Der Sommer ist seiner Zeit gut einen Monat voraus

10.6.2018, 10:00 Uhr
Der Sommer ist seiner Zeit gut einen Monat voraus

© Foto: Thomas Scherer

Der Hobby-Meteorologe

Ein Paradebeispiel für die derzeitige Wetterlage hat Tobias Volgnandt am vergangenen Mittwoch beobachtet. Am Abend zog ein Gewitter über seinen Heimatort Roßtal — und zwar "in Schrittgeschwindigkeit", wie es Volgnandt beschreibt. Die Folgen waren zwar noch überschaubar, dennoch hinterließ der Regenguss überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. Hätte das Gewitter nur eine Viertelstunde länger gedauert, wäre es wohl weniger glimpflich ausgegangen, ist sich Volgnandt sicher. Roßtals Umgebung hat übrigens nicht einmal ein paar Tropfen abbekommen; dort blieb alles trocken.

Ein Phänomen, das Volgnandt, der seit 2003 eine Wetterstation in Roßtal hat, durchaus bekannt ist. "Der Wind, der sonst Gewitter vorantreibt, fehlt derzeit", erklärt der Physiker. Er entsteht durch herannahende Kaltfronten, die meist aus dem Westen kommen. Weil sie momentan ausbleiben, verharren die Regenschauer quasi auf einem Fleck. Dieser kriegt dann unter Umständen sehr viel Wasser ab, der Nachbarort aber bleibt trocken.

"So etwas ist nicht ungewöhnlich", sagt Volgnandt. Dass dieses Wetterphänomen nun schon einige Wochen zu beobachten ist, allerdings schon. Ebenso wie die Temperaturen. Sie seien ihrer Zeit etwa einen Monat voraus, findet der Hobby-Meteorologe. Im April hätten sie eher denen vom Mai entsprochen, mittlerweile fühle es sich fast nach Juli an.

Volgnandt würde sich übrigens eine Westwetterlage wünschen, die frische Luft vom Atlantik zu uns bringt. Ein wenig kühler und wechselhafter dürfte es dann werden, auch einige Schauer könnten dabei sein. Eine solche Kaltfront sieht Stefan Ochs herannahen. Der Herzogenauracher, der als "Wetterochs" im Internet Prognosen für die Region abgibt, geht davon aus, dass uns der Wetterumschwung von Montag auf Dienstag erreicht.

 

Der Landwirt

Wenn Johannes Strobl auf einem seiner Äcker rund um Greimersdorf bei Cadolzburg steht, sieht er erste Spuren der anhaltenden Trockenheit der vergangenen Wochen. Die Ähren seines Weizens etwa fallen kleiner aus als normalerweise, was am Wassermangel liegt. Die Gerste, die bei seinen Kollegen auf den Feldern wächst, verfärbt sich schon gelb — ein Zeichen dafür, dass sie bald gedroschen werden kann. Rund zwei Wochen früher als normalerweise. Lebenswichtiges Nass vermissen auch Mais und Rüben, wobei Strobl in beiden Fällen zuversichtlich ist. "Da ist noch alles offen. Wenn es demnächst regnet, können die Pflanzen den Wassermangel noch ausgleichen."

Sorgenfalten treibt ihm dafür sein Wald auf die Stirn. 14 Hektar Forst bewirtschaftet er, und zumindest an den Südlagen beobachtet er zunehmend rot verfärbte Kiefern. Ihnen setzen Hitze und Trockenheit extrem zu — nicht zuletzt, weil sie bereits in den vergangenen Sommern sehr gelitten haben, auch unter Schädlingen. Weil die Wasserversorgung gerade im Raum Cadolzburg Strobls Ansicht nach immer prekärer wird, denken manche seiner Berufsgenossen schon über Bewässerung nach — oder praktizieren sie bereits. Fritz Stiegler in Gonnersdorf etwa nutzt eine Leitung vom sogenannten Beregnungsverband Cadolzburger Farrnbachgrund für seine Haselnusssträucher. Ende der 90er Jahre entstanden hierzu fünf Regenrückhaltebecken mit Rohren zu den Nutzflächen. Getreide allerdings, schränkt Strobl ein, lässt sich damit nicht versorgen. "Das ist nur für Sonderkulturen rentabel."

 

Der Kleingärtner

Morgens zwischen 7 und 8 Uhr findet man Dieter Freier in seinem Kleingarten. Ausgerüstet mit Gartenschlauch und Mörteleimern, hilft er seinen Pflanzen, der Trockenheit zu trotzen. 300 Quadratmeter groß ist seine Parzelle in der Kleingartenanlage Espan II, deren Vorsitzender er ist. Auf jeweils einem Drittel wachsen dort Rasen sowie Zier- und Nutzpflanzen. Die beiden Letzteren versorgt Freier regelmäßig mit wichtigem Nass — die Regentonne allerdings ist schon lange leer, so dass er auf Leitungswasser zurückgreifen muss. "Der Rasen muss ohne Wasser auskommen", sagt er. Er verfärbe sich deshalb gelb, bei Regen allerdings wachse er gleich wieder grün nach.

Damit die Feuchtigkeit auch dort ankommt, wo die Gewächse sie brauchen, greift er auf einen Trick zurück. Er stülpt einen Zehn-Liter-Mörteleiner ohne Boden über die Pflanzen, die besonders durstig sind, also etwa Gurken und Zucchini. Dann füllt er ihn mit Wasser auf, was zur Folge hat, dass dieses langsam in das Erdreich einsickert und direkt an den Wurzeln ankommt. "Auf dem sandigen Boden perlt das Wasser sonst einfach ab", erklärt er. Auch Hochbeete seien bei Trockenheit ideal. Weil sie mit Kompost und Humus gefüllt sind, saugen sie sich nach dem Gießen voll wie ein Schwamm.

Dank seiner Gießmethode mit dem Eimer ist ihm um eine horrende Wasserrechnung nicht bang. "Sie wird sicher etwas ansteigen, aber noch im Rahmen liegen."

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