"Die Feuerwehr ist kein Schlüsseldienst"

29.7.2017, 14:00 Uhr

© Foto: Fritz-Wolfgang Etzold

Der Oberasbacher Stadtrat hat kürzlich entschieden, dass die Freiwilligen Feuerwehren Wespennester nur noch bei "Gefahr im Verzug" entfernen. Wie sehen Sie das, Herr Marx?

Dieter Marx: Oberasbach vollzieht damit offiziell nur das, was das Bayerische Feuerwehrgesetz besagt und die Leitstelle in Nürnberg ohnehin so handhabt. Wespennester zu beseitigen, zählt zu den sogenannten freiwilligen Leistungen. Die Kommune kann bestimmen, ob ihre Wehren das machen oder nicht. Ansonsten kommt die Feuerwehr eben nur bei Gefahr im Verzug.

 

Was bedeutet das?

Marx: Eine solche Situation wäre gegeben, wenn jemand Allergiker ist oder Kinder bzw. Senioren gefährdet werden, wenn sich die Nester also in Krippen, Kindergärten oder Seniorenheimen befinden würden. Der Kollege, der den Notruf in der Rettungsleitstelle entgegennimmt, fragt da schon nach. Ansonsten muss der Bürger einen privaten Betrieb oder einen Kammerjäger beauftragen.

 

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Wie sieht es mit der Ölspur auf der Straße aus?

Marx: Auch keine ganz einfache Sache. Zum einen kann eine Ölspur natürlich schnell gefährlich werden, speziell für Motorradfahrer. Aber die Beseitigung ist eigentlich Sache des Straßenbaulastträgers – also bei Kreisstraßen des Landkreises, bei Gemeindestraßen der Gemeinde. Nun gehört die Feuerwehr zur Gemeinde. Generell gilt: Wird der Verursacher ausfindig gemacht, muss er die Kosten des Einsatzes übernehmen. Das trifft auch dann zu, wenn Bürger sich daheim aussperren. Die Feuerwehr ist kein Schlüsseldienst, außer eine hilflose Person ist in der Wohnung oder der Herd ist an.

 

Greifen die Bürger im Landkreis zu schnell zum Hörer?

Marx: Wegen – ich formuliere es einmal so – Lappalieneinsätzen werden wir schon viel angerufen. Ich erinnere mich an einen Kanarienvogel hinter der Einbauküche; eine Katze, die im Fenster eingeklemmt war; oder ein paar Karpfen, die ein Landwirt beim Abfischen in seinem Weiher vergessen hatte. Neulich kam ein Notruf, ein Baum liege auf der Straße. Als die Feuerwehr ihn vor Ort gesucht hat, fand sie nur einen Ast. Ich denke, dieses Verhalten ist ein Stück weit auch den modernen Kommunikationsmitteln geschuldet, das Handy ist halt immer dabei.

 

Was würden Sie sich wünschen?

Marx: Ein wenig gesunden Menschenverstand, um die Situation einzuschätzen, und Engagement. Einen Ast kann man eventuell, natürlich nur unter den notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, um sich und andere nicht zu gefährden, selbst von der Straße räumen. Wenn der Schlauch der Waschmaschine platzt, und man die Feuerwehr braucht, weil der Keller unter Wasser steht, ist das vielleicht fahrlässig und damit kostenpflichtig. Man muss seine Geräte eben auch mal kontrollieren. Und, damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich rückt die Feuerwehr an, um die Katze vom Baum oder dem Dach zu holen. Menschen- und Tierrettung führt das Feuerwehrgesetz genauso an wie Brand, Unfallgefahr oder Absperrmaßnahmen.

 

Sind Fehlalarmierungen eigentlich ein Problem im Landkreis?

Marx: Unsere Feuerwehren hatten im vergangenen Jahr 1269 Einsätze, davon waren 94 Fehl- oder Blindalarmierungen. Beispielsweise schlägt die Brandmeldeanlage in einer Firma an, weil sie nicht richtig gewartet oder nicht abgeschaltet wurde, während in unmittelbarer Nähe Flex-Arbeiten stattfinden. Kürzlich hatten wir einen Anruf, weil jemand Rauch und Flammenschein wahrgenommen hatte. Als die Feuerwehr kam, war klar, es handelt sich um ein Sonnwendfeuer. In so einem Fall hat niemand etwas zu befürchten, schließlich ist das eine Alarmierung im guten Glauben. Die Bürger sollen anrufen, wenn sie glauben, etwas bemerkt zu haben.

 

Bis Ende des Jahres müssen alle Bestandsgebäude in Bayern mit Rauchmeldern ausgestattet sein. Werden die Fehlalarme dann zunehmen?

Marx: Das befürchte ich schon. Ich empfehle deshalb in jedem Fall, in Geräte zu investieren, deren Batterien zehn Jahre halten. Denn der Rauchmelder schlägt auch dann an, wenn die Stromversorgung schwächer wird.

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