Die deutsche Stimme des Snooker

28.8.2011, 16:00 Uhr
Die deutsche Stimme des Snooker

© André De Geare

Bei einer Umfrage nach dem bekanntesten Deutschen in der Snooker-Szene würden die meisten Antworten lauten: Rolf Kalb. Hypothetisch zwar und vor allem kein Ruhmesblatt für die deutschen Protagonisten dieses Billardspiels mit  22 Kugeln, aber ziemlich wahrscheinlich. Der 51-jährige Fernseh-Kommentator bei Eurosport ist als „deutsche Stimme des Snooker“ nicht nur unverkennbar, sondern per Mikrofon seit 1989 am Aufschwung dieser Randsportart in Deutschland maßgeblich beteiligt.

Wiederholt war er in Fürth als Hallensprecher zu Gast. „Geträumt habe ich davon seit Jahren, denn der SSC Fürth mit Thomas Cesal an der Spitze war ein Türöffner, hat viel bewegt, nicht nur in Deutschland. Das German Masters in Berlin wäre ohne Fürth nicht möglich geworden.“

Und noch schöner war es für ihn und die Fans vor Ort und vor den Bildschirmen, dass er gleich am ersten Abend ein Maximumbreak, das Nonplusultra von 147 Punkten in einer Aufnahme, von Ronnie O’Sullivan kommentieren durfte. Das 78. in der Snooker-Historie und das elfte des Engländers, der damit die Rangliste anführt.

Rolf Kalb lässt sich davon nicht beeinflussen, er macht seine Arbeit nach über 20 Jahren Erfahrung mit profundem Wissen rund ums Spiel und die Spieler unaufgeregt, aber immer noch mit Begeisterung. So wie Snooker eben ist für ihn und seine Fans: Kein Sport für kurze Zusammenfassungen, nichts im Zeitraffer. Ein Spiel, das sich entwickeln muss.

Entspannende Spannung also — „ein Sport der gegen den Zeitgeist punktet“, wie er in einem Interview der FAZ zitiert wurde; in einer Sportwelt, in der nichts schnell genug gehen kann.

Immer wieder die Regeln erklären

Mit sonorer Stimme, gleichermaßen unterhaltend und informierend lässt Kalb die Zuschauer teilhaben an seiner Faszination; bezieht sie ein und wird nicht müde, Neueinsteigern immer wieder die Regeln zu erklären.

Nicht immer ist er vor Ort wie in Fürth, oft kommentiert er aus dem Studio, was der Zuschauer aber meist nicht mitbekommt. Als einmal bei einer WM die Zuschauertribüne wegen eines Feueralarms geräumt werden musste und er in gewohnter Ruhe weiterkommentierte, schrieben ihm besorgte Zuschauer per E-Mail, „ich solle endlich da rauskommen“. Die Aufklärung ließ natürlich nicht lange auf sich warten, denn die Bedürfnisse und Interessen der Zuschauer genießen für Kalb Priorität.

„Für mich ist Snooker ein perfekter TV-Sport“, sagt der Quereinsteiger in den Journalismus, der mit 14 seinen ersten Bericht über ein Fußballturnier der D-Jugend für eine Lokalausgabe der Rheinischen Post schrieb — und prompt umschreiben musste. Er blieb trotzdem „mehr oder weniger nebenbei“ dabei, kam nach Abitur und Studium der Mathematik und Informatik als Pressesprecher der Deutschen Billard-Union zum Snooker und so zu Eurosport. „Denn Mathe war doch nicht so spannend“, gesteht er. Und wenn Snooker auch in den ersten Jahren „eher für einen neuen Schokoriegel als für eine Sportart“ gehalten wurde, seiner Begeisterung tat das keinen Abbruch.

Und wie sieht es mit den eigenen Fähigkeiten im Umgang mit dem Queue und den Kugeln aus? „Darüber decke ich lieber den Mantel des Schweigens. Nur so viel: Als Kommentator kann ich mehr erreichen als mit meinem Spiel.“