Der Lückenschluss

31.8.2013, 19:00 Uhr
Der Lückenschluss

© Sobczyk

Acht hauptamtliche Kräfte arbeiten dann zusammen mit ehrenamtlichen Helfern im Schichtbetrieb rund um die Uhr und sorgen so für einen Lückenschluss im westlichen Landkreis. „In Großhabersdorf gab es einen roten Punkt auf der Karte“, beschreibt der neue Wach-Leiter Pierre Schulz die Situation.

Der Hintergrund: Ab der Alarmierung soll es höchstens 15 Minuten dauern, bis die Helfer am Einsatzort sind. Dass dabei im Ernstfall zwischen den Rettungswachen Zirndorf, die bisher hauptsächlich das Biberttal betreut hat, und Ansbach zu viel Zeit vergeht, wurde in einem Gutachten festgestellt. Das Institut für Notfallmedizin in München forderte deshalb, Verbesserungen vorzunehmen.

Der Standort, neben dem Bauhof der Gemeinde Ammerndorf direkt an der neuen Umgehungsstraße, sichert schnelle Verbindungen. Wobei die Sanitäter ihre Hilfe nicht auf die Landkreisgrenzen beschränken. „Wir sind von Zirndorf aus auch schon zum Nürnberger Flughafen gefahren“, berichtet Schulz.

Schnell war der Wohlfahrtsverband ebenfalls beim Bau des Gebäudes, das in Holzständerbauweise hochgezogen wurde, denn die Zeit drängte. Ende vergangenen Jahres wurde der Betrieb für die künftige Rettungswache ausgeschrieben – und zwar europaweit. Am 6. Dezember bekam allerdings kein Unternehmen aus Frankreich oder Italien den Zuschlag, sondern das BRK. Mitte April war Spatenstich. Schlicht von außen, funktional, aber auch heimelig von innen, wirkt die Wache: Wer das Gebäude von der Garage aus betritt, kommt zuerst an Materiallager und Desinfektionsraum vorbei.

Im nächsten Zimmer hängen ordentlich sämtliche Einzelteile der Einsatzkleidung – vom T-Shirt bis zur Jacke – an Stangen. „Poolwäsche“, wie Bernd Spiegel, BRK-Rettungsdienstleiter für Stadt und Landkreis, erläutert. Das heißt: Keiner hat seine persönliche Arbeitskleidung, sondern bedient sich bei den jeweils nach Größen sortierten Textilien. Die Reinigung übernimmt ein Zirndorfer Unternehmen.

Schmucke Vorhänge

Duschen und Toiletten für Mann und Frau – die hauptamtliche Belegschaft ist zur Hälfte weiblich – zwei Umkleideräume, Büro, Technik- und ein Ruheraum finden sich, und natürlich ein „Wohnzimmer“ mit Sofa, Fernseher und Küchenzeile, wo sich die Sanitäter zwischen ihren Einsätzen aufhalten können. An allen Fenstern hängen übrigens schmucke Vorhänge. „Man merkt schon die Frauen im Team“, meint Spiegel schmunzelnd.

Trotz großen ehrenamtlichen Engagements – rund 400 Stunden haben die BRK-Mitarbeiter geleistet – beziffert Dieter Scharm, stellvertretender Kreisgeschäftsführer beim BRK, die bisherigen Kosten auf rund 470000 Euro. Finanziert wird das Projekt übrigens durch die Rot-Kreuz-Stiftung Fürth, die die Immobilie an den Rettungsdienst vermietet. Anders ist das beim 140000 Euro teuren Rettungsfahrzeug, das künftig von Ammerndorf aus zu seinen Einsätzen startet. Rettungsdienst und die Krankenkassen stemmen die Anschaffung.

In der Garage steht nicht nur ein Auto der neuesten Generation, sondern auch einer von 300 Wagen, bei denen spezielle Dinge getestet werden: unter anderem Blaulichter in den Kotflügeln oder Warnblitzlichter zur zusätzlichen Absicherung von Unfallstellen.

Die Frage, inwieweit die bisher ehrenamtlichen Helfer – etwa die der Feuerwehr angegliederten „First Responder“ in Roßtal oder die dem BRK zugehörigen „Helfer vor Ort“ in Großhabersdorf – künftig noch gebraucht werden, stellt sich laut Rettungsdienstleiter Spiegel nicht. Zum einen fahren Ehrenamtliche ohnehin im Rettungswagen mit, zum anderen ist deren Unterstützung besonders notwendig, wenn das Fahrzeug unterwegs ist und eine weitere Alarmierung einläuft. Sie bilden dann die „nächste Rückfallebene“, wie es im Fachjargon. heißt

Mit wie vielen Einsätzen in Ammerndorf zu rechnen ist, vermag Bernd Spiegel noch nicht abzuschätzen. Zum Vergleich: In Langenzenn, wo die BRK-Rettungskräfte erst zu Beginn des Jahres in eine neue Rettungswache eingezogen sind, waren 2012 knapp 3500 Einsätze zu verzeichnen.

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