Der Rhythmus, wo Lena mit muss

9.2.2017, 18:05 Uhr
Der Rhythmus, wo Lena mit muss

© F.: Langer

Der Rhythmus, wo Lena mit muss

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Bei Kindern zwischen null und drei Jahren ist ja oft die Frage: Spielen wir Beethovens Fünfte oder Bruckners Achte? Im Ernst: Was findet Ihre Zielgruppe eigentlich gut?

Rottler: Wir spielen, was wir schön finden. Es ist bewusst kein klassisches Programm, sondern eine bunte Mischung mit Musik, die wir schon zu TwinsEt-Zeiten gemacht haben: Folk, Klezmer, eher ruhige und eingängige Sachen.

Welche Bedürfnisse haben Konzertgänger, die noch so jung sind?

Rottler: Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass grundsätzlich alle Kinder musikalisch sind. Aber es liegt an uns Erwachsenen, sie mit Musik vertraut zu machen. Ist das der Fall, entwickeln sich rasch Vorlieben. Meine Kleine gibt zum Beispiel wirklich schon zu verstehen, was ihr gefällt.

Und das wäre?

Rottler: Sie mag Musik, zu der sie tanzen und sich bewegen kann, schnelle irische Musik zum Beispiel. Wir sind überzeugt, dass das bei allen Kindern ankommt. Was wir nicht machen, sind die klassischen Mitsinglieder, die können die Kleinen daheim mit Mama und Papa singen.

Welchen Sinn macht überhaupt ein solcher Rahmen namens „Konzert“ für so kleine und junge Kinder? Ist es nicht besser, sie bleiben auf ihrem gewohnten Terrain, etwa in der Krippe, und hören dort Musik?

Rottler: Das ist natürlich schön und gut. Für uns aber war es wichtig, dass es ein Event für die ganze Familie ist. Ich kenne das ja von mir selbst. Seit Lena auf der Welt ist, kann ich nicht mehr ohne weiteres in ein Konzert gehen. Ich brauche Babysitter oder Oma, und wenn es dann klappt, bin ich trotzdem nicht entspannt. Bei „Nestmusik“ kannst du auch als Familie ein schönes Erlebnis haben. Man kann als Paar ins Konzert gehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und sich ständig zu fragen, ob daheim alles okay ist. Und die Mamas und Papas sind froh, auch mal wieder Erwachsenenmusik zu hören. Deshalb gibt es „Nestmusik“ auch bewusst außerhalb der Kita.

Ist in dem Alter Ihrer Zielgruppe Musikhören interessanter oder Musikmachen?

Rottler: Sowohl als auch. Mitmachen ist ein wichtiger Aspekt. Meine Tochter sitzt nie still, wenn sie Musik hört, sie muss dazu immer tanzen. Wir wollen den Eltern durchaus Anreize geben, sich mit den Kleinen im Takt zu wiegen, aber das hat nichts mit musikalischer Früherziehung zu tun. Mitmachen heißt bei uns auch nicht Mitsingen. „Nestmusik“ setzt sich gezielt ab von Kinderlieder-Konzerten, wie sie etwa Geraldino macht. Ich schätze ihn und seine Arbeit sehr, aber unser Ansatz ist ein ganz anderer. Wir machen rein instrumentale Musik ohne Texte, geschweige denn Kindertexte. Zumal die Kleinen, die zu uns kommen, dafür wirklich noch zu jung sind.

Auf welchen Erkenntnissen fußt Ihr Konzept? Sind es nur die Erfahrungen mit dem eigenen Nachwuchs?

Rottler: Natürlich fließen hier die eigenen Erfahrungen als Mamas ein, aber es gibt auch wissenschaftlich fundierte Literatur. Meine Schwester hat ihre Bachelor-Arbeit über Kinderkonzerte geschrieben. Ich denke also, dass wir wissen, worauf wir uns da einlassen.

Mit Blick auf die Premiere am Sonntag: Nicht jeder Musiker mag ein unruhiges Publikum. Sie?

Rottler: Klar, eine Dreiviertelstunde zuhören ist schwierig. Aber darauf sind wir vorbereitet. So ist das eben in diesem Alter: Die müssen körperlich ausdrücken, was sie bewegt, und das ist völlig okay. Wir bitten beispielsweise, auf Applaus zu verzichten, um den Geräuschpegel nicht zu extrem werden zu lassen — was die Kleinen womöglich erschrecken könnte. Und es gibt keine Stühle, sondern jeder bringt seine Krabbeldecke mit.

Zuletzt ein kurzer Blick zurück: Wie sehr sitzt der Talentpreis-Abend noch in Ihrem Gedächtnis?

Rottler: Es war wunderbar, ein absoluter Höhepunkt unserer TwinsEt-Jahre. Schon als 14-Jährige haben wir ja zusammen Musik gemacht und einige Höhen und Tiefen miteinander durchlebt. Es ist sehr schön, dass wir uns nie aus den Augen verloren haben. Und nun schlagen wir mit „Nestmusik“ ein ganz neues Kapitel auf.

Nestmusik — Konzerte für die Allerkleinsten: Sonntag, 11 Uhr, Gemeindesaal St. Josef (Bergstraße 20), Zirndorf. Bitte Decken mitbringen. Karten im FN-Ticket-Point (Breitscheid-Straße 19, Tel. 2 16 27 77) und an der Tageskasse.

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