Der Sommer sorgt für Gestank

24.8.2016, 16:00 Uhr
Der Sommer sorgt für Gestank

© Foto: Berny Meyer

Ein Hinterhof irgendwo in Fürth. Die Restmülltonne lebt. Anfang August machte sie sich mit einem beißenden Geruch bemerkbar. Da war der Zenit noch gar nicht erreicht. Wer dachte, mit der nächsten Leerung wäre das Thema erledigt, der hatte den drei Zentimeter dicken Bodenbelag auf dem Grund des Gefäßes unterschätzt.

Die mit Müll gefüllten Beutel landeten im Bauch des städtischen Fahrzeugs, der Gestank blieb. Was müssen das für harte Kerle sein, die in den Sommermonaten diesen verschärften Bedingungen ausgesetzt sind? „Das wundert mich nach 15 Jahren noch“, gibt Christian Thamm zu.

Der Betriebsmeister am Amt für Abfallwirtschaft ist der direkte Vorgesetzte der Mülllader und hat einen reinen Bürojob. Aber er weiß aus vielen Gesprächen mit seinen Leuten: „Irgendwann riecht man das nicht mehr.“ Trotzdem zollt er jedem von ihnen Respekt: „Die sind hart wie Butter.“ Keiner schmiere sich irgendwelche Riechpasten unter die Nase, „niemand kam bisher von der Tour mit grünem Gesicht zurück“. Bei „Extrembeispielen“ allerdings redet man im Kollegenkreis durchaus über diese olfaktorische Herausforderung.

Tickende Zeitbomben

Die vermeidbar wäre, wenn sich jeder Fürther an die Regeln hielte. Denn: „Die Behälter sollten eigentlich regelmäßig gereinigt werden“, mahnt Thamm. Und doch nimmt die Stadt sie alle mit. Für Gestank sorgen aber nicht nur Babywindeln, die gerade im Hochsommer zu tickenden Zeitbomben werden. Thamm weiß: Der Inhalt, egal welcher Art, riecht nun einmal zwischen zwei Abholterminen nach 14 Tagen.

Ärgerlich aber sei das Thema Biotonne: „Es liegt an der falschen Befüllung.“ Rohe Fleisch- und rohe Fischreste dürfen ebenso wenig hinein wie verpackte Lebensmittel. In manchen Kommunen müssen auch gekochte Essensreste mit Fleisch, Wurst oder Fisch, tierische Abfälle und Knochen draußen bleiben - in Fürth allerdings dürfen sie in die Biotonne geworfen werden. Sie sollen aber zur Vermeidung von Geruchsbelästigung und Ungeziefer möglichst gut in Zeitungspapier eingewickelt werden, damit nicht alles miteinander vor sich hingammelt.

Immerhin zeigt die Statistik: „Der Biomüll wird seit rund zehn Jahren weniger“, sagt Susanne Grünbaum, Thamms Vorgesetzte und Leiterin des Fürther Amtes für Abfallwirtschaft. Da auch Rest- und Papiermüll zurückgeht, folgert sie daraus: „Die Stadt wächst, aber es gibt weniger Müll.“ Und trotzdem hat sich für private Anbieter ein lukrativer Geschäftszweig entwickelt: die professionelle Mülltonnenreinigung. Grünbaum will kein Unternehmen beim Namen nennen, um nicht Werbung zu machen. Aber in den Gelben Seiten oder über Google findet man auf Anhieb mehrere Firmen.

Zwei- bis dreimal im Jahr, meint Thamm, könne man sich das schon leisten; 12,50 Euro verlangt etwa ein Anbieter, der mit einer riesigen Waschmaschine auf der Ladefläche eines Lkws vorfährt und sich die Gefäße einverleibt. Die Stadt selbst könne diese Dienstleistung nicht anbieten, zu hoch wären die Kosten, „allein so ein Fahrzeug kostet 300 000 Euro“, weiß Thamm. Nur kaputte Behälter wäscht die Stadt selbst.

Vorbild Burgfarrnbach

„Grundsätzlich“, richtet er einen Appell an die Fürther, „tut sich jeder selbst einen Gefallen, wenn er die Tonne sauber hält.“ So denken vor allem Bewohner von Einfamilienhäusern wie in Burgfarrnbach, in denen sich jeder selbst um seine Tonne kümmert. Geschlampt werde in Mehrparteienhäuser, die zu klein sind für einen Hausmeister, der sich um derlei Dinge kümmert. „Da fühlt sich oft niemand zuständig“, glaubt Grünbaum. Und die Mülllader müssen es ausbaden.

Der Artikel wurde am 24. August aktualisiert. Ursprünglich hieß es fälschlicherweise, dass Essensreste mit Fleisch nicht in die Biotonne dürfen. Wir haben den Fehler korrigiert: Jede Kommune entscheidet darüber für sich - in Fürth ist das erlaubt.

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