Die Kiefer im Landkreis schwächelt

21.7.2016, 13:00 Uhr
Die Kiefer im Landkreis schwächelt

© Foto: Hans G. Esterl

Was ist mit den Kiefern passiert?

Dumpert: Unter dem Rekordsommer 2015 mit über Wochen anhaltend hohen Temperaturen und Trockenheit hat der Wald gelitten. Insbesondere die Kiefer, Hauptbaumart im Landkreis Fürth und eigentlich sehr stabil, hat Schaden genommen. Zurzeit ist die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, die Forschungseinrichtung der bayerischen Forstverwaltung, dabei, genauer zu untersuchen, was passiert ist.

 

Was können Sie denn bisher darüber sagen, was mit der Kiefer geschehen ist?

Dumpert: Vor allem auf toniger, schwerer Erde hat sie offensichtlich massiv gelitten. Die Feinwurzeln der Bäume, die das Wasser aus dem Boden ziehen, sind gerissen. Ist ein Baum geschwächt, ist er auch anfälliger für Schädlinge wie den Prachtkäfer, für Pilzbefall oder für Parasiten wie die Mistel. Während der Baum auf Trockenheit reagiert, indem er weniger Wasser verdunstet, saugt ihn die Mistel immer weiter aus. Das ist fatal, wenn sie einen Baum in größerer Zahl befallen hat.

 

Seit wann beobachten Sie das Schadensbild?

Dumpert: Erste Anzeichen waren bereits im vergangen August auszumachen. Bis in den Herbst wurde es dann massiver. Wir hatten Waldbesitzer, die haben im Winter zwei Samstage Holz gemacht und hatten hinterher den Eindruck, es werden nicht weniger rote Kiefern, sondern mehr. Sprich: Sie mussten einsehen, dass sie nicht hinterherkommen würden ohne Unterstützung.

 

Wann ist eine Kiefer nicht mehr zu retten?

Rößler: Ich markiere die Bäume mittlerweile schon fürs Fällen, wenn ich nur einen trockenen Ast in der Krone sehe. Oft genug haben wir jetzt schon erlebt, dass wir nur zwei Wochen, nachdem wir ein Waldstück durchforstet haben, wieder von vorne hätten anfangen können. Bäume, die eben noch ganz vital dastanden, werden binnen kürzester Zeit dürr.

 

Waldarbeit ist in der Landwirtschaft eigentlich Winterarbeit, jetzt haben die Bauern anderes zu tun.

Dumpert: Ja, das ist so. Trotzdem raten wir dringend, die Wälder regelmäßig abzugehen und ausgefallene Kiefern zeitnah zu fällen.

 

Warum?

Rößler: Das Kiefernsterben hält an. Wer noch etwas von den Bäumen haben will, muss schnell reagieren. Fällt die Rinde ab, dringt der Pilz ins Holz ein und die Stämme verfärben sich blau. Dann ist das Holz nur noch als Brennholz zu gebrauchen. Frisch gefällt, können wir es als Nutzholz vermarkten.Und derzeit ist die Kiefer am Markt noch gefragt.

 

Und wenn der Bauer keine Zeit hat, weil er gerade die Wintergerste dreschen muss?

Rößler: Dann hilft die Forstbetriebsgemeinschaft. In einem Waldstück bei Stein-Gutzberg haben wir die Durchforstung für den Eigentümer komplett übernommen. Auf einer Fläche von etwa neun Hektar muss etwa ein Drittel des Bestandes raus. Dort haben wir sogar einen Wendehammer geschottert, damit die Laster der Sägewerke das Holz ganzjährig abfahren können, was wir gewährleisten müssen. Nach fünf Tagen Einsatz hat der Harvester jetzt gerade ein Sechstel des Bestands durchforstet. Insgesamt werden hier etwa 600 bis 700 Festmeter Holz entnommen.

 

Was muss sich der Laie darunter vorstellen?

Rößler: Ein Festmeter ist ein Kubikmeter Holz, im Gegensatz zur Einheit Ster ohne Zwischenräume. Etwa 25 Festmeter passen auf einen Lkw. Das ist also schon eine Menge Holz, die hier anfällt.

 

Und mit wie viel Holz aufgrund der Trockenheit des Vorjahres ist im Landkreis zu rechnen?

Rößler: Im Frühjahr hab’ ich noch gesagt, ein Festmeter pro Hektar, aber das wird nicht reichen. Mittlerweile gehe ich von bis zu vier Festmetern pro Hektar aus, auf den 4800 Hektar Waldgebiet in unserem Vereinsbereich in Fürth insgesamt also von bis zu 20 000 Festmetern Kiefernholz.

 

Rechnet sich das Durchforsten mit der FBG denn überhaupt für den Waldbesitzer?

Rößler: Die Kosten richten sich nach den gefällten Festmetern. Wir stellen dem Waldbesitzer 17 bis 20 Euro plus Steuer pro Kubikmeter in Rechnung. Selbst beim Festmeter Brennholz bleibt unterm Strich noch ein Gewinn. Quer durch alle Sortierungen und Arten waren das in der Vergangenheit im Schnitt immer zwischen 35 und 38 Euro pro Festmeter.

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