„Die Jugend in Stein ernst nehmen“

25.1.2015, 13:00 Uhr
„Die Jugend in Stein ernst nehmen“

© Foto: Pfrogner

Frau Stanin, Stein ist die älteste Kommune im Landkreis. Der Altersdurchschnitt liegt bei 63 Jahren. Was hat eine Jugendreferentin angesichts dieser Zahlen überhaupt zu tun?

Gabriele Stanin: Auch wenn wir den demografischen Wandel in der Stadt ganz deutlich erleben, dürfen wir dennoch nicht ausgerechnet bei den Jugendlichen das Sparen anfangen. Einrichtungen und Angebote müssen bestehen bleiben, wir dürfen diese Altersgruppe nicht aufgeben. Es klingt banal, ist aber wahr: Die Jugend ist unsere Zukunft.

 

In Stein gibt es sehr viel organisierte Jugendarbeit, aber die Stadt leistet sich auch ein offenes Angebot im Jugendhaus am Weihersberg. Ist das Luxus für eine kleiner werdende Bevölkerungsgruppe?

Stanin: Auf keinen Fall. Als Jugendreferentin setze ich mich entschieden für den Erhalt des offenen Angebotes ein. Es spricht Jugendliche an, die sich keinem Verein oder Verband anschließen wollen. Wer die Angebote am Weihersberg nutzt, geht keine Verpflichtung ein. Viele Erwachsene wissen auch nicht, welch wertvolle Arbeit dort im Hintergrund läuft, wie viele Gespräche und Beratungen dort stattfinden. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass es so einen Anlaufpunkt gibt.

 

Sie selbst haben schon erwachseneSöhne. Wie eng ist Ihr Kontakt zur Jugend?

Stanin: Ich arbeite seit vielen Jahren als Erzieherin im Katholischen Kindergarten Albertus Magnus in Stein, dort bin ich eine von zwei Leiterinnen. Der Kontakt zu den Mädchen und Jungen reißt nach der Kindergartenzeit oftmals nicht ab. Ich kenne viele Jugendliche aus der Stadt, komme immer wieder mit ihnen ins Gespräch, erfahre, was sie so machen, höre von schönen Ereignissen oder Sorgen. Ich denke, meine Beziehung zu der jungen Generation ist gut.

 

Sie verstehen sich als Team-Playerin. Wie setzen Sie das um?

Stanin: Wir haben zwei junge Stadträte, Verena Krömer von der Steiner Bürgergemeinschaft und Florian Hechtel von der CSU. Mit beiden möchte ich eng zusammenarbeiten. Ich informieren sie über meine Besuche, sei es in den Schulen oder in den Nachwuchsgruppen von Vereinen. Wenn die beiden Zeit haben, können sie mich begleiten. Transparenz ist mir bei meiner Aufgabe ganz wichtig. Auch Bürgermeister Kurt Krömer und meine übrigen Stadtratskollegen unterrichte ich regelmäßig über meine Termine und Gespräche. Wir alle sind schließlich ein Team, und nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Parteipolitik hat in der Jugendarbeit gar nichts zu suchen. Das ist mir, seit ich Jugendreferentin bin, noch deutlicher geworden.

 

Was möchten Sie erreichen?

Stanin: Ich wünsche mir eine Stadt, in der es neben altersübergreifenden Aktivitäten auch spezifische Angebote für alle Generationen gibt. Auf jeden Fall soll die offene Jugendarbeit erhalten bleiben. Vorstellen kann ich mir sehr gut die verstärkte Kooperation mit benachbarten Jugendhäusern über den Kreisjugendring. In Stein selbst sollte das Ziel ein Jugendbeirat mit einem Sprechergremium sein.

 

Planen Sie eine Versammlung der jungen Bürger?

Stanin: Ja für alle jungen Steiner, im Alter zwischen zehn und 17 Jahren. Dabei sollte im besten Fall ein Sprecher oder ein Sprechergremium gewählt werden. Besonders wichtig ist mir, dass man die Jugendlichen von Seiten der Politik ernst nimmt, sonst machen solche Versammlungen keinen Sinn. Das bedeutet zum Beispiel, wenn ein neuer Spielplatz oder Bolzplatz entsteht, dann sollte nicht einfach von der Verwaltung geplant werden, sondern die Jugendlichen sollten ihre Ideen einbringen können und sich an der Umsetzung beteiligen.

 

Womit sind Sie aktuell am meisten beschäftigt?

Stanin: Ich bin noch bei der Bestandsaufnahme. Nach und nach frage ich ab, was gibt es in der Stadt überhaupt, reicht das Angebot? Wie sehen Spiel- und Bolzplätze aus? Außerdem lerne ich immer noch Neues hinzu. Interessante Impulse gab mir die Familienkonferenz des Landkreises, bei der es um den demografischen Wandel ging.

 

Welche Idee haben Sie, die rasch umgesetzt werden könnte?

Stanin: Zunächst ein Appell an alle Erwachsenen: Denkt daran, wie es bei Euch selbst war, als Ihr jung ward. Wenn Jugendliche sich irgendwo treffen, da wird geredet, gelacht, vielleicht wird es mal ein bisschen lauter. Erwachsene sollten bitte toleranter sein. Die Jungbürgerversammlung hoffe ich, noch in diesem Jahr realisieren zu können.

 

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