der „Zuschuss pro Fahrgast“ sowie „Ungedeckte Kosten pro Kilometer gesamt“. Was dabei wie gewichtet wird, steht freilich momentan noch nicht fest. Das Gleiche gilt für Handlungsszenarien, falls bestimmte Werte unterschritten werden. Zwei etwas außer der Reihe rollende Angebote werden ebenfalls bewertet. Ob sie aber mit den „normalen“ Buslinien verglichen werden, ist noch nicht klar: Da wäre der Rufbus, der Ortsteile mit dem Hauptort verbindet, in diesem Fall die Linie 714 für Roßtal und Stein. Hier gibt es vorgegebene Fahrplanzeiten, zu denen der Bus fährt. Dazu muss der potenzielle Nutzer eine Stunde vorher beim Betreiber, der Firma Reck in Rohr, anrufen, seinen Wunsch anmelden, und rechtzeitig an der Haltestelle sein.

Mit dem Anrufsammeltaxi (Ast) wird das Busangebot unter der Woche abends und am Wochenende ergänzt. Nutzer können damit zum Bahnhof kommen oder sich von dort abholen lassen. Auch hier gilt: Der Wunsch ist spätestens eine Stunde vorher unter der Rufnummer (09 11) 9 77 37 30 30 anzumelden. Man braucht einen gültigen Fahrschein und zahlt den sogenannten Ast-Zuschlag.

Während der Rufbus 2015 eine leicht ansteigende Nachfrage auf niedrigem Niveau (weniger als 1000 Nutzer) verzeichnete, brach das Ast um die Hälfte ein, von 2000 (2014) auf 1000 (2015) Kunden. Die ÖPNV-Experten im Landratsamt führen dafür die Verlängerung des Nightliners nach Roßtal ins Feld sowie die Tatsache, dass das Angebot aufgrund technischer Probleme nicht in der elektronischen Auskunft des VGN angezeigt wurde. Ein Missstand, der erst Ende vergangenen Jahres behoben wurde. Immerhin: 2016 zeigt sich auch hier ein Aufwärtstrend.

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