Der Tag, an dem die Welt gebaut wurde

22.8.2009, 00:00 Uhr
Der Tag, an dem die Welt gebaut wurde

© Meyer

Den FN ist das Geschehen ein Kommentar wert, in dem sie das Rathaus aufrufen, dem Verein doch endlich unter die Arme zu greifen: «Die SpVgg ist ein Teil dieser Stadt und kein lästiger Fremdkörper.»

Als lästigen Fremdkörper empfinden wenige Tage später die Fans des FC Memmingen Schiri Manfred Amerell. Memmingen verliert in der Fußball-Bayernliga 1:4 gegen Fürth und Amerell soll Schuld daran sein. «Noch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff warteten wütende Fans an der Tür auf sein Erscheinen», schreiben die FN. Die Polizei sorgt dafür, dass Amerell ungeschoren bleibt und - was die Memminger zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen können - Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre 66 Bundesliga-Spiele pfeifen wird.

Nicht so glimpflich kommen sieben Fürther Brieftauben davon. Eine Gruppe junger Männer raubt sie aus einem Schlag und bereitet sich zu Hause Taubenragout. Die Polizei kommt den Dieben auf die Schliche und präsentiert ihnen die Rechnung des erbosten Züchters. Sieben Stück Geflügel macht 2000 Mark. Die Täter hatten sich ausgerechnet wertvolle Rassetauben ausgesucht.

Gar nicht erst auf dumme Gedanken können die rund 60 Mädchen und Buben kommen, die sich dem Ferienprogramm anvertraut haben. Als Höhepunkt steht ein Besuch im Rathaus an. Die FN - offenbar vom Sommerloch gebeutelt - entsenden einen Reporter, der die Kinder begleitet. Im Sitzungssaal stellen sie Bürgermeister Horst Weidemann Fragen wie «Wie lang ist Fürth?» und «Wann ist die Welt gebaut worden?». Weidemann versucht erst gar nicht, sich als Herrgott auszugeben, sondern sorgt mit der Auskunft, Fürth habe 100 000 Einwohner, für ein Raunen im Publikum («Was so viele Färdder gibt es?»). Danach zieht die Kinderschar weiter zur Polizeidirektion. Dort will ein Mädchen wissen, ob der Polizeihund im Einsatz Blaulicht auf dem Rücken hat, ein anderer erkundigt sich, was die beiden Kerle in der Zelle auf dem Kerbholz haben. Der Polizeisprecher schweigt lieber.

Auch der Zirkus Althoff bemüht sich, bei seinem Gastspiel in Fürth das Sommerloch zu füllen. Der Zirkusdirektor erklärt den FN, wie toll ein Leben für den Zirkus ist. «Wer einmal das Sägemehl aus der Manege im Hosenumschlag gehabt hat, den lässt der Zirkus nicht mehr los.»

Stadträtin Erika Jahreis, «Pflegerin» des Stadtwaldes, darf in der Zeitung ein Loblied auf die grüne Lunge Fürths anstimmen. Trimm-dich-Pfad, Waldlehrpfad - alles ganz fantastisch. Jahreis: «Die Fürther lieben ihren Stadtwald und sind auch bereit, etwas dafür zu tun.» Oder anders gesagt: Wer einmal Kiefernnadeln in seinem Hosenumschlag gehabt hat, den lässt der Stadtwald nicht mehr los.